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Band 29 - thule-italia.net

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Nur wenige Minuten später stand ich hinten bei den Pferden. Ich schaute zum See hinab. Da sah ich Kara<br />

und seinen Begleiter schon weit über demselben draußen. Es ist fast unglaublich, was so ein ächtes,<br />

gutgezogenes Bischarikamel zu leisten vermag!<br />

Hierauf ging es zur Kalteschale [Kaltschale]. Sie war vortrefflich. Wenigstens hatte sie nichts von der<br />

Aufregung an sich, in welcher ich mir ihre festjungfräuliche Zubereiterin noch immer dachte. Dann pflegte<br />

ich der Ruhe, bis es oben und unten still geworden war und ich kein Licht mehr brennen sah. Da holte ich<br />

mein Sattelzeug und ging zu Syrr hinab.<br />

Er lag mit Assil abseits von den andern Pferden. Der Mond schien. Als sie den Sattel sahen, standen sie<br />

beide auf. Sobald ich aber Syrr zu zäumen begann, legte Assil sich wieder nieder. Er war so sehr<br />

verständig!<br />

Ich war natürlich neugierig auf das nun Folgende. Würde es gelingen? Ich stieg auf. Die Füße in die Bügel.<br />

Eben wollte ich die Unterschenkel anlegen; da ging der Rappe auch schon vorwärts. Es gab bis in die<br />

Ruinen mehrere Biegungen. Kaum dachte ich an die Schwenkung, so war sie schon gemacht. Welch ein<br />

feines Empfinden! Und dieser ruhige, sichere Schritt! Leichter, hochgraziöser Rhythmus auf fester<br />

Baßunterlage! Drüben ging es am Turm vorüber, auf die Steinbrüche zu. Da stand rechts dichtes<br />

Strauchwerk. Bei demselben angekommen, blieb Syrr stehen, ohne angehalten worden zu sein.<br />

»Wer ist hier?« fragte ich, den Blick scharf auf die Büsche richtend.<br />

»Du bist es, du, Effendi,« antwortete es. »Da darf ich hervorkommen. Ich glaubte nicht, daß du schon<br />

wieder reiten könntest, und hielt dich darum für einen Andern.«<br />

Es war der Aschyk.<br />

»Hattest du hier zu tun?« fragte ich.<br />

»Ja,« antwortete er. »Ich wache! Hast du mein Paket gefunden? Kannst du es verwerten?«<br />

»Sehr gut. Ich danke dir!«<br />

»So bitte ich dich, mich still gewähren zu lassen! Du sollst nicht herabgezogen werden, in das Gemeine, wo<br />

du nicht hingehörst. Laß das mir lieber über; mir schadet der Schmutz nicht so wie dir! Ich bin ihn ja<br />

gewöhnt. Ich vermute, daß du morgen die Päderan [Pädärahn] belauschen willst. Auch das ist Schmutz,<br />

vielleicht der allergrößte. Wirst du trotzdem kommen?«<br />

»Ganz bestimmt!«<br />

»So beschwere dich mit nichts. Ich bin sicher da und helfe dir herauf in das Versteck.«<br />

»Verkehrst du noch mit unsern Gegnern?«<br />

»Laß mich hierüber schweigen, Effendi! Ich darf dein Gewissen nicht beschweren. Aber wenn ich dir einen<br />

Wink gebe, so folge ihm mit Vertrauen. Es nahen schwere Zeiten. Ich will sie dir erleichtern. Und dann,<br />

dann geht mir vielleicht der größte Wunsch in Erfüllung, den ich in meinem Herzen trage.«<br />

»Welcher?«<br />

»Bei uns ist der Hund verachtet. Bei euch im Abendland aber wird er geschätzt. Da ist er der Freund, der<br />

Wächter, der Beschützer der Menschen. Effendi, prüfe mich jetzt, und wenn du mich als treu befunden

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