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ganz anders aus als die Monarchie, die er vorstellt. In einer Gesellschaft austauschender<br />

Warenproduzenten die Wertbestimmung durch Arbeitszeit herstellen<br />

wollen, dadurch, daß man der Konkurrenz verbietet, diese Wertbestimmung<br />

durch Druck auf die Preise in der einzigen Weise herzustellen,<br />

in der sie überhaupt hergestellt werden kann, heißt also nur beweisen, daß<br />

man die übliche utopistische Mißachtung der ökonomischen Gesetze sich<br />

wenigstens auf diesem Gebiete angeeignet hat.<br />

Zweitens: Indem die Konkurrenz innerhalb einer Gesellschaft austauschender<br />

Warenproduzenten das Wertgesetz der Warenproduktion zur Geltung<br />

bringt, setzt sie eben dadurch die unter den Umständen einzig mögliche<br />

Organisation und Ordnung der gesellschaftlichen Produktion durch. Nur vermittelst<br />

der Entwertung oder Überwertung der Produkte werden die einzelnen<br />

Warenproduzenten mit der Nase darauf gestoßen, was und wieviel<br />

davon die Gesellschaft braucht oder nicht braucht. Gerade diesen einzigen<br />

Regulator aber will die von Rodbertus mit vertretene Utopie abschaffen. Und<br />

wenn wir dann fragen, welche Garantie wir haben, daß von jedem Produkt<br />

die nötige Quantität und nicht mehr produziert wird, daß wir nicht an Korn<br />

und Fleisch Hunger leiden, während wir im Rübenzucker ersticken und im<br />

Kartoffelschnaps ersaufen, daß wir nicht Hosen genug haben, um unsere<br />

Blöße zu bedecken, während die Hosenknöpfe millionenweise umher wimmeln<br />

— so zeigt uns Rodbertus triumphierend seine famose Rechnung, wonach<br />

für jedes.überflüssige Pfund Zucker, für jedes unverkaufte Faß Schnaps,<br />

für jeden unannähbaren Hosenknopf der richtige Schein ausgestellt worden<br />

ist, eine Rechnung, die genau „aufgeht", nach der „alle Ansprüche befriedigt<br />

werden und die Liquidation richtig vermittelt" ist. Und wer's nicht glaubt,<br />

der wende sich an den Regierungs-Hauptkassen-Rentamtskalkulator X in<br />

Pommern, der die Rechnung revidiert und richtig befunden und der als noch<br />

nie im Kassendefekt ertappt durchaus glaubwürdig ist.<br />

Und nun betrachte man die Naivetät, mit der Rodbertus die Industrieund<br />

Handelskrisen vermittelst seiner Utopie beseitigen will. Sobald die<br />

Warenproduktion Weltmarkts-Dimensionen angenommen hat, erledigt sich<br />

die Ausgleichung zwischen den für Privatrechnung produzierenden Einzelproduzenten<br />

und dem ihnen nach Quantität und Qualität des Bedarfs mehr<br />

oder weniger unbekannten Markt, für den sie produzieren, durch ein Weltmarktsungewitter,<br />

eine Handelskrise.* Verbietet man nun der Konkurrenz,<br />

den Einzelproduzenten durch Steigen oder Fallen der Preise mitzuteilen,<br />

wie der Weltmarkt steht, so verbindet man ihnen die Augen vollständig. Die<br />

* Wenigstens war dies der Fall bis vor kurzem. Seitdem Englands Weltmarktsmonopol<br />

mehr und mehr gebrochen wird durch die Beteiligung Frankreichs, Deutschlands<br />

und vor allem Amerikas am Welthandel, scheint eine neue Ausgleichungsform<br />

sich geltend zu machen. Die der Krise vorhergehende Periode allgemeiner Prosperität<br />

will noch immer nicht kommen. Bleibt sie ganz aus, so müßte chronische Stagnation der<br />

Normalzustand der modernen Industrie werden, mit nur geringen Schwankungen.

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