Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
litikfähigkeit von politischen Parteien und Bewegungen sind. Sie fußen auf programmatischen,<br />
kulturellen und emotionalen Gemeinsamkeiten, die die Grundlage<br />
für das Engagement der Akteure sind. Die Linkspartei steht insofern vor einer<br />
besonderen Situation, als hier nicht nur unterschiedliche Quellorganisationen,<br />
sondern auch heterogene politische Kulturen miteinander verschmolzen werden<br />
sollen. Zumindest potentiell ist das eine große Chance, die Vielfalt auch produktiv<br />
werden zu lassen.<br />
Auf die Frage nach dem Umgang mit unterschiedlichen Identitäten und Praxen<br />
werden, von jeweils einer relevanten Anzahl von Akteuren, verschiedene Vorschläge<br />
unterbreitet. Zusammenarbeit solle so gestaltet werden, »dass jeder diese<br />
Identität auch leben kann und dass man darüber in Kommunikation tritt« (F4). Unterschiedliche<br />
Herkünfte, Erfahrungen und Ansätze sollten als Bereicherung empfunden<br />
werden, das Gemeinsame gesucht und politikwirksam gemacht werden.<br />
Dabei müsse mitbedacht werden, ob die neue Partei nur aus zwei Teilen bestehen<br />
oder ob es Raum für unorganisierte Linke geben solle. Zugleich wird argumentiert,<br />
dass diese Prozesse nur an der Basis vor Ort stattfinden und gelöst werden<br />
könnten. Gemeinsame Praxis wie in Wahlkämpfen spiele eine große Rolle und<br />
auch eine Einstellung des gegenseitigen Respekts und der Bereitschaft voneinander<br />
zu lernen.<br />
Thematisiert wird die Problematik, dass eine Vier-Prozent-Partei in einer westdeutschen<br />
Stadt und eine Dreißig-Prozent-Partei im Osten ein erheblicher Unterschied<br />
sei, und »das erfordert erstens eine andere Art des Politikmachens und<br />
zweitens auch andere Akzente, die die Partei setzen muss« (E14). Dieser Spagat<br />
müsse ausgehalten werden, weil er auch mittelfristig unterschiedliche politische<br />
Profile prägen würde. Ob dies gelänge, sei eine offene Frage. Und so befürchten<br />
einzelne, die Prozesse könnten so stattfinden, dass nicht Gemeinsamkeiten, sondern<br />
Unterlegene hergestellt würden, »die dann vor der Alternative stehen, wollen<br />
sie in der Partei Unterlegene sein oder wollen sie rausgehen.« (E11) Sinnvollerweise<br />
ist der Linkspartei ein Weg der langsamen, moderierten Auseinandersetzungsprozesse<br />
– »also der ganze Handwerkskoffer der Konfliktbearbeitung« (G3)<br />
– zu empfehlen und sie sollte dem Rat folgen, »eher die Instrumentarien der<br />
Homöopathie als der Chirurgie (zu nutzen), um diese Kulturen zusammenzubringen«<br />
(E12).<br />
Die Partei versteht sich, wie zuvor bereits WASG und PDS, als links und pluralistisch.<br />
Dies setze eine gewisse Grundtoleranz unter Linken voraus, zumal die<br />
historischen Vorstellungen von Einheit der Partei gescheitert seien. Und, so formulieren<br />
es einzelne Akteure, notwendig sei es, neue Formen zu finden, um nicht<br />
nur das Austragen von Debatten auf breiter, differenzierter Grundlage zu ermöglichen,<br />
sondern Pluralität mit einer erkennbaren Parteilinie zu verknüpfen und<br />
auszubalancieren und nicht in Beliebigkeit abzugleiten. Problematisiert wird dabei,<br />
»dass es Gruppierungen gibt, die die Loyalität in ihrem eigenen kleinen Verein<br />
höher bewerten als die Loyalität zur Gesamtpartei ... und dann wie eine Partei<br />
76