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Band 29 - thule-italia.net

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Nach einiger Zeit kehrte er zur Truhe zurück und versuchte, ob der Schlüssel passe. Es war der richtige. Sie<br />

schien nur Papiere zu enthalten. Er griff hinein, um zu sehen, was für welche. Er las, griff weiter und las<br />

wieder. Dann drehte er sich zu mir herum und sagte:<br />

»Befremdet es dich, wenn ich Euch bitte, mich jetzt zu verlassen? Ich muß allein sein, muß suchen und<br />

lesen. An der Verfolgung der Schatten beteiligte ich mich nicht; sie widerte mich an. Nach dem aber, was<br />

ich hier sehe, möchte ich, daß keiner von ihnen entkomme, kein einziger. Ich habe sie alle zu fassen, alle,<br />

und dem Beherrscher auszuliefern. Das Reich muß frei werden von ihnen, gänzlich frei! Darum bitte ich<br />

Euch, reitet unsern Leuten nach und sorgt dafür, daß man ja nicht nachsichtig oder gar sorglos verfahre! Ich<br />

vermute, daß ich lange Stunden brauche, bis ich hier fertig bin; für mich habt Ihr Euch also mit Eurer<br />

Rückkehr nicht zu beeilen.«<br />

So stiegen wir Drei also wieder auf und ritten nicht nach dem Duar zurück, sondern nach Osten, gegen die<br />

Pässe. Die dorthin führende Ebene lag frei. Kein Mensch war auf ihr zu sehen. Die sehr flüchtig berittenen<br />

Schatten hatten keine Nachzügler oder gar Marode zurückgelassen, und die Verfolger waren ebenso schnell<br />

hinterher gewesen. Als wir in der Nähe des Gebirgszuges angekommen waren, sahen wir, daß man sich<br />

geteilt hatte, um gleichzeitig durch beide Pässe zu gehen. Wir wählten den südlichen, den des Hasen, durch<br />

welchen Kara damals mit Tifl geritten war. Auf seiner Höhe angekommen, sahen wir die herrenlose,<br />

steppenähnliche Fläche unter uns liegen, auf welcher Kara den von den Bluträchern gejagten Scheik der<br />

Kalhuran und seine Frau gerettet hatte. Sie war die festgeschlossene Falle, in welcher sich die Sillan jetzt<br />

befanden.<br />

Sie bildete ein großes, von der Natur mit Bergeszügen abgeschlossenes Viereck, dessen Seiten<br />

folgendermaßen besetzt waren: Auf der Westseite, also grad unter uns, die Duardschamikun, die<br />

Gewapp<strong>net</strong>en von Schohrd und die verbündeten Taki; auf der Nordseite alle unsere männlichen Festgäste,<br />

welche zur rechten Zeit gekommen waren, mit eingreifen zu können; im Osten die nördlichen Dschamikun<br />

und die Kalhuran, und im Süden die südlichen Dschamikun mit den Dinarun. Die Einschließung war also<br />

außerordentlich exakt und genauso ausgeführt worden, wie der Ustad sie entworfen hatte. Die Schatten<br />

befanden sich in der Mitte; keiner fehlte. Sie kamen nicht auf den Gedanken, sich zu einer Phalanx zu<br />

vereinigen, um einen Durchbruch zu versuchen, denn dazu waren sie zu feig, sondern sie ritten in<br />

getrennten Trupps oder Rudels ganz ratlos hin und her und ließen sich immer enger zusammenschnüren.<br />

Unweit der Stelle, an welcher der Hasenpaß in die südwestliche Ecke der Falle mündete, hatten sich unsere<br />

sämtlichen Führer zu einer Beratung zusammengefunden, zu welcher sich soeben auch der Scheik der<br />

Kalhuran von dem entferntesten Punkte unserer Aufstellung einstellte. Wir ritten hinab. Es war aber ein<br />

sehr steiler Weg, und wir schonten unsere Pferde. Darum kamen wir erst unten an, als diese kurze<br />

Besprechung soeben zu Ende war. Der Scheik der Kalhuran, der die Gegend genau kannte, hatte einen<br />

Vorschlag gemacht, welcher einstimmig angenommen worden war. Es handelte sich um die beste<br />

Art und Weise, in welcher die Schatten schnell zu entwaffnen und dann leicht zu bewachen seien. Ich fügte<br />

da nachträglich den Befehl des Ustad hinzu, ja Niemand entkommen zu lassen. Nun gab es drüben an der<br />

nördlichen Seite eine große, weite Felsenkluft, deren Wände so steil und so hoch waren, daß kein Mensch<br />

an ihr emporsteigen konnte. Sie war nur durch einen schmalen Riß zugänglich, welcher hier heraus auf<br />

unsere Ebene mündete. Die Schatten mußten nach diesem Risse getrieben und dort entwaff<strong>net</strong> werden.<br />

Waren sie dann in der Kluft, so gab es für keinen Einzigen ein Entrinnen.<br />

Die Anführer kehrten infolge dieses Beschlusses an ihre Plätze zurück, um der Aufstellung die<br />

erforderliche neue Gestalt zu geben, was sehr schnell geschehen konnte, weil mehr als genug Platz zu den<br />

erforderlichen Bewegungen vorhanden war. Unser bisheriges Viereck verwandelte sich in ein Dreieck,<br />

dessen offene Spitze nach der Kluft führte. Als dies geschehen war, wurde der Feind auf diese Spitze<br />

zugedrängt. Wir sahen, daß er zögerte, diesem Stoße zu folgen. Es schien, daß er endlich nun einmal den<br />

Mut fasse, wenigstens so zu tun, als ob er die Absicht habe, sich zur Wehr stellen zu wollen. Da machte der<br />

energische Scheik von Schohrd kurzen Prozeß. Er gebot seinen Gewapp<strong>net</strong>en, blank zu ziehen, setzte sich<br />

mit entblößtem Schwerte an ihre Spitze, ritt mit ihnen bis ganz an die Schatten heran und begann zu

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