Band 29 - thule-italia.net
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desselben abgestiegen.«<br />
»Er kannte die Oertlichkeit, weil er heut am Tage zweimal dort vorübergeritten ist!«<br />
»Das macht mich um so bedenklicher! Er traf grad dort auf den Wächter, welcher dann schnell kam, uns zu<br />
warnen. Warum hat er nicht angenommen, daß am Abende erst recht ein Wächter da sein werde? Hätte der<br />
Sohn desselben nicht zufälligerweise an seine Schafe gedacht, so wäre der Multasim nicht entdeckt<br />
worden! Dann schlich er sich quer nach der hinteren Seite des Duar. Er kannte also die Lage desselben<br />
genau. Die Häuser und Zelte liegen in zwei Reihen nach dem Aufgange zum "hohen Hause" hin. Es war<br />
kein Mondenschein. Kann da ein vollständig Fremder unbemerkt durchkommen? Sodann der<br />
vielgekrümmte Weg herauf zum Hause! Ich kenne ihn. Rechne ich die Länge des Duar hinzu, so hätte ein<br />
im Anschleichen geschulter Indianer gewiß wenigstens zwei volle Stunden gebraucht, um bis herauf an das<br />
Thor zu kommen. Vom Verlöschen unserer Lichter an bis zum Erscheinen des Multasim war aber nur die<br />
Hälfte dieser Zeit vergangen. Der Weg scheint ihm also nicht unbekannt gewesen zu sein.«<br />
»Er hat aber bewiesen, daß er im Anschleichen außerordentlich geschickt ist!«<br />
»Das ändert nichts, denn ich habe einen wenigstens ebenso geschickten Indianer angenommen, und der<br />
Henker war ja nicht allein. Es befanden sich zwei Begleiter bei ihm, die durch ihre so prompt besorgte<br />
Gefangennahme bewiesen haben, daß sie es nicht einmal verstanden, sich genügend zu verstecken! Nein,<br />
nein! Dieser nächtliche Besuch kann unmöglich der erste [gewesen] sein! Ich werde mir den Multasim<br />
vornehmen, ehe ich ihn früh entlasse. Vielleicht gelingt es mir, etwas aus ihm herauszufragen. «<br />
Die erwähnten Einwürfe waren mir von dem Pedehr gemacht worden. Jetzt schien der Ustad sich auf etwas<br />
zu besinnen. Er richtete die Frage an ihn:<br />
»Wie war es doch mit jenem fremden Perser, den wir hier pflegten, bis sein verstauchter Fuß heil geworden<br />
war? Aus welchem Grunde hatte er das Mauerwerk erstiegen?«<br />
»Um nach Altertümern zu suchen,« antwortete der Gefragte. »Er war aus Teheran und hatte dort einen<br />
Laden, in welchem solche Sachen verkauft werden. Es war an einem Dienstag früh, als wir ihn fanden.«<br />
»Und da denke ich auch noch an jenen Arzt aus Hamadan, der an einem Montage sich so lange weigerte,<br />
bei uns zu bleiben.«<br />
»Der hatte sich verirrt. Man traf ihn, als es schon dunkel war, und führte ihn zu uns herauf. Er wollte sich<br />
gar nicht halten lassen, obwohl er keinen wirklich triftigen Grund dazu angeben konnte. Diese beiden<br />
Personen kommen hier gar nicht in Betracht. Sie waren ehrliche Leute, aber keine Sillan. Dagegen fiel mir<br />
soeben etwas anderes ein. Erinnerst du dich der Peitsche, welche Tifl fand, als er hinüber auf die Mauern<br />
stieg um nach wildem Kekik otu (* Thymian.) für seine Küche zu suchen?«<br />
»Natürlich weiß ich das. Es ist noch gar nicht lange her, und die Peitsche liegt dort hinter meinen Büchern.<br />
Ich schrieb den Tag, an welchem sie gefunden wurde, auf einen Zettel dazu, um dadurch vielleicht auf den<br />
Verlierer zu kommen. Sie gehörte keinem Dschamiki. Das fiel mir damals nicht auf. Jetzt aber beginne ich,<br />
bedenklich zu werden. Fällt dir sonst noch etwas ein?«<br />
»Nein.«<br />
»Mir auch nicht.«<br />
Da rief ich aus:<br />
»Es ist auch genug vollständig genug! Was seid ihr doch für liebe, gute, unbefangene Menschen!«