Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
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Bleibt in diesem Zusammenhang die Frage nach der Einflussnahme von außen<br />
auf das neue Projekt. Hier wird von Akteuren an erster Stelle auf Gewerkschafter<br />
verwiesen. »Es gab einen Einfluss, das war ja ganz offensichtlich. Die WASG ist<br />
ein Gewerkschaftsverein, jedenfalls weitgehend.« (E1) Einfluss sei auch gezielt<br />
durch höhere Gewerkschaftsfunktionäre ausgeübt worden, und »es gibt bei den<br />
organisierten Arbeitnehmern einen Druck darauf, dass sich die Kräfte links von<br />
der CDU einigen.« (F4) Von Seiten anderer Parteien, insbesondere der SPD, gäbe<br />
es vermutlich eher eine intensive Beobachtung und einen indirekten Versuch der<br />
Einflussnahme 25 , wie beispielsweise an der Mindestlohnkampagne abgelesen werden<br />
könnte, aber nicht auf die Parteibildung selbst.<br />
An zweiter Stelle werden Akteure und Organisationen aus dem Bewegungsbereich<br />
genannt. Friedensbewegung, attac, Verbände und Organisationen, auch vereinzelt<br />
Künstler hätten, insbesondere im Wahlkampf, ihre Ansprüche artikuliert.<br />
Von einer Reihe von Akteuren wird auch der negativ bewertete Einfluss linker<br />
Kleinstorganisationen und -parteien genannt. Diese Bestrebungen seitens DKP,<br />
MLPD, SAV usw. würden dazu dienen, nicht noch mehr in die Bedeutungslosigkeit<br />
abzudriften. Der Parteibildungsprozess wird beeinflusst, »zum Teil versuchen<br />
die Sektenmilieus sogar, ...ihn zu okkupieren und das mit mehr oder weniger<br />
großem Erfolg, aber auf jeden Fall so stark, dass man sagen kann, die haben im<br />
Schiff, das jetzt in See sticht, eine Kabine gebucht.« (E6)<br />
»Es gibt keine staubfreie Politik.« (E1) – Die internen Konflikte im Parteibildungsprozess<br />
Wohl niemand hat erwartet, dass sich ein Zusammenschluss der beiden politisch<br />
und kulturell unterschiedlichen Quellorganisationen und ihrer Mitglieder einfach<br />
gestalten könnte. In der Berichterstattung wird die geräuschlose Arbeit der Bundestagsfraktion<br />
und die Durchführung der Parteitage im März und Juni 2007<br />
u. a. damit erklärt, das fast alles »dem strategischen Primat der Vereinigung« untergeordnet<br />
wurde, die »zentralen Fragen ... allesamt durch Formelkompromisse<br />
›gelöst‹« worden seien und damit »noch ein langer und programmatisch schwieriger<br />
Prozess« bevorstünde 26 . Trotz der Ausblendung existierender Konflikte gegenüber<br />
dem Ziel der Vereinigung sind den befragten Akteuren ausreichend Konfliktpotenziale<br />
und offene Streitpunkte bewusst, und es wird davon ausgegangen,<br />
dass »das eine Auseinandersetzung ist, die noch laufen wird, die wahrscheinlich<br />
auch noch einige Jahre dauern wird.« (E1) Hinzu kommt, dass die Linke insge-<br />
25 An dieser Stelle soll nicht problematisiert werden, inwieweit alle Parteien sich wieder stärker dem Sozialen zuwenden<br />
bzw. nach links gerückt seien, ja in der gesamten Gesellschaft ein Linksruck stattfinden würde. Vgl. Jörg<br />
Lau: Viel Sehnsucht, viel Angst. In: Die Zeit, Nr. 33 vom 9. August 2007, S.3.<br />
26 Albert Scharenberg: Dem Morgenrot entgegen? In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 5/2007,<br />
S. 520 f.<br />
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