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Band 29 - thule-italia.net

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Verderben. Ich aber zeige Euch den Rettungsweg! Die Faust ist hoch erhoben, die Euch treffen soll. Wenn<br />

nicht schon heut, so fällt sie doch ganz sicher morgen auf Euch nieder. Ich aber, der ich Alles weiß, werde<br />

als Euer Beschützer bei Euch wohnen und ---«<br />

»Und dann mit deiner Pekala beim neuen Schah in Isphahan erscheinen!« fiel ich da ein. »Du Narr! Das<br />

war die letzte deiner falschen Karten. Zu denken, daß wir diesem Trumpfe glauben, nachdem wir alle<br />

andern schon als falsch erkannten, ist nicht mehr Wahnsinn, ist Vermessenheit! Fort, Kara, nur fort!«<br />

Uns von ihm abwendend, senkten wir die Ruder. Einige kräftige Schläge und der Stein lag schon im<br />

tiefsten Dunkel.<br />

»Halt, halt! Ich will gestehn, gestehn --- gestehn!« schrie es hinter uns, und alle Säulen hallten es wider.<br />

Wir kehrten uns nicht daran und überließen ihn der Finsternis, die nicht nur um ihn, nein, auch in ihm<br />

gähnte. ------<br />

Drittes Kapitel.<br />

Vor dem Rennen.<br />

Am nächsten Morgen vermaß ich mit Karas Hilfe die Ruinen, so unauffällig wie möglich. Die<br />

Aufmerksamkeit der Dschamikun war derart auf den Rennplatz gerichtet, daß sie uns gar nicht beachteten.<br />

Ich fand, daß meine Vermutungen mich nicht getäuscht hatten. Die Seitenkanäle lagen genau unter den sich<br />

amphitheatralisch erhebenden einzelnen Stockwerken. Und das Alabasterzelt stand, allerdings in viel<br />

größerer Höhe, ebenso genau über der Nische des hintern Bassins.<br />

Nachdem ich dieses festgestellt hatte, machte ich einen Spazierritt, ja, einen Spazierritt, freiwillig, ohne daß<br />

ich vom Pferde dazu gezwungen wurde. Es ging vortrefflich, rund um den See, hübsch langsam und<br />

bedächtig, bis Assil auf den Gedanken kam, doch auch mal einen Trab mit mir zu versuchen. Das<br />

schukkerte ein bißchen, und ich kam einige Male etwas schief auf die Seite; aber ich konnte mich doch<br />

unmöglich vor meinem eignen Pferde blamieren und so hielt ich es nolens volens aus. Da kam mir eine<br />

Schar von Jungens entgegen, welche, hier wie überall, den künftigen Ereignissen vorzugreifen suchten. Die<br />

kleineren saßen auf alten Ziegenböcken, die größeren auf Eseln. Laut schreiend, lachend, jubelnd kam mir<br />

diese <strong>Band</strong>e entgegen, mit allen Beinen zappelnd und mit allen Händen in der Luft. Sie füllten den ganzen<br />

Weg und Keinem fiel es ein, mir auszuweichen. Das sah Assil ebenso gut wie ich. Er wollte sie nicht über<br />

den Haufen rennen, prallte mitten im Trabe auf die Seite und stand fest. Das gab für mich zwei ganz<br />

unerwartete Stöße, die mich allerdings nicht im geringsten geniert hätten, wenn ich schon wieder bei vollen<br />

Kräften gewesen wäre[.] So aber war ich nicht stark genug, mich in den Bügeln zu halten. Ich verlor die<br />

Balance und wäre wohl herabgestürzt, wenn ich nicht schnell den zweiten Stoß benutzt hätte, in möglichst<br />

unlächerlicher Weise aus dem Sattel zu kommen. Ich schwang mich auf den Sattelknopf stützend, das eine<br />

Bein über das Kreuz des Pferdes auf die andere Seite herüber, um der Sache den Anschein zu geben, als ob<br />

ich absichtlich habe hinabgleiten wollen, doch hatte ich diesem Schwunge trotz meiner Entkräftung oder<br />

noch wahrscheinlicher grad wegen derselben zu viel Kraft gegeben und kam darum nicht nur ganz elegant<br />

vom Pferde herab, sondern setzte mich noch viel eleganter auf den Boden nieder.<br />

Für einen Augenblick war ich ganz starr darüber, daß mir, mir, mir so Etwas hatte geschehen können. Auch<br />

Assil drehte den Kopf herum, hob sehr verwundert den Schweif und spielte mit den Ohren, als ob er diese<br />

ganze, kolossale Fatalität für gar nicht wahr, sondern nur für eine ausgesonnene Geschichte halte. Dann<br />

stand ich auf und gab mir Mühe, ein möglichst unbefangenes Gesicht zu machen, ungefähr so, wie ein<br />

Pudel, der beim heimlichen Milchtrinken ertappt worden ist und sich noch schnell den weißen Schnurbart

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