Band 29 - thule-italia.net
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unbegreiflichen Sprüngen über Barkh hinaus, warf den Kopf für einen Augenblick herum, um zu sehen, ob<br />
er ihn auch wirklich überholt habe, und nahm dann nur noch Assil in die Augen. Dieser war ungefähr<br />
zwanzig Pferdelängen voran.<br />
»Sabah bil-cher -- guten Morgen!« rief ich nun dem Ustad zu. »Mach schnell, sonst wird es Tag!«<br />
Er antwortete nur, indem er den Arm in die Luft warf, denn etwas Anderes hätte den Lauf seines Pferdes<br />
leicht hemmen können. Dennoch wurden aus den zwanzig Längen fünfzehn -- zehn -- fünf -- zwei -- eine --<br />
jetzt hatte ich ihn! -- wieder einige federschnellende Sprünge meines Syrr -- da war ich voraus ---<br />
»Gibst du zu, daß du bald weit hinter mir sein wirst?« fragte ich.<br />
»Warum das ausdrücklich zugeben?« antwortete er.<br />
»Weil ich dann innehalte. Ich möchte meinen Assil nicht kränken. Er schämt sich, wenn er überholt wird.«<br />
»Das ist brav von dir! Ja, dein Syrr ist uns über, sogar weit über. Hemmen wir also den Lauf!«<br />
Indem wir dies taten, holte uns Kara schnell ein. Da war es geradezu rührend, daß alle drei Pferde vor<br />
Freude darüber, daß sie nun wieder beisammen waren, laut aufwieherten, eines wie das andere, fast »wie<br />
aus einem Munde«, wie man zu sagen pflegt. Und nun sahen wir, wie unglaublich schnell uns dieses<br />
Proberennen vorwärts gebracht hatte: Die Ebene war zu Ende; die Berge der Dschamikun lagen vor uns.<br />
Wir hatten nur noch hinunter in das Tal und drüben wieder hinaufzureiten, um an den Steinbruchweg und<br />
also heimzukommen. So leicht, so schnell kommt der Mensch vom Bösen auf das Gute, wenn er die Kräfte<br />
zu benutzen weiß, die ihn nach oben und heim zu tragen haben!<br />
Wir konnten mit dem Resultate dieses Proberittes im höchsten Grade zufrieden sein. Hatten wir uns schon<br />
vorher nicht vor dem Rennen gefürchtet, so waren wir nun vollständig überzeugt, wenn nicht alle, so doch<br />
wenigstens die Haupttouren sicher zu gewinnen. Bei uns angekommen, sorgten wir zunächst für die<br />
herrlichen Tiere; dann trennten wir uns. Ich ging sogleich schlafen und wachte erst am späten Morgen auf.<br />
Als Schakara mir das Frühstück brachte, sagte sie mir, daß noch während der Nacht ein Eilbote des Schah<br />
gekommen und dann mit der Antwort des Ustad wieder fortgeritten sei. Er habe sich absichtlich so<br />
gekleidet gehabt, daß Niemand erraten konnte, wer oder was er sei. Der Herrscher hatte nichts weiter als<br />
den Befehl geschickt, womöglich Blutvergießen zu vermeiden. Der Ustad war erfreut gewesen, bei dieser<br />
Gelegenheit dem Schah zunächst das von dem Aschyk erhaltene Verzeichnis und sodann auch die heut<br />
nacht erlangten beiden Kaiserdokumente senden zu können. Damit waren der Scheik ul Islam und Ahriman<br />
Mirza ein für allemal vernichtet. Und zugleich hatte er auch ein Gnadengesuch für den Aschyk beigelegt.<br />
Ich dachte, als ich dies hörte, an seinen Ausspruch, daß der Aschyk ein prachtvoller Mensch geworden sei.<br />
Er hatte sich hierüber nicht weiter geäußert; nun aber erfuhr ich von Schakara, daß der Aschyk sich Ibn el<br />
Idrak freiwillig zur Verfügung gestellt und eine gradezu erstaunliche Geschicklichkeit und Ausdauer<br />
entwickelt habe, die Taki zu überzeugen, daß man durch lichtscheuen Ungehorsam gegen den Schah nichts<br />
als den eigenen Untergang erreiche. Uebrigens sei der Ustad der Meinung, daß die dortigen Ultra's den Mut<br />
nicht haben würden, den sie zeigten, wenn sich nicht grad jetzt der Scheik ul Islam, der Mirza und die Guli-Schiras<br />
bei ihnen befänden, in deren Interesse es liege, diese Leute in ihrem stupiden Fanatismus zu<br />
bestärken.<br />
Ich war noch nicht draußen auf meinem Freidache gewesen. Jetzt bat mich Schakara, mit ihr<br />
hinauszukommen, weil sie mir Interessantes zu zeigen habe. Sie meinte da zunächst ein großes,<br />
herrschaftliches Zelt, welches, schon fast fertig, drüben in den Ruinen errichtet worden war. Nicht weit<br />
davon sah ich andere Leute beschäftigt, ein zweites, auch großes, aber nicht so prächtiges herzustellen?<br />
[herzustellen.] Auf meine Frage, für wen diese beiden Zelte seien, antwortete sie: