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Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

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ermöglichen. DIE LINKE sieht im Vorhandensein unterschiedlicher Eigentumsformen<br />

eine Grundlage für eine effiziente und demokratische Wirtschaft anstatt<br />

den weiteren Weg der Privatisierung und Monopolisierung zu beschreiten.« 140 Vor<br />

allem wird auf die demokratische und gesellschaftliche Kontrolle der Rüstungsindustrie,<br />

die Kommunalisierung einer dezentral zu entwickelnden Energiewirtschaft<br />

und gesellschaftliche Verantwortung für jene Wirtschaftsbereiche verwiesen,<br />

»die auf Netze angewiesen sind und die Grundversorgung der Bevölkerung<br />

sicherstellen«. Das gelte »beispielsweise für die Bahn, für die Strom-, Gasund<br />

Wasserversorgung und den Telekommunikationsbereich« 141 . Die Bildung von<br />

privaten Monopolen und privater Machtkonzentration soll staatlich verhindert<br />

werden.<br />

Die Forderungen gehen aber darüber hinaus und betreffen Felder, die bei der<br />

Linken nicht unbedingt mit Eigentumsfragen verbunden werden. Der Finanzmarkt-Kapitalismus<br />

kann nur überwunden werden, wenn die immer schnellere<br />

Akkumulation von Geldkapital und Vermögenstiteln zurückgedrängt wird. Ersparnisse<br />

müssen in produktive Investitionen überführt werden, Unternehmen ihre<br />

Selbständigkeit gegenüber den Kapitalgesellschaften bewahren können. 142 Öffentliche<br />

Versicherungssysteme, ein öffentliches Banksystem mit starken Vorgaben<br />

für die Ausreichung von Krediten und eine Unternehmensreform, die sie als öffentliche<br />

Einrichtungen stärken, die vor allem jenen dienen, die in diese Betriebe<br />

mehr als nur Geld hineingesteckt haben – nämlich Arbeit, Lebenszeit, Zukunft.<br />

Vielleicht ist es aber auch an der Zeit, die ungeheuren sozialen und ökologischen<br />

Herausforderungen mit einer fundamentalen Idee Saint-Simons zu verbinden<br />

– mit der Vergesellschaftung des Kredits bzw. mit der öffentlichen Verfügung<br />

über den Kredit als gemeinschaftlicher Fonds, um den Unternehmen in einen innovations-<br />

und effizienzorientierten Wettbewerb treten 143 . Und es könnte der Punkt<br />

kommen, wo sich Keynes’ Vermutung als unabweisbare Notwendigkeit zeigt:<br />

»Ich denke mir…, dass eine ziemlich umfassende Verstaatlichung der Investitionen<br />

sich als das einzige Mittel zur Erreichung einer Annäherung an Vollbeschäftigung<br />

erweisen wird; obschon dies nicht alle Arten von Zwischenlösungen und<br />

Verfahren ausschließen muss, durch welche die öffentliche Behörde mit der privaten<br />

Initiative zusammenarbeiten wird.« 144 Die öffentliche Kontrolle über Investitionen<br />

und die Zinsentwicklung ist die Bedingung für die Überwindung des Finanzmarkt-Kapitalismus.<br />

140 Programmatisches Gründungsdokument der Partei Die Linke (http://die-linke.de/partei/dokumente/programmatische_eckpunkte/i_gemeinsam_fuer_eine_andere_politik/).<br />

141 Oskar Lafontaine: Freiheit durch Sozialismus. In: FAZ vom 9. Juli 2007, S. 5.<br />

142 Christoph Lieber: Politischer Quantensprung? Was ist neu an der neuen Linken. In: Sozialismus, Heft 3/2007,<br />

S. 39.<br />

143 Die saint-simonistische Lehre. In: Joachim Höppner, Waltraud Seidel-Höppner: Von Babeuf bis Blanqui. Französischer<br />

Sozialismus und Kommunismus vor Marx. Bd. II: Texte. Leipzig 1975, S. 161 f.<br />

144 John Maynard Keynes: Allgemeine Theorie der Beschäftigung, des Zinses und des Geldes. Berlin 1955 (zit. in:<br />

Rudolf Hickel: Keynes ist tot – Es lebe die Keynessche Theorie. In: Sozialismus, Heft 7-8/2006, S. 47).<br />

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