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Band 29 - thule-italia.net

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»Effendi, weiß du, daß heute Sonntag ist?« fragte sie halblaut.<br />

»Natürlich!«<br />

»Und daß da mein Aschyk kommen wollte?«<br />

»Ja.«<br />

»Er kommt aber nicht!«<br />

»So? Warum nicht?«<br />

»Er hat sich anders besonnen und läßt dich bitten, nicht auf ihn zu warten.«<br />

»So war er aber doch wohl da? Denn du hast mit ihm gesprochen?«<br />

»Ja, er war da.«<br />

»Wann?«<br />

»Heut früh. Des Sonntags stehe ich immer eher auf als sonst, weil ich, wenn die Glocken läuten, mit der<br />

Arbeit fertig sein will. Heut war es nun noch zeitiger als gewöhnlich. Ich ging in den Garten, um Soghanlar<br />

(* Zwiebeln.) zu holen; da stand mein Aschyk plötzlich vor mir und sagte, daß er schon jetzt gekommen<br />

sei, weil er heute Abend nicht dasein werde.«<br />

»Wo will er da wohl hin?«<br />

»Das weiß ich nicht. Ich konnte ihn nach gar nichts fragen, weil er keine Zeit hatte, mir zu antworten. Aber<br />

es war sehr rührend, als er ging, sehr!«<br />

»Wieso?«<br />

»Er ergriff meine Hand und streichelte mir mit seiner anderen Hand über den Kopf, so -- so --«<br />

Sie zeigte mir, wie er es gemacht hatte, und fuhr dann fort:<br />

»Und dazu sagte er: "Pekala", sagte er, "wir haben im letzten Jahre viele, sehr viele Lügen gemacht, und<br />

der Ustad und der Effendi sind doch so liebe und so gute Menschen, die man auf keinen Fall belügen oder<br />

gar betrügen sollte. Versprich mir, daß du ihnen von heute an die volle Wahrheit sagen willst, wenn sie<br />

dich nach mir fragen!" Da habe ich es ihm versprochen und ihm auch die Hand darauf gegeben, daß ich es<br />

halten werde, denn ---«<br />

Sie hielt inne, weil ihr die Tränen kamen. Da wischte sie sich die Aeuglein und auch das kleine Näslein an<br />

die [der] Schürze und fuhr hierauf fort:<br />

»Denn mit dem Lügen ist es --- verzeihe mir, Effendi! Ich nehme dann nachher zum Kochen gleich eine<br />

andere, eine neue Schürze --- denn mit dem Lügen ist es eine schlimme Sache. Man kann nämlich nicht<br />

schlafen, wenn man dich oder den Ustad belogen hat, und so will ich dir denn jetzt ganz offen sagen ---«<br />

Sie wischte sich jetzt abermals, und zwar sehr nachhaltig, was sie jetzt nun doch wohl durfte, weil sie ja<br />

nachher eine neue Schürze nehmen wollte, und sprach weiter:

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