Jahresbericht 2009/2010 - iAi
Jahresbericht 2009/2010 - iAi
Jahresbericht 2009/2010 - iAi
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
54<br />
12.08.<strong>2009</strong><br />
Innovationsmanagement<br />
Gute Ideen allein sind nicht viel wert<br />
von Johannes Pennekamp<br />
Innovationsmanagement<br />
Um auf dem Weltmarkt zu bestehen, suchen Unternehmen händeringend nach neuen Ideen. Darum<br />
boomt kaum ein Forschungszweig in der BWL so sehr wie die Innovationsforschung. Eine Innovation<br />
ist heute aber weit mehr als nur eine schöne Idee in der Produktentwicklung. Alles Neue muss sich im<br />
Unternehmen und auf dem Markt bewähren.<br />
Eine gute Erfindung alleine<br />
reicht nicht.<br />
KÖLN. 150 Ideen in 30 Minuten. Mit solchen Versprechen buhlen Agenturen<br />
und selbst ernannte Profis um das Vertrauen innovationshungriger<br />
Unternehmen. Und die zahlen gut für die vage Hoffnung auf Denkanstöße –<br />
sei es durch Trommelworkshops oder Meditationsseminare. Anscheinend<br />
glauben immer noch einige Unternehmer, dass innovative Ideen vom<br />
Himmel fallen, wenn man nur lange genug trommelt und meditiert.<br />
Wissenschaftler können darüber nur mit dem Kopf schütteln – sie wissen es<br />
längst besser: „Innovationen sind das Ergebnis von komplexen Prozessen,<br />
bei denen die Unternehmenskultur und die Einbindung verschiedener Unternehmensbereiche<br />
eine entscheidende Rolle spielen“, sagt Holger Ernst,<br />
Professor für Technologie- und Innovationsmanagement der WHU in<br />
Vallendar.<br />
Ernst, einer der forschungsstärksten BWL-Professoren im Land, steht stellvertretend für die wachsende Bedeutung<br />
der noch jungen Wissenschaftsdisziplin. Noch vor 20 Jahren war Innovationsforschung an deutschen<br />
Hochschulen ein Fremdwort. Heute befassen sich die meisten angesehenen Wirtschaftsfakultäten mit dem Management<br />
von Innovationen und neuen Technologien. An den renommierten US-Business-Schools gehört der<br />
Forschungszweig längst zum Standardprogramm.<br />
Traditionellen Bereichen wie Personal und Organisationen macht die neue Disziplin nach und nach den Rang<br />
streitig: „Bei der Academy of Management, einer der größten wissenschaftlichen Gesellschaften der Welt,<br />
wächst die Division Innovationsforschung mit Abstand am schnellsten“, sagt Ernst.<br />
Ausgangspunkt aller Forschung ist die Erkenntnis: Eine Innovation ist weit mehr als nur eine schöne Idee. „Auf<br />
die Umsetzung kommt es an“, sagt Bernd Kriegesmann, Chef des Bochumer Instituts für angewandte Innovationsforschung<br />
(IAI). Erst wenn ein neues Produkt oder ein neuer Organisationsablauf auf dem Markt etabliert<br />
sei, könne man von einer Innovation sprechen. Es geht also nicht nur um Forschung und Entwicklung, den Unternehmensbereich,<br />
den viele mit neuen Produkten assoziieren.<br />
Die Innovationsforscher versuchen herauszufinden, was gute von schlechten Innovationsideen unterscheidet<br />
und wie es Unternehmen gelingt, zum Vorreiter in ihrer Branche zu werden. Das Interesse an den wissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen ist groß, denn die Praxis zeigt: Nur jedes achte Innovationsprojekt schafft es bis zur Marktreife.<br />
Jedes zweite davon erweist sich nach kurzer Zeit als Flop und verschwindet wieder. „Die Erfolgsquote<br />
steigt, wenn von Anfang an verschiedene Unternehmensbereiche in die Entwicklung eingebunden werden“,<br />
sagt Ernst.<br />
Darum müssten Marketing und Vertrieb früh Marktforschung betreiben, um die Chancen zum Verkauf zu prüfen;<br />
die Produktionsabteilung sei entscheidend für die Realisierung der Idee. Oft würden die Firmenchefs übersehen,<br />
dass auch die Personalabteilung eine Schlüsselrolle für die Innovationskraft ihres Unternehmens spielt. „In<br />
Bewerbungsgesprächen haben Individualisten meist schlechte Karten“, sagt Ernst. Dabei seien es gerade sie,<br />
die neue Ideen ins Unternehmen bringen.