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Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

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Die ökologische Wende<br />

Die Erneuerung des Gemeinwesens kann auch ausgehend von der notwendigen<br />

Revolution des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur gestellt werden. Eine<br />

Verringerung des Einsatzes von fossilen Energieträgern um drei Viertel oder des<br />

Einsatzes von Primärrohstoffen um neun Zehntel ist nicht durch die technizistische<br />

Vervollkommnung der heutigen Produktions-, Konsumtions- und Lebensweise<br />

möglich. Gemeinschaftlichkeit der Nutzung, Langlebigkeit, Regionalisierung<br />

und Kommunalisierung von Produktion und Verbrauch, Dezentralisierung<br />

bei gleichzeitiger globaler kommunikativer Vernetzung gewinnen an Bedeutung.<br />

Gäbe es einen freien Wettbewerb darum, welche Unternehmensformen und<br />

welche Standorte den ökologischen Erfordernissen am Besten angepasst wären,<br />

würden viele Giganten der Gegenwart genauso erbarmungslos aussterben wie die<br />

Saurier vor 65 Millionen Jahren. Dafür würde das Angebot von ökoeffizienten<br />

Dienstleistungen, die Bereitstellung von Service und Funktion vor Ort und für den<br />

konkreten Zweck und auf begrenzte Zeit prämiert werden. 136 Egalitäre Naturnutzung,<br />

Regionalisierung, Durchsetzung des Konsens- und Suffizienzprinzips sind<br />

mit dem Finanzmarkt-Kapitalismus unvereinbar und zugleich unverzichtbare Bedingungen<br />

einer solidarischen Nachhaltigkeit. 137 Aber immer noch ist die ökologische<br />

Agenda nicht »umfassend mit den Fragen der sozialen Gerechtigkeit« 138 verbunden.<br />

Die Rückkehr der Eigentumsfrage 139<br />

Der Finanzmarkt-Kapitalismus hat die Eigentumsordnung der Bundesrepublik<br />

grundlegend verändert. Er hat die direkte und strikte Kontrolle der Vermögensbesitzer,<br />

vertreten zumeist durch Finanzfonds, über die Unternehmen durchgesetzt<br />

und den Staat radikaler als jemals zuvor seit 1945 den Interessen dieser Eigentümer<br />

untergeordnet.<br />

In den programmatischen Eckpunkten der Linkspartei heißt es: »In der Bundesrepublik<br />

verlangt das Grundgesetz, über Gesetze und Regeln sicherzustellen,<br />

dass das Eigentum dem Gemeinwohl dient. Die Artikel 14 und 15 des Grundgesetzes<br />

geben die Möglichkeit, der Zusammenballung von wirtschaftlicher Macht<br />

zu politischer Macht entgegenzuwirken. Demzufolge können Schlüsselbereiche<br />

der Wirtschaft in Gemeineigentum überführt werden. DIE LINKE erarbeitet<br />

konkrete Vorschläge, wie bestimmte Schlüsselbereiche der Wirtschaft und der Daseinsvorsorge<br />

zum Wohle der Allgemeinheit in öffentliche Eigentumsformen<br />

überführt werden müssen, um mehr demokratische Kontrolle und Gestaltung zu<br />

136 Klaus Dräger: Sozial oder marktradikal? Die Zukunft der Dienstleistungen im Europäischen Binnenmarkt. In:<br />

Sozialismus, Heft 1/2006, S. 9.<br />

137 Ulrich Schachtschneider: Soziale Nachhaltigkeit als konkrete Utopie. In: Utopie kreativ, Heft 196 (Februar<br />

2007), S. 138.<br />

138 Anthony Giddens: Warum die Ökologie kein grünes Thema mehr ist. In: Berliner Republik, Heft 3/2006, S. 6<br />

139 Vgl. dazu den Beitrag von Dieter Klein in diesem Buch.<br />

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