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Michael Brie, Cornelia Hildebrandt, Meinhard Meuche-Mäker - eDoc

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schen und wirtschaftlichen Alternativen. Die Bürgerinnen und Bürger kamen in<br />

Bewegung. Ihre Unzufriedenheit hörte auf, bloß resignativ zu sein.<br />

Dies alles sind unverzichtbare Voraussetzungen eines sozial-ökologischen und<br />

demokratischen Richtungswechsels. Sie gehen aus dem Zerfall der Vorherrschaft<br />

des Neoliberalismus hervor und schwächen oder negieren dessen Ansprüche. Es<br />

ist Aufgabe der Linken, dazu beizutragen, dass auch die positiven Elemente für einen<br />

sozialen und demokratischen Richtungswechsel der Politik entstehen können<br />

– vor allem die Schaffung breiter sozialer und politischer Bündnisse und das Bewusstsein<br />

von sinnvollen produktiven Alternativen zu der jetzigen Misere. Und es<br />

muss auch darum gehen, die neoliberale Einheitsfront der herrschenden Eliten<br />

aufzubrechen. Chancen dafür gibt es: »Denn auch das bürgerliche Lager behält in<br />

diesem Erosionsprozess … keine strukturelle Hegemoniefähigkeit und wird zunehmend<br />

inkonsistent. Wir können uns … auf einen wachsenden Widerspruch<br />

zwischen den Imperativen einer neoliberalen Ideologie und den wirklichen …<br />

Verhältnissen einstellen.« 3<br />

Wie unerwartet Veränderungen auftreten können, illustriert Frank Unger mit einer<br />

Darstellung des Beginns der großen Reformbewegung in den USA, dem New<br />

Deal: »Im Jahr 1932, inmitten einer großen Wirtschaftskrise, benutzte das Land<br />

eine demoralisierte und desorganisierte Demokratische Partei dazu, um die größte<br />

Wende auf dem Gebiet der politischen Rolle des Staates in der amerikanischen<br />

Geschichte herbeizuführen. Dies geschah nicht deswegen, weil die Demokratische<br />

Partei ein ideales Vehikel für diese Aufgabe war, sondern weil ein anderes Instrument<br />

nicht zur Verfügung stand. Die Wahlen von 1932 waren viel mehr als die<br />

Niederlage der bislang regierenden politischen Partei; sie waren durchaus so etwas<br />

Ähnliches wie die Niederwerfung einer herrschenden Klasse. Die Demokratische<br />

Partei wurde in den dreißiger Jahren das widerstrebende Instrument für eine<br />

Revolution, die sie weder geplant noch erzeugt hatte.« 4<br />

Gegenwärtig ringen sehr unterschiedliche politische Kräfte um Mehrheiten in<br />

der Bevölkerung der Bundesrepublik, darunter auch eine sich erneuernde soziale,<br />

politische und geistige Linke. Mehrheiten für einen Richtungswechsel der Politik<br />

sind nicht automatisch vorhanden, aber sie können bewusst geschaffen werden.<br />

Viele Bürgerinnen und Bürger, viele Initiativen und soziale Bewegungen sind aktiv<br />

geworden. Die Geschichte ist in Bewegung. Und auch: Geschichte muss bewegt<br />

werden.<br />

Immer wieder wird die These aufgestellt, dass es in Deutschland strukturelle<br />

Mehrheiten links von der Mitte gäbe. Dabei wird auf die Vertretung von SPD,<br />

Grünen und PDS bzw. der Partei DIE LINKE im deutschen Bundestag seit 1998<br />

verwiesen, die gemeinsam stets über 50 Prozent ausmachte. Diese parlamentari-<br />

3 Joachim Bischoff: Zukunft des Finanzmarkt-Kapitalismus. Strukturen, Widersprüche, Alternativen. Hamburg<br />

2006, S. 185.<br />

4 E. E. Schattschneider: The Semi-Sovereign People. New York 1960, S. 86, zit. in: Frank Unger: Amerika vor einem<br />

neuen »New Deal«? In: Sozialismus, Heft 7-8/2007, S. 52.<br />

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