Jahresbericht 2009/2010 - iAi
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Innovationsmanagement<br />
Garantiezeit kommen würden, wenn<br />
sie nur mit Wasser und Leder, aber<br />
nicht technisch gepflegt würden.<br />
Genauso wissen die Nutzer einer<br />
einfachen Büroimmobilie und erst<br />
recht die einer hochkomplexen Spezialimmobilie<br />
wie einem Flughafen<br />
(und sogar der private Wohnungseigentümer),<br />
dass eine Objektbewirtschaftung<br />
nötig ist, die weit über die<br />
Reinigung hinausgeht. Kurz gesagt:<br />
Insgesamt sind in der Studie wesentliche<br />
Teile der FM-Branche entweder<br />
nicht erfasst oder diese wurden der<br />
Branche nicht zugeordnet.<br />
FM gehört zur dienstleistenden<br />
Immobilienwirtschaft<br />
IZ: Wie erscheint die FM-Branche<br />
in der besagten Studie?<br />
Thomzik: Die FM-Branche wird<br />
von den Autoren leider in Anlehnung<br />
an eine anachronistische Wirtschaftszweigabgrenzung<br />
des Statistischen<br />
Bundesamtes aus dem Jahre 2003<br />
noch immer unter WZ 70.32.0 „Vermittlung<br />
und Verwaltung von fremden<br />
Grundstücken, Gebäuden und<br />
Wohnungen“ und dem unsäglichen<br />
Unterpunkt „Facility Management/Hausmeisterdienste“<br />
mit ca. 27<br />
Mrd. Euro Umsatz geführt. Es dürfte<br />
eigentlich unstrittig sein, dass die<br />
relevanten FM-Kennzahlen um ein<br />
Vielfaches höher liegen. Selbst wenn<br />
man hier nun noch die eklektisch<br />
anmutenden Aufzählungen von Leistungen<br />
aus dem Bereich „WeitereZweige<br />
der Immobilienwirtschaft“<br />
(hier scheinbar ausschließlich Reinigung<br />
und Schornsteinfeger!) in Höhe<br />
von ca. 11,6 Mrd. Euro einbeziehen<br />
würde, könnte man damit dem FM<br />
eine Wertschöpfung (ohne technische<br />
Leistungen) von nur knapp 39 Mrd.<br />
Euro zuordnen.<br />
IZ: Das ist sicherlich zu wenig.<br />
Doch muss man der gif-Studie nicht<br />
zugutehalten, dass die Datenbasis,<br />
wie Sie ja selbst sagen, eher schlecht<br />
als gut ist?<br />
Thomzik: Zugegeben, beim vorliegenden<br />
primärstatistischen Zahlenmaterial<br />
des Statistischen Bundesamtes<br />
sind aufgrund der Erhebungsmethode<br />
aber auch aufgrund des systemimmanenten<br />
Unvermögens, sich auf dyna<br />
mische Neuformierungen klassischer<br />
Wertschöpfungsarchitekturen einzustellen,<br />
gewisse „Unschärfen“ nicht<br />
auszuschließen. Es war ja auch nicht<br />
das selbst gesteckte Ziel der gif-<br />
Studie, hier eine Lanze für die FM-<br />
Branche zu brechen. Ich frage aber<br />
auch: Können die erwähnten Defizite<br />
der primärstatistischen Daten Grund<br />
genug sein, die FM-Branche zu vernachlässigen<br />
und wesentliche Teile zu<br />
ignorieren? Ist FM gerade im ganzheitlichen<br />
Sinne denn nicht auch Teil<br />
der Immobilienwirtschaft?<br />
IZ: Welche Zahlen haben Sie zu<br />
bieten?<br />
Thomzik: Wir werden versuchen,<br />
uns der volkswirtschaftlichen Bedeutung<br />
der FM-Branche jenseits der<br />
Zahlenakrobatik in einer noch immer<br />
nicht passfähigen Wirtschaftszweigabgrenzung<br />
des Statistischen Bundesamtes<br />
zu nähern. Dabei haben wir<br />
aufbauend auf der vorliegenden Datenbasis<br />
zum Bruttoanlagevermögen<br />
bislang weit über 800 Immobilien mit<br />
ca. 6 Millionen m² Fläche analysiert.<br />
Wir können leider noch nicht das<br />
endgültige Ergebnis liefern und hier<br />
nur die Dimensionen andeuten.<br />
IZ: Und die sehen wie aus?<br />
Thomzik: Ich stelle auch ohne fikti<br />
ve Beiträge des privaten Wohnimmobiliensektors<br />
ein Bewirtschaftungsvolumen<br />
von deutlich mehr als 100 Mrd.<br />
Euro sowie eine Bruttowertschöpfung<br />
und einen Anteil am BIP in Aussicht,<br />
die sich nicht hinter den auch politisch<br />
so gerne zitierten Branchen<br />
Chemische Industrie oder Maschinenbau<br />
verstecken müssen.<br />
IZ: Wann kann mit der Veröffentlichung<br />
des Branchenreports gerechnet<br />
werden?<br />
Thomzik: Voraussichtlich Anfang<br />
<strong>2010</strong> wird Gefma zusammen mit dem<br />
IAI den FM-Branchenreport vorlegen.<br />
Dieser wird eine Annäherung an die<br />
Bedeutung des Facility-Managements<br />
wagen. Und der Report verspricht<br />
somit auch, eine Lücke in den Darstellungen<br />
zur volkswirtschaftlichen<br />
Bedeutung der gesamten Immobilienwirtschaft<br />
zu schließen.<br />
IZ: Herr Thomzik, danke für das<br />
Gespräch.<br />
Das Interview führte Albert Engelhardt.<br />
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