Band 29 - thule-italia.net
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»Der Chandschar ist verloren, und so sei es denn dieser Satan auch! Ihr habt ihn gewannen. Wohlan, da<br />
nehmt ihn hin! Aber nur als Aas für den Schinder!«<br />
Er zog die Doppelpistole aus dem Gürtel, spannte die Hähne, hielt die Läufe an die zwischen den<br />
Nickwirbeln liegende Stelle und gab die beiden Schüsse rasch hinter einander ab. Er hätte jetzt schnell<br />
abspringen müssen, war aber in seinem Rachedurste für die Vorsicht blind. Der Iblis zuckte unter den<br />
Kugeln. Das übriggebliebene Auge schloß sich; der Kopf sank niederwärts, und die Kniee schienen<br />
brechen zu wollen. Da aber sammelte sich seine sterbende, dämonische Kraft. Er warf den Kopf empor,<br />
ging mit allen Vieren in die Luft, faßte wieder Boden, warf sich aus freier Hand grad auf den Rücken,<br />
sprang wieder auf und packte den nun an der Erde liegenden Peiniger mit den Zähnen, und zwar am Kopfe,<br />
dessen oberer Teil in dem weit, weit geöff<strong>net</strong>en Rachen ganz verschwand. Dabei überkam ihn ein Zittern,<br />
welches über seinen ganzen Körper lief. Den Kopf des Prinzen festhaltend, brach er zusammen --- er war<br />
tot!<br />
Man eilte hin. Die schreckliche Gruppe war vor den hilfeleistenden Menschen für einige Zeit nicht zu<br />
sehen. Dann teilte es sich. Man hatte Ahriman aus den Zähnen der verendeten Bestie befreit. War es<br />
Besinnung oder etwas Anderes, daß er sich aus seiner Ohnmacht halb aufrichtete, um zu sprechen? Er hob<br />
die geballte Faust empor, schüttelte sie und rief:<br />
»Mein Kopf, mein Kopf! Immer nur mein Kopf, mein Kopf! Das war der Chodem wieder, der Chodem, der<br />
mich aufgegeben hat! Ich soll verrückt werden, verrückt, verrückt! Ich habe gekämpft mit ihm --- von der<br />
"Mauer der Vergeltung" an bis hierher! Vergeblich!<br />
Er empörte den Teufel gegen mich --- er warf mich unter ihn nieder --- er faßte mein Gehirn mit des Satans<br />
Zähnen --- der Biß ging durch und durch --- durch den Geist und durch die Seele --- es ist aus; es ist aus; es<br />
ist aus!« Mit einer letzten, großen Anstrengung aufspringend, schrie er, indem seine Stimme<br />
überschnappte: »Freut Euch, Ihr Dschamikun, denn hört, was ich Euch sage --- der Fürst der Schatten ist<br />
von jetzt an nur ein Aas --- ein verwesendes Aas für den Schinder --- genau wie der Satan hier --- schleppt<br />
uns fort; schleppt uns fort --- alle Drei, alle Drei --- nicht nur die Aase, sondern auch den Verrückten!«<br />
Er ließ den erhobenen Arm sinken, schüttelte sich wie vor innerem Grauen und fiel dann, wieder<br />
ohnmächtig, auf den scheckigen Kadaver des Teufels nieder. Auch uns graute; wir wendeten uns ab.<br />
Schakara's Augen aber strahlten in glänzender Freude. Sie reichte mir den gewonnenen Chandschar des<br />
Mirza und sagte:<br />
»Nimm sie hin, die Waffe der Feinde, die sich von nun an nur gegen sie selbst zu richten hat! Sie ist in<br />
unsere Hand geraten, doch wollen wir den Frieden. Stecke sie in die Scheide! Nimmt man diesen Frieden<br />
aber nicht an, so fährt sie wieder heraus. Dann aber gibt es kein spielendes Rennen wie heut, nur um dem<br />
Volke den Satan figürlich zu zeigen, sondern wir machen das Spiel zum tödlichen Ernst! Wen unser<br />
Rennen nicht warnt, weil er den Geist nicht besitzt, zu begreifen, was es bedeutet, der treibe die Feindschaft<br />
weiter, sich selbst zur schließlichen Schande!«<br />
Man räumte den Teufel aus dem Wege und schaffte auch Ahriman fort. Als ich nach den Sitzen der<br />
Khanum Gul und des Scheik ul Islam hinüberschaute, waren Beide verschwunden. Die gewonnenen Pferde<br />
wurden in Sicherheit gebracht, doch verständigte der Ustad den Scheik der Dinarun und den Takikurden<br />
Ibn el Idrak davon, daß sie heut Abend die ihrigen und ebenso auch ihre Kamele heimlich<br />
zurückbekommen würden. Die Gegner wurden von jetzt an unsichtbar, einer nach dem andern. Es versteht<br />
sich von selbst, daß wir uns unseres Sieges freuten, am meisten aber wohl mein kleiner Hadschi Halef. Er<br />
strahlte geradezu vor Glück. Sein Kara ein mehrfacher Sieger! Und gar auch Hanneh, die »lieblichste<br />
Blume der Frauen«, ein großes Rennen gewonnen! Das ging ihm über Alles, was er bisher erlebt hatte,<br />
sogar auch über das Ehrengewand vom Beherrscher des persischen Reiches!<br />
Großen Jubel gab es, als die Kärna ertönte und dann der Ausrufer verkündete, daß jetzt das gestern<br />
verreg<strong>net</strong>e, lustige Rennen beginnen werde. Während dieses vorbereitet wurde, trat die Dschemma mit den