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Band 29 - thule-italia.net

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hinab und auf demselben Wege heim, den wir gekommen waren. Assil stand auf, um uns zu begrüßen und<br />

legte sich dann wieder nieder. Nachdem ich abgezäumt und abgesattelt hatte, holte ich einige Aepfel und<br />

die Lappen, welche Schakara mir besorgt hatte. Syrr schwitzte nicht; er besaß keine Spur von<br />

übergewöhnlicher Wärme. Ich rieb ihn aber trotzdem sorgfältig ab, trug dann das Sattelzeug an Ort und<br />

Stelle und ging hinauf zu mir.<br />

Von meinem platten Dache schaute ich noch einmal hinab. Syrr hatte sich auch niedergelegt, eng neben<br />

Assil. Sie hatten die Köpfe nebeneinander. Da hörte ich unter mir ein Geräusch, auf dem Balkon des Ustad.<br />

Er hatte dagesessen, stand auf und ging hinein. Das war die Liebe zu mir. Der Gute!<br />

Als ich am andern Tag erwachte, war es hell; aber ich sah die Sonne nicht, obgleich der Himmel keine<br />

Wolken hatte. Da stand ich schnell und ahnungsvoll auf. Dann auf die Plattform hinaustretend, sah ich sie<br />

zwar, aber es war, als ob sie schelmisch über mich lache. Da, wo sie stand, pflegte sie ungefähr um 4 Uhr<br />

Nachmittags zu stehen!<br />

»Bist du munter?« klang die Stimme des Ustad vom Balkon herauf. »Ich höre, daß du nicht mehr schläfst.«<br />

»Soeben aufgestanden! Vier Uhr nach dem Mittag!« antwortete ich. »Ist das nicht eine Schande?«<br />

»Nein, sondern eine Notwendigkeit! Folge des Rittes - hast dich mehr angestrengt, als du solltest. Das<br />

gleicht die Güte der Natur wieder aus. Wie ist der Ritt gelungen?«<br />

»Zur größten Zufriedenheit! Ich erzähle es dir nachher. Aber meine armen, armen Pferde! Zweimal nicht<br />

gefüttert. Alles verschlafen!«<br />

»Sei unbesorgt! Als du nicht aufstandest, habe ich es an deiner Stelle getan. Wasser, Gerste, Aepfel. Sie<br />

sind zufriedengestellt, ließen mich aber bemerken, daß du ihnen lieber gewesen wärst als ich. Was tust du<br />

jetzt?«<br />

»Ich gehe zu ihnen, bade dann und sehe hierauf, wo es Etwas zu essen gibt.«<br />

»Natürlich bei mir. Ich habe mit dem Mittagsbrote auf dich gewartet.«<br />

»Wo ist Dschafar Mirza?«<br />

»Unten im Duar. Man sieht ihn dort sehr gern. Sein freundliches, gütiges Wesen hat ihm die Herzen schnell<br />

gewonnen. So komm also dann zu mir; ich werde das Essen befehlen!«<br />

Als ich nach der Weide kam, sprang mir nicht nur Assil, sondern auch Syrr entgegen. Das war bei<br />

Letzterem das erste Mal. Ich sah: nun war er mein!<br />

Der ungewöhnlich lange Schlaf belehrte mich, daß der nächtliche Ritt doch anstrengender für mich<br />

gewesen war, als ich gedacht hatte. Auf einem gewöhnlichen Pferde hätte ich so Etwas doch noch nicht<br />

wagen können. Ich hatte ihn in [an] diesem Abend wiederholen wollen, nach dem Gange in die Ruinen,<br />

beschloß aber aus Vorsicht, für heut zu pausieren. Meine Hauptaufgabe war, am Tage des Rennens zur<br />

Teilnahme fähig zu sein. Da war ein Ueberstürmen der Natur unbedingt zu vermeiden. Uebrigens<br />

entwickelte ich beim Ustad einen solchen Appetit, daß er über mich, den sonst so genügsamen Esser,<br />

beinahe erstaunte und, sich darüber freuend, lächelnd sagte:<br />

»So ist es recht, mein lieber Freund. Nur tüchtig essen und tüchtig schlafen, sonst kannst du das nicht<br />

wieder werden, was du gewesen bist! Ich bin ja nun wieder da und nehme dir alles Andere ab. Du wirst von<br />

mir über Alles unterrichtet und hast sonst nur für dich und Syrr zu leben, damit Ihr beide uns beim Rennen<br />

nicht etwa versagt!«

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