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Rebellen für Thule - Parzifal eV

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schlug das zweite Büchlein auf und erklärte: Hier geht der Verfasser gegen<br />

die Rotbuchmotten und Linksfaschisten ins Gericht. Aber auch das gelbe<br />

gibt sich progressiv und bringt die Kleinschreibung zur Anwendung."<br />

Jetzt wollte auch Schnauzen-Charly etwas dazu tun: "Wenn das unser<br />

Höhne zu sehen kriegt, dann klettert er gleich auf die Palme. Dem ist jede<br />

Sprachverhunzung ein Greuel. Wenn solche Narreteien weiter erlaubt<br />

werden, dann wird es nicht mehr lange dauern und irgend ein eierköpfiger<br />

Neandertaler wird auf jede Rechtschreibung pfeifen und erklären, es könne<br />

jeder alles so schreiben wie er wolle, denn das gehöre auch zu den<br />

demokratischen Freiheiten!"<br />

Alle lachten.<br />

"Mach' jetzt weiter, Meier," setzte Charly hinzu. "Heute hast Du deinen<br />

großen Auftritt und wir hören dir alle langohrig zu!"<br />

"Also schön," sagte Meier. Er schlug eine Seite auf: "Da heißt es in<br />

einem Wiegenlied der Antifaschisten: "Schlaf, Bürger, schlaf, / bist ein<br />

braves Schaf. / Hau dich auf die Ohren, / wirst derweil geschoren." - Und<br />

diesem noch etwas harmlos klingenden Liedchen folgt der Erguß eines<br />

Kommunarden mit den lustigen Zeilen: "Vater, Mutter, Kinderlein, /<br />

schlagen wir jetzt kurz und klein. / Denn in Dorf und Stadt, / in Täler und<br />

auf Bergen, / entsteht die neue, rote Familienherberge..." -"<br />

"Was <strong>für</strong> ein greuliches Deutsch!" rief der junge Wulff.<br />

Meier setzte fort: "Das rote Büchlein scheint jetzt überall aufzutauchen.<br />

Ich habe es meinem Vater gezeigt, der ja bei der Partei und Gewerkschaft<br />

eine Funktion hat. Er war nach einigem Umblättern etwas betroffen, wollte<br />

aber nicht recht mit seiner Meinung heraus. Beim Zurückgeben sagte er<br />

dann, ich soll diesen Mist wegwerfen. Und wie ich meinen Vater kenne,<br />

war er sehr verärgert, wollte es aber nicht recht zeigen."<br />

"Wie bist du zu diesem Büchlein gekommen?" fragte Graff.<br />

"Das rote habe ich zusammen mit dem gelben erhalten," erklärte Meier.<br />

"Gestern abends kam Punky zu mir, ein Prachtexemplar und Teufelsbraten<br />

aus der Stammdisko, weil man mich schon eine Weile bei den<br />

Konservenmusik-Evenings vermißt hatte. Mit einem begeisterten<br />

Indianergeheul knallte er das Büchlein auf den Tisch und sagte dazu, daß es<br />

prima affengeil sei. Wer das in einer Schule nicht zu nützen verstünde, sei<br />

ein Idiot und habe einen Sockenschuß. Dann legte er noch das gelbe<br />

Exemplar daneben und nannte es faschistisch und reaktionär, weil da<br />

sichtlich Himmelleiterakrobaten dahinterstünden, die aus Pißflaschen Mo-<br />

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