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Band 29 - thule-italia.net

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nach. Du warst dem leiblichen Sterben nahe, bist aber noch vor dem Tode wieder auferstanden. Darum<br />

zogen wir hinauf zu unserm Haus des Herrn.«<br />

»So laß mich dafür danken, daß auch du jetzt wieder lebst,« sagte ich.<br />

»Ich?« fragte er schnell.<br />

»Ja. Ich war dem Tode nahe; du aber bist gestorben.«<br />

»Wer hat es gesagt? Wer hat es dir gesagt?«<br />

»Pekala. Durfte sie es nicht?«<br />

»Sie weiß, daß ich vor dir kein Geheimnis haben will. Aber sie hat dich [dir] falsch berichtet.«<br />

»Hast du ihr nicht gesagt, daß dein Sterbetag gewesen sei? Hast du nicht auch zu mir vorhin von deiner<br />

Gruft gesprochen?«<br />

»Allerdings. Aber ich bin von euch beiden falsch verstanden worden. Meine Gruft ist nicht mein Grab.<br />

Nur das, was in mir abgestorben ist, liegt da begraben. Mein Sterbetag war der, an dem es starb.«<br />

»So wünsche ich dir von ganzem Herzen, daß du recht haben mögest! Ist es schon so traurig, Liebes in sich<br />

sterben zu fühlen, so muß es ja entsetzlich sein, sich zwar körperlich noch am Leben, aber als geistig<br />

vollendete Individualität bereits gestorben und begraben zu wissen!«<br />

Er schaute mir in das Gesicht, längere Zeit. Dann strich er sich mit der Hand über die Stirn, als ob er etwas<br />

von dort zu entfernen habe, und sprach:<br />

»Ich kann mir allerdings nichts Furchtbareres denken, als das, was du soeben sagtest. Aber trotz allem, was<br />

in mir gestorben ist, ich selbst bin mit dem, was du meine geistige Individualität nennst, noch heut bei<br />

vollem Leben.«<br />

»Gott gebe es!«<br />

Der Ton, den ich unwillkürlich diesen drei Worten gab, machte, daß der Ustad sein Gesicht mir abermals<br />

zukehrte. Der Ausdruck desselben war fast der eines milden Erstaunens. Dann fragte er:<br />

»Hältst du den Tod einer vollen, vielleicht bedeutenden oder sogar großen geistigen Persönlichkeit<br />

überhaupt für möglich?«<br />

»Ja.«<br />

»Woran soll sie sterben?«<br />

»An einem plötzlichen, scheinbar wohlbegründeten Entschlusse. Oder auch an einer selbstverschuldeten,<br />

langsamen Verzehrung. In beiden Fällen liegt Selbstmord vor, falls der Geist vorher gesund gewesen ist.«<br />

»Effendi, weißt du, wie hart du sprichst?«<br />

»Wir sprechen vom Geiste. Darum mag der Geist zum Geiste reden. Der Geist aber ist hart, vielleicht

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