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Band 29 - thule-italia.net

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Dschemma. Sein Vater, der reichste Mann des Stammes, ließ ihn in Teheran studieren und dann weite<br />

Reisen machen. Er ist unterrichtet, klug und ehrlich. Man sagt, daß er ein heimlicher Gegner des Scheik ul<br />

Islam sei und unter den Taki einen nicht unbedeutenden Anhang besitze. Er war schon einigemale hier,<br />

mein Gast, und ich meine, daß wir beide Wohlgefallen an einander gefunden haben.«<br />

»Hältst du ihn einer Hinterlist für fähig?«<br />

»Nein, auf keinen Fall.«<br />

»So kann ich dir sagen. [sagen,] daß er eine Unterredung mit dir wünscht.«<br />

»Wann?«<br />

»Heut.«<br />

»Wo? Hier bei mir?«<br />

»Nein. Dazu hat er keine Zeit, wegen der wichtigen Sitzungen, welche die Dschemma jetzt fortwährend<br />

hat, sogar heut nach Mitternacht. Auch soll diese Unterredung eine heimliche sein. Er läßt dich bitten, zwei<br />

Stunden nach Mitternacht an den Bach des Dschebel Adawa zu kommen, du allein und er allein. Von der<br />

Quelle an zählst du die fünfte große Windung des Wassers. Dort steht ein einzelner hoher Baum, unter dem<br />

er dich erwarten wird.«<br />

»Sonderbar! Wie kommst du zu diesem Manne? Wäre es ein Anderer, so würde ich einen Hinterhalt<br />

befürchten, obgleich ich nicht wüßte, wozu ihm das nützen sollte!«<br />

»Ich kann dir nicht zürnen, wenn du an mir zweifelst. Aber ich darf dir auch nicht antworten, denn ich habe<br />

Ibn el Idrak Verschwiegenheit geloben müssen, um Euch nützen zu können. Behalte mich hier, und gib<br />

Befehl, daß ich erschossen werde, wenn dir Etwas geschieht!«<br />

»Daß ich ein Tor wäre! Ich glaube dir und ihm und werde also kommen.«<br />

»Ich danke dir! Auch dein jetziger Anzug paßt. Es gibt jetzt am Dschebel Adawa mehr Leben und Verkehr<br />

als sonst. Man könnte dich sehen und erkennen. Darum sollte ich dich bitten, nicht deine gewöhnliche<br />

Kleidung anzulegen. Ich kam auf einem seiner Pferde herüber. Darf ich wieder zurück, um ihm Nachricht<br />

zu bringen?«<br />

»Ja. Sag ihm, daß ich kommen werde, zwei Stunden nach Mitternacht, an die betreffende Stelle. Bin ich<br />

verhindert, pünktlich zu sein, so soll er dennoch warten. Ich bleibe nicht aus.«<br />

Hierauf entfernte sich der Aschyk. Auf meinem Tische lag der Chandschar, den ich von Dschafar<br />

geschenkt bekommen hatte. Der Ustad sah ihn und fragte:<br />

»Nimmst du den Dolch nicht mit?«<br />

»Nein,« antwortete ich. »Ich wollte, halte es aber nun doch nicht für nötig.«<br />

»So erlaube ihn mir! Ich kann vielleicht in eine Lage kommen, in welcher eine still wirkende Klinge besser<br />

ist als ein laut krachender Schuß. Geh jetzt immer hinab. Ich will erst das Verzeichnis vom Aschyk zu mir<br />

tragen, um es einzuschließen. Dann komme ich nach.«<br />

Er schob den Chandschar in den Gürtel und ging hinaus. Ich aber steckte fürsorglich einige Lichter zu mir,

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