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Band 29 - thule-italia.net

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mit heiserer Stimme:<br />

»Es kam so, wie ich sagte: Er ist zur Hölle gegangen. Dort mag er reden, was er will, so wird es doch nichts<br />

schaden. Die Teufel glauben nicht so schnell wie die Menschen! Ich bin verwundet. Bringt mich nach<br />

meinem Zelte!«<br />

Einige Taki eilten hinzu, um ihm zu helfen. Man zog den Multasim hervor. Er war tot. Das Messer steckte<br />

bis an den Griff in seiner nackten Brust. Da blitzte und krachte es abermals, und der Regen begann in einer<br />

solchen Weise sich zu ergießen, daß ich schleunigst nach dem Zelte Agha Sybils [Agha Sibils] eilte, wo<br />

ich, der längst Erwartete, von meinem alten Bagdader Freunde und all den Seinen mit herzlicher Freude<br />

aufgenommen wurde.<br />

Mein Erstes war, gute Plätze für Halef, Hanneh und Kara zu reservieren, welche natürlich nicht auf sich<br />

warten ließen, und dann geschah der Freundschaft und der Vergangenheit ihr Recht, mochte es draußen<br />

gießen oder strömen und hier innen tropfen oder träufeln, wie es wollte. Auch Kepek wurde erwähnt. Man<br />

hatte ihn wegen seiner unbehilflichen Körperfülle so schnell wie möglich als Fracht nach Isphahan gesandt,<br />

wo sein Herr sich für die Zukunft mit ihm niederlassen wollte. Die »Festjungfrau« war als lebenslängliche<br />

Köchin in Aussicht genommen, und Tifl hatte dabei als Pendant zu Kepek tüchtig mitzuessen.<br />

Der Regen währte ausnahmsweise stundenlang. Als er einmal eine Pause machte, schickte Schakara für<br />

mich und Kara Pferde, für Halef und Hanneh aber eine Doppelsänfte, mit deren Hilfe wir schnell nach<br />

Hause kamen. Der Ustad folgte erst später. Wie umsichtig Schakara war, bewies sie jetzt auch wieder<br />

dadurch, daß sie unsere Pferde aus dem schweren Regen in das bereits wohlbekannte Gewölbe gerettet<br />

hatte.<br />

Der Ustad kam mit Dschafar Mirza, eben als das zurückgekehrte Gewitter mit einer zweiten, noch längeren<br />

Entladung einsetzte. Sie hatten im Hause des Chodj-y-Dschuna ein bequemes Unterkommen gefunden und<br />

von dort aus Alles beobachtet und nach Kräften dirigiert. Sie nahmen den von dem Unwetter angerichteten<br />

Wirrwarr nicht von der tragischen, sondern von der komischen Seite, und so fiel es auch mir nicht ein, mir<br />

um irgend Etwas betrübte Gedanken zu machen. Als ich nach der Leiche des Henkers frug, erfuhr ich, daß<br />

man sie nach den Ruinen geschafft und dort dem Scheik ul Islam vor das Zelt gelegt habe. Sein Pferd war<br />

vom Hauptmanne konfisziert worden; den Kiss-y-Darr aber hatte der Ustad jetzt mitgebracht, um ihn<br />

wieder gesund zu pflegen.<br />

Der Regen ließ auch für später nicht nach. So war nichts mehr zu machen, und wir gingen in der Hoffnung<br />

schlafen, daß er sich bis morgen ausgegossen haben werde. - Es legte sich heut wohl kein Mensch so<br />

hochbefriedigt, so stolz nieder wie Hadschi Halef und Hanneh. Ihr Sohn war unbedingt der Held des<br />

heutigen Tages gewesen, und ich hatte ihnen gesagt, daß dies nicht etwa Zufall, sondern in der<br />

vortrefflichen Begabung Kara's begründet sei. Das war eine Wonne für meinen Hadschi, der, als ich am<br />

andern Morgen aufstand, soeben in die Sänfte stieg, um sich nach der Tribüne tragen zu lassen, denn<br />

Ahriman Mirza und der Scheik ul Islam hatten einen Zusammentritt des Preisgerichtes und der Dschemma<br />

gefordert, weil sie gleich heut früh einen wichtigen Antrag zu stellen hätten. Bei einer solchen Beratung<br />

mußte der »Scheik der Hadeddihn [Haddedihn]« natürlich gegenwärtig sein, und wenn er noch so schwach<br />

gewesen wäre! Der gestrige Tag aber war ihm außerordentlich gut bekommen, natürlich infolge der Freude<br />

über das brave Verhalten seines Sohnes.<br />

Nach einer Stunde, als die Verhandlung vorüber war, welche der Ustad geleitet hatte, kam dieser selbst<br />

nach dem Hause herauf, um mich aufzusuchen und abzuholen. Da erfuhr ich denn, welche Wünsche<br />

Ahriman Mirza und der Scheik ul Islam vorgebracht hatten. Diesen beiden Herren schien nämlich der<br />

Gedanke, sich nach der gestrigen Blamage den ganzen heutigen Tag den Blicken einer so großen<br />

Volksmenge auszusetzen, sehr peinlich zu sein. Sie hatten sich also schon am frühesten Morgen darüber<br />

geeinigt, daß das Rennen, wenigstens für sie und ihre Zwecke, so kurz wie möglich abzumachen sei. Daher<br />

ihr Antrag. Dieser lautete: Die edlen Pferde, welche eigentlich laufen sollten, laufen nicht, werden aber als<br />

Gewinne gestellt. Wirklich rennen werden von jeder Seite nur drei. Wer in zwei Rennen siegt, gewinnt

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