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Er sieht andrerseits ebensosehr die auflösenden Elemente mit der fürstlichen<br />

Gewalt ringen. Die gesunden fünf Sinne bezeugen also alle auf einmal, daß<br />

das Fürstentum die Grundlage der alten Gesellschaft, ihrer Abstufungen,<br />

ihrer Vorurteile und ihrer Gegensätze ist.<br />

Genauer betrachtet widerlegt aber diese Erscheinung nur die biderbe<br />

Meinung, zu der sie den unschuldigen Anlaß bietet.<br />

Die gewaltsam reaktionäre Rolle, in der das Fürstentum auftritt, beweist<br />

nur, daß in den Poren der alten Gesellschaft eine neue Gesellschaft sich herangebildet<br />

hat, welche auch die politische Hülse - die naturgemäße Decke der<br />

alten Gesellschaft - als eine naturwidrige Fessel empfinden und in die Luft<br />

sprengen muß. Je unentwickelter diese neuen auflösenden Gesellschaftselemente,<br />

desto konservativer erscheint selbst die heftigste Reaktion der alten<br />

politischen Gewalt. Je entwickelter die neuen auflösenden Gesellschaftselemente,<br />

desto reaktionärer erscheint selbst der harmloseste Konservationsversuch<br />

der alten politischen Gewalt. Die Reaktion des Fürstentums, statt zu<br />

beweisen, daß es die alte Gesellschaft macht, beweist vielmehr, daß es abgemacht<br />

ist, sobald die materiellen Bedingungen der alten Gesellschaft sich<br />

überlebt haben. Seine Reaktion ist zugleich die Reaktion der alten Gesellschaft,<br />

die noch die offizielle Gesellschaft, und darum auch noch im offiziellen<br />

Besitz der Gewalt oder im Besitz der offiziellen Gewalt ist.<br />

Haben sich die materiellen Lebensbedingungen der Gesellschaft so weit<br />

entwickelt, daß die Umwandlung ihrer offiziellen politischen Gestalt eine<br />

Lebensnotwendigkeit für sie geworden ist, so verwandelt sich die ganze Physiognomie<br />

der alten politischen Gewalt. So versucht die absolute Monarchie<br />

nun, statt zu zentralisieren, worin ihre eigentliche zivilisierende Tätigkeit bestand,<br />

zu dezentralisieren. Aus der Niederlage der feudalen Stände hervorgegangen,<br />

und selbst den tätigsten Anteil an ihrer Zerstörung nehmend,<br />

sucht sie jetzt wenigstens den Schein der feudalen Unterschiede festzuhalten.<br />

Den Handel und die Industrie und gleichzeitig damit das Aufkommen der<br />

Bürgerklasse früher begünstigend als notwendige Bedingungen sowohl der<br />

nationalen Macht als des eignen Glanzes, tritt die absolute Monarchie jetzt<br />

dem Handel und der Industrie, die immer gefährlichere Waffen in den Händen<br />

einer schon mächtigen Bourgeoisie geworden sind, überall in den Weg.<br />

Von der Stadt, der Geburtsstätte ihrer Erhebung, wirft sie den ängstlichen<br />

und stumpf gewordenen Blick auf das Land, das mit den Leichen ihrer alten,<br />

reckenhaften Gegner gedüngt ist.<br />

Aber Herr Heinzen versteht unter dem „Zusammenhang der Politik mit<br />

den sozialen Zuständen" eigentlich nur den Zusammenhang des deutschen<br />

Fürstentums mit der deutschen Not und dem deutschen Elend.

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