Jahresbericht 2009/2010 - iAi
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Innovationspolitik<br />
Das Märchen vom Fachkräftemangel<br />
In vielen Organisationen wird die Bedeutung der „Humanressourcen“ für den Unternehmenserfolg<br />
zwar betont, die – trotz Krise – anhaltende Debatte um den Fachkräftemangel verdeutlicht<br />
jedoch Defizite vieler Unternehmen bei der strategischen Personalentwicklung. Die Sicherung<br />
der Personalverfügbarkeit konzentriert sich auf die zunehmend von leistungsstarker Klientel abgekoppelte<br />
gewerblich-technische Ausbildung, während bei jedem Aufschwung der Ingenieurmangel<br />
eskaliert. Weite Teile der Wirtschaft sind seit geraumer Zeit mit Anforderungen konfrontiert,<br />
die nach neuen Lösungen im Verbund des bewährten Systems der gewerblich-technischen<br />
Ausbildung mit der akademischen Hochschulbildung verlangen. Umso unverständlicher erscheint<br />
es, dass viele Unternehmen bislang weithin frei von Engagements in diesem besonders<br />
kritischen Segment sind. Im Jahr 2008 haben sich gerade einmal etwa 10.000 Betriebe in dieser<br />
existenziellen Pipeline für ingenieurwissenschaftliche Berufsbilder engagiert. Würde die deutsche<br />
Wirtschaft den Anteil der Ausbildungsplätze im Segment dualer Studiengänge auf drei Prozent<br />
der jährlichen betrieblichen Ausbildungsleistung erhöhen, wären quantitative und qualitative<br />
Engpässe der Fachkräfteproblematik gleichermaßen zukunftsorientiert anzugehen.<br />
Systematischer Aufbau<br />
von<br />
Niedrig<br />
Anwendungserfahrung Hoch<br />
Niedrig Systematischer Aufbau von<br />
theoretischem Wissen<br />
Hoch<br />
Gewerbliche Ausbildung ist praktisch top,<br />
hat aber Begrenzungen im Wissensniveau!<br />
Betriebe haben einen zunehmenden<br />
Bedarf an theoretisch versierten,<br />
anwendungsorientiert ausgebildeten<br />
Fachleuten.<br />
Hochschulausbildung ist theoretisch<br />
top, führt aber regelmäßig zu<br />
Praxisschocks<br />
Strukturelle Lücken bei der Ausbildung naturwissenschaftlich-technischer Fach- und Führungskräfte<br />
(Quelle: Eigene Darstellung)<br />
Veröffentlichungen: Kriegesmann, B.; Kottmann, M.: POSITIONSPAPIER: Das Märchen vom Fachkräftemangel<br />
– Plädoyer für eine strategische Neuorientierung betrieblicher Ausbildungsportfolios zur Überwindung personell<br />
bedingter Innovations- und Wachstumsbarrieren, Bochum 2007; Kottmann, M.; Kriegesmann, B.: Das Märchen<br />
vom Fachkräftemangel, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 23 vom 28. Januar 2008, S. 22; Kottmann, M.;<br />
Kriegesmann, B.; Striewe, F.: Fachkräftemangel in Deutschland: Handlungsfelder für eine Neuausrichtung der<br />
beruflichen Bildung, in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik, 34. Jg., Heft 1/2008, S. 56-70.<br />
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