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Charakter umgedreht, und es heißt nunmehr: „Sich bessern". Auf <strong>Seite</strong> der<br />

Kommunisten dagegen hat die UnVeränderlichkeit ihren hochmoralischen<br />

Charakter verloren. Was ist aus ihr geworden? Die „Unverbesserlichkeit".<br />

Stehen oder Drehen, beides ist moralisch, beides ist unmoralisch; moralisch<br />

auf der <strong>Seite</strong> des Biedermannes, unmoralisch auf <strong>Seite</strong> seines Gegners. Die<br />

Kunst des kritisierendenBiedermannes besteht eben darin, rouge und noir 1 zur<br />

rechten Zeit auszurufen, zur rechten Zeit das rechte Wort.<br />

Die Unwissenheit gilt im allgemeinen als ein Mangel. Man ist gewohnt,<br />

sie als eine negative Größe zu betrachten. Sehen wir, wie die Zauberrute der<br />

biedermännischen Kritik ein Minus der Intelligenz zu einem Plus der Moral<br />

umschlägt.<br />

Herr Heinzen berichtet u.a., daß er in der Philosophie noch eben so unwissend<br />

ist wie im Jahre 1844. Hegels „Sprache" ist ihm „noch immer unverdaulich<br />

geblieben".<br />

^ Bis hierher der Tatbestand. Nun die moralische Zubereitung.<br />

Weil für Herrn Heinzen Hegels Sprache von jeher „unverdaulich" war,<br />

ist er nicht wie „Engels und andere" der unmoralischen Anmaßung verfallen,<br />

sich jemals viel zu gut zu tun auf diese selbige Hegeische Sprache, so wenig,<br />

wie bisher verlautet hat, daß westfälische Bauern sich auf die Sanskritsprache<br />

„viel zu gut" tun. Das wahre moralische Verhalten besteht aber darin,<br />

den Anlaß zum unmoralischen Verhalten zu vermeiden, und wie kann man<br />

sich besser vor dem unmoralischen „zu gut tun" auf eine Sprache sichern, als<br />

indem man so vorsichtig ist, diese Sprache nicht zu verstehen!<br />

Herr Heinzen, der nichts von der Philosophie weiß, ist darum seiner Meinung<br />

nach auch nicht &ei den Philosophen in die „Schule" gegangen. Seine<br />

Schule war der „gesunde Menschenverstand" und das „volle Leben".<br />

„Zugleich bin ich", ruft er mit dem bescheidnen Stolz des Gerechten aus, „dadurch<br />

vor der Gefahr sicher geblieben, meine Schule zu verleugnen."<br />

Gegen die sittliche Gefahr, eine Schule zu verleugnen, gibt es kein probateres<br />

Mittel, als nicht in die Schule zu gehn!<br />

Jede Entwicklung, welches ihr Inhalt sei, läßt sich darstellen als eine<br />

Reihe von verschiednen Entwicklungsstufen, die so zusammenhängen, daß<br />

die eine die Verneinung der andern bildet. Entwickelt sich z.B. ein Volk von<br />

der absoluten Monarchie zur konstitutionellen Monarchie fort, so verneint<br />

es sein früheres politisches Dasein. Auf keinem Gebiet kann man eine Entwicklung<br />

durchlaufen, ohne seine frühere Existenzweise zu verneinen. Verneinen<br />

in die Sprache der Moral übersetzt, heißt: Verleugnen.<br />

1 rot und schwarz (wie am Spieltisch)

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