06.08.2013 Aufrufe

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Nach heftigen innerparteilichen Debatten beschloss die Linkspartei auf einem<br />

Sonderparteitag mehrheitlich mit folgenden Forderungen in die Sondierungsgespräche<br />

zu gehen: keine Privatisierungen der öffentlichen Daseinsvorsorge, keine<br />

Studiengebühren, Einstieg in den öffentlich geförderten Beschäftigungssektor<br />

(ÖBS), Einstieg in die Gemeinschaftsschule, kostenfreie Kita und ein Landesprogramm<br />

gegen Rechtsextremismus. Diesen Forderungen stimmte die SPD in den<br />

Sondierungsgesprächen zu. Der Sonderparteitag der Berliner Linkspartei im Dezember<br />

2006 votierte mit großer Mehrheit für die Fortsetzung der Koalition.<br />

Erstmalig wurde jeder einzelne Schritt auf dem Weg in die neue Koalition mit<br />

der Parteibasis, den Parteigremien auf Bezirks- und Landesebene, den Mandatsträgerinnen<br />

und trägern aus den Bezirken, den Abgeordneten der Fraktion des<br />

Abgeordnetenhauses, den Mitgliedern in der Regierung diskutiert, bevor die Entscheidungen<br />

getroffen wurden, bevor der Parteitag nun auf einem deutlich höherem<br />

Niveau die Frage nach der Fortsetzung der rot-roten Koalition diskutierte und<br />

entschied. Für ungeklärte Fragen wie Verkauf der Gewerbeansiedlungsgesellschaft<br />

(GSG) und Erhöhung der Wasserpreise wurden zusätzlich parteiöffentliche<br />

Foren organisiert.<br />

Dass diese neue partizipative und transparente Kultur der Berliner Linken<br />

immer wieder neu durchgesetzt werden muss, dass sie anfällig bleibt, zeigt<br />

der Umgang mit der Aufhebung des Ladenschlussgesetzes. Das Problem hierbei<br />

waren weniger die Inhalte dieser Regelung – die realen Ladenöffnungszeiten<br />

entsprachen bundesweit und ebenso in Berlin längst nicht mehr der bestehenden<br />

Gesetzeslage –, sondern es wurde zum bundespolitischen Symbol für die vermeintliche<br />

Fortsetzung neoliberaler Politik und für schnelle Entscheidungen an<br />

den Parteigremien, einschließlich des Berliner Landesvorstandes, vorbei.<br />

Alternative Projekte und reale Umsetzungen<br />

Bis 2006 standen die Gestaltungsziele linker Politik unter dem Diktat einer extremen<br />

Haushaltsnotlage und der deshalb eingereichten Klage. Das hieß konkret,<br />

dass alles, was Berlin an sozialer Infrastruktur, als so genannte Ausstattungsvorsprünge,<br />

besaß, wo sich die Linkspartei nicht durchsetzen konnte, sozial gestaffelt<br />

abgebaut wurde. Dennoch lässt sich linke Regierungspolitik in Berlin nicht auf<br />

eine sozial ausbalancierte Sparpolitik reduzieren. Sie war auch ein Versuch sich<br />

gegen den neoliberalen Mainstream zu behaupten. Und dies vor dem Hintergrund<br />

komplizierter Beziehungen zu den Gewerkschaften und schwachen sozialen Bewegungen<br />

34 . Die hier skizzierten Gestaltungsziele und realen Umsetzungen sollen<br />

nur beispielhaft für unterschiedliche Ansätze, Erfolge und Probleme stehen.<br />

34 Nach dem Ausklang der Montagsdemonstrationen und den Studentenprotesten gegen Studiengebühren und Studienkonten<br />

2004/2005, an denen sich die PDS beteiligte und die sie unterstützte, gab es in Berlin keine nennenswerten<br />

sozialen Bewegungen, das Wirken einzelner Initiativen blieb weitgehend marginal. Anders dagegen die<br />

partei- und organisationsübergreifenden Initiativen gegen Rechtsextremismus und Versuche der NPD, das Versammlungsrecht<br />

wie am 8. Mai 2005 zu missbrauchen.<br />

181

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!