04.10.2013 Aufrufe

Seite 325

Seite 325

Seite 325

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Warenproduktion so einrichten, daß die Produzenten gar nichts mehr erfahren<br />

können über den Stand des Markts, für den sie produzieren - das ist<br />

allerdings eine Kur für die Krisenkrankheit, um die der Doktor Eisenbart<br />

Rodbertus beneiden könnte.<br />

Man begreift jetzt, warum Rodbertus den Wert der Waren durch „Arbeit"<br />

kurzweg bestimmt und höchstens verschiedne Intensitätsgrade der<br />

Arbeit zuläßt. Hätte er untersucht, wodurch und wie die Arbeit Wert schafft<br />

und daher auch bestimmt und mißt, so kam er auf die gesellschaftlich notwendige<br />

Arbeit, notwendig für das einzelne Produkt sowohl gegenüber andern<br />

Produkten derselben Art wie auch gegenüber dem gesellschaftlichen Gesamtbedarf.<br />

Damit kam er vor die Frage: wie die Anpassung der Produktion der<br />

einzelnen Warenproduzenten an den gesellschaftlichen Gesamtbedarf sich<br />

vollzieht; und damit war seine ganze Utopie unmöglich gemacht. Er zog es<br />

diesmal in der Tat vor, „zu abstrahieren", nämlich von dem, worauf es gerade<br />

ankam.<br />

Jetzt endlich kommen wir zu dem Punkt, in dem Rodbertus uns wirklich<br />

etwas Neues bietet; etwas, das ihn von allen seinen zahlreichen Mitgenossen<br />

der Arbeitsgeld-Tauschwirtschaft unterscheidet. Sie alle verlangen diese<br />

Tauscheinrichtung zum Zweck der Abschaffung der Ausbeutung der Lohnarbeit<br />

durch das Kapital. Jeder Produzent soll den vollen Arbeitswert seines<br />

Produktes erhalten. Darin sind sie alle einig, von Gray bis Proudhon. Keineswegs,<br />

sagt Rodbertus. Die Lohnarbeit und ihre Ausbeutung bleibt.<br />

Erstens kann der Arbeiter in keinem denkbaren Gesellschaftszustand<br />

den ganzen Wert seines Produkts zum Verzehren erhalten; es müssen stets<br />

aus dem produzierten Fonds eine Reihe wirtschaftlich unproduktiver, aber<br />

notwendiger Funktionen mit bestritten, also auch die betreffenden Leute<br />

mit erhalten werden. Dies ist nur richtig, solange die heutige Teilung der<br />

Arbeit gilt. In einer Gesellschaft mit Verpflichtung zu allgemeiner produktiver<br />

Arbeit, die doch auch „denkbar" ist, fällt dies weg. Bleiben aber würde<br />

die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Reserve- und Akkumulationsfonds,<br />

und daher würden auch dann zwar die Arbeiter, d.h. alle, im Besitz<br />

und Genuß ihres Gesamtproduktes bleiben, nicht aber jeder einzelne seinen<br />

„vollen Arbeitsertrag" genießen. Die Erhaltung ökonomisch unproduktiver<br />

Funktionen aus dem Arbeitsprodukt ist auch von den andern Arbeitsgeld-<br />

Utopisten nicht übersehn worden. Aber sie lassen die Arbeiter sich zu diesem<br />

Zweck auf üblichem demokratischen Wege selbst besteuern, während Rodbertus,<br />

dessen gesamte Sozialreform von 1842 auf den damaligen preußischen<br />

Staat zugeschnitten ist, die ganze Sache in das Befinden der Bürokratie legt,<br />

die dem Arbeiter seinen Anteil an seinem eignen Produkt von oben herab<br />

bestimmt und in Gnaden zukommen läßt.<br />

Zweitens aber soll auch Grundrente und Profit unverkürzt fortbestehn.<br />

Denn auch die Grundbesitzer und industriellen Kapitalisten üben gewisse,<br />

gesellschaftlich nützliche oder sogar nötige, wenn auch wirtschaftlich un-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!