Jahresbericht 2009/2010 - iAi
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Innovationspolitik<br />
Übernahme „fertiger“ For-<br />
Faxgerät, Wankelmotor oder MP3schungsergebnisse<br />
aus der Wis-<br />
Player wohl nie erfunden worden.<br />
senschaft in Produkte, Dienstleis-<br />
Nur über Entdeckungsprozesse köntungen<br />
oder Verfahren ist der<br />
nen sich die Potentiale neuer Tech-<br />
absolute Grenzfall. Die Implenologien<br />
in zunächst gar nicht angementierung<br />
von Innovationen<br />
dachten Anwendungsfeldern entfal-<br />
erfordert vielmehr komplexe<br />
ten. Die Mikroelektronik hat den<br />
Umbauprozesse, in denen alte<br />
Weg in den Autoschlüssel ebenso<br />
Problemlösungen ersetzt, beste-<br />
wenig eigenständig gefunden, wie<br />
hende Fertigungstechnologien<br />
die Nanotechnologie in die Fassa-<br />
obsolet, Mitarbeiterkompetenzen<br />
Bernd Kriegesmann<br />
entwertet und Marktbeziehungen<br />
ist Vorstandsvorsitzender des Instituts<br />
denfarbe. Dies sind Ergebnisse kreativen<br />
Querdenkens.<br />
neu geordnet werden.<br />
für angewandte Innovationsforschung<br />
Dazu gehören auch Forschungsar-<br />
Doch es wäre zu kurz gegrif-<br />
(IAI) in Bochum und Präsident der<br />
beiten, die zunächst keine unmittelfen,<br />
sich nur auf die Umsetzung<br />
Fachhochschule Gelsenkirchen.<br />
baren Verwertungsmöglichkeiten<br />
von Ideen zu kaprizieren. Es geht<br />
eröffnen. Die Praxisferne von heute<br />
auch darum, die Innovationspipeline immer wieder zu ist Grundlage für die Praxisnähe von morgen. Hoch-<br />
füllen. Die gängige Innovationspolitik verfolgt ein einfaschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
ches Muster: Orientiert an vermeintlichen Zukunftstech- schaffen so Voraussetzungen für zukünftige Innovationologien,<br />
die durch Prognosen als abgesichert gelten, nen. Dabei ist angesichts knapper Finanzmittel die Kon-<br />
sollen durch Technologieförderung neue Produkte, zentration auf ausgewählte Handlungsfelder nachvoll-<br />
Dienstleistungen und Verfahren angestoßen werden. ziehbar; eine solche Kanalisierung heißt aber nicht, Viel-<br />
Weil sich aber alle Förderer meist auf die gleichen Urteifalt zu unterbinden. Gerade in der Vielfalt liegen die<br />
le der gleichen (und risikofrei prognostizierenden) Insti- Entwicklungspotenziale für morgen.<br />
tutionen verlassen, gleichen sich die Projektionen und Inwieweit die beim Innovieren anstehenden Aufgaben<br />
Programme von Ländern, Bund und EU. Die initiieren- bewältigt werden, hängt entscheidend von den Fachde<br />
Funktion dezentraler Innovationskräfte wird so ver- und Führungskräften in Wissenschaft und Wirtschaft ab.<br />
nachlässigt. An Vorsteuerung gewöhnt, vergessen viele Ihre Fähigkeit, neue Ideen bis zur Umsetzungsreife zu<br />
Innovationsförderer, das Experimentieren zu ermögli- entwickeln und dann in die breite Anwendung zu brinchen.gen,<br />
ist die Voraussetzung für Vorteile im internationa-<br />
PRAXISFERNE VON HEUTE IST<br />
len Wettbewerb. Für eine Echte Innovationspolitik, die<br />
PRAXISNÄHE VON MORGEN nicht nur Technologien fördern will, sollte daher der<br />
Doch wer Innovationspotenziale aufspüren will, muss Kompetenzaufbau in die Förderung integriert werden.<br />
Entdeckungsprozesse auch jenseits des konsensfähigen Dies ließe sich realisieren, indem zehn Prozent der Mit-<br />
Mainstreams anregen – und Entwicklungen in Feldern tel von Technologieprogrammen in den Aufbau von<br />
zulassen, die nicht allgemein akzeptiert sind. Ohne das Anwendungs- und Umsetzungskompetenz fließen. Das<br />
Verlassen abgesicherter und vorgegebener Pfade wären wäre eine echte Innovation in der Innovationspolitik. ■<br />
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