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Körper proklamierend; bewußtlos angesteckt von den subtilsten Zänkereien<br />

und dem körperlichen Fieber des sechzehnten Jahrhunderts; ebenso in<br />

dogmatische bornierte Begriffe festgebannt, als allem Begreifen gegenüber<br />

appellierend an eine kleinliche Praxis; tobend gegen die Reaktion, reagierend<br />

gegen den Fortschritt; in der Unfähigkeit, den Gegner lächerlich zu schildern,<br />

ihn lächerlich scheltend durch eine ganze Stufenleiter von Tönen hindurch;<br />

Salomo und Marcolph [216] , Don Quijote und Sancho Pansa, Schwärmer und<br />

Pfahlbürger in einer Person; rüpelhafte Form der Empörung, Form des empörten<br />

Rüpels; über dem Ganzen das ehrliche Bewußtsein des selbstzufriednen<br />

Biedermanns als Atmosphäre schwebend - so war die grobianische<br />

Literatur des sechzehnten Jahrhunderts. Wenn unser Gedächtnis nicht täuscht,<br />

hat der deutsche Volkswitz ihr ein lyrisches Denkmal gesetzt in dem Lied<br />

von „Heinecke, dem starken Knecht'^ 217 K Herr Heinzen hat das Verdienst,<br />

einer der Wiederhersteller der grobianischen Literatur, und nach dieser <strong>Seite</strong><br />

hin eine der deutschen Schwalben des herannahenden Völkerfrühlings zu sein.<br />

Heinzens Manifest in Nr.84 der „Deutschen-Brüsseler-Zeitung" gegen<br />

die Kommunisten gibt uns nächsten Anlaß zum Studium jener Abart der<br />

Literatur, deren historisch interessante <strong>Seite</strong> für Deutschland wir angedeutet<br />

haben. Wir werden die literarische Spezies, die Herr Heinzen repräsentiert,<br />

ebenso auf Grundlage seines Manifestes darstellen, wie Literarhistoriker<br />

nach den hinterlassenen Schriften des 16.Jahrhunderts die Schriftsteller<br />

des 16.Jahrhunderts charakterisieren, z.B. den „Gänseprediger" 1 .<br />

[„Deutsche-Brüsseler-Zeitung"<br />

Nr.87 vom 3I.Oktober 1847]<br />

Biron. Verbirg Dein Haupt, Achilles. Hier erscheint Hektor in Waffen.<br />

König. Hektor war nur ein Trojaner gegen diesen.<br />

Boyet. Ist das wirklich Hektor?<br />

Domain. Ich denke, Hektor war nicht so dünn gezimmert.<br />

Biron. Unmöglich kann dies Hektor sein.<br />

Dumain. Er ist ein Gott oder ein Maler, denn er macht Gesichter.*<br />

Daß Herr Heinzen aber wirklich Hektor ist, daran kein Zweifel.<br />

„Schon lange", gesteht er uns, „plagte mich eine Ahnung, daß ich durch die Hand<br />

eines kommunistischen Achilles fallen würde. Jetzt, nachdem mich ein Thersites attakkiert,<br />

macht die Abwendung der Gefahr mich wieder dreist etc."<br />

Nur ein Hektor darf ahnen, daß er durch die Hand eines Achilles fallen<br />

wird.<br />

* Shakespeare, „liebes Leid und Lust" [5.Aufzug, I.Szene].<br />

1 Thomas Murner

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