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Band 29 - thule-italia.net

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Das hatten die Feinde nicht erwartet. Aber anstatt klug und still zu sein, verfielen sie in das Gegenteil und<br />

rühmten sich, mit den Pferden Rache nehmen zu wollen. Der Scheik ul Islam rief nach seinem »besten<br />

Pferd von Luristan«, gegen welches zunächst zu reiten sei. Es wurde ihm schnell gebracht, und so bekamen<br />

wir dieses vielgepriesene Wunder nun endlich einmal zu sehen.<br />

Es war Taki-Zucht, nicht Araber, doch auch nicht Perser, von jeder Rasse ein Muskel oder ein Knochen.<br />

Aber gut, sehr gut sah der Kerl aus! Doch nicht für die Augen des Kenners, der sich vielmehr sagen mußte:<br />

Trügerische Formen, Paraderenner, aber nicht für den Ernst!<br />

»Den nehme ich getrost mit meiner Sahm!« sagte der Ustad. »Er verdient keinen berühmten Gegner.«<br />

Wir hatten nach Hause geschickt und unsere »Trümpfe« kommen lassen. Sie standen in der Nähe und<br />

wurden von den Gegnern in ausgiebigster Weise behaßäugelt. Der Scheik ul Islam erklärte, daß er sein<br />

Pferd selbst reiten werde, und so stellte sich ihm der Ustad mit der Sahm als Gegenpartner vor. Beide<br />

Pferde und beide Reiter wurden ausgerufen, und es ging wie ein Rauschen von Mund zu Mund und laut um<br />

den See, wen man jetzt im Kampfe zu sehen bekommen werde. Beide Reiter warfen ihre Oberkleider ab<br />

und stiegen auf. Sie hielten neben einander. Der Hornist hob die Kärna zum Munde, um das Zeichen zu<br />

geben. Noch aber erscholl es nicht, so jagte der Scheik ul Islam schon davon. Es galt für die drei<br />

Pferderennen je eine Doppelrunde.<br />

Man schrie laut auf über diese Unehrlichkeit; aber der Ustad rief:<br />

»Ich protestiere nicht! Aber ich reite ehrlich! Heraus mit dem Zeichen!«<br />

Die Kärna schmetterte. Die Stute ging regelrecht fort, erst Schritt, dann Trab, dann Galopp. Es sah aus, als<br />

reite der Ustad nur spazieren. Das »beste Pferd von Luristan« aber flog da draußen, als sei es aus einem<br />

Böller geschossen worden, denn der Scheick [Scheik] ul Islam hatte das Geheimnis schon gegeben. Tiefe<br />

Stille herrschte. Die Sahm lag jetzt in glattem Galopp. Ich sage mit Absicht, sie »lag«. Wie eine jener einst<br />

so hochberühmten amerikanischen Briggs mit ihrer Schonertakelage, die man nicht »gehen« sieht, wenn sie<br />

vor dem Winde »liegt«, und aber doch nie einzuholen ist! Und sie »blieb liegen!« Die Entfernung der<br />

beiden Pferde blieb die gleiche, fort und fort, und um den See. Das Rennen kam von drüben wieder herüber<br />

-- an uns vorbei. Der Scheik ul Islam, mit tiefgeröteter Gesichtshaut zwischen den weißen Pflastern. Sein<br />

Pferd troff von Schweiß, und weiße Flocken flogen ihm vom Maule. Dann der Ustad, mit unveränderter<br />

Miene, uns vertraulich zunickend. Die Sahm war trocken und noch ganz bei Atem. Sie arbeitete nicht,<br />

sondern sie »lag« noch immer.<br />

»Er siegt!« sagte Schakara neben mir. »Er hat das Geheimnis ja noch gar nicht angewendet!«<br />

Es war, als ob er in innerer Verbindung mit der Sprecherin sei, denn kaum hatte sie es gesagt, so warf der<br />

Ustad den Arm hoch empor, und die Sahm bekam einen Ruck, dessen Schnellkraft nicht etwa verschwand,<br />

sondern von jetzt an ununterbrochen weiterwirkte. Und nun begann der bisherige Abstand, sich zusehends<br />

zu verringern. Das »beste Pferd von Luristan« war zu früh gezwungen worden, herzugeben, was es hatte.<br />

Die Kräfte ließen nach; die Lunge versagte den Dienst. Der fliegende Galopp verwandelte sich in ein<br />

unregelmäßiges Springen. Die Sahm aber »lag« nun wieder, aber im Geheimnisse! Sie holte den Gegner<br />

ein; sie schoß an ihm vorüber. Noch eine kleine Weile, so nahm der Ustad das Geheimnis wieder ab, um sie<br />

zu schonen, denn er hatte zurückgeschaut und bemerkt, daß das Pferd des Scheikes nun nicht mehr rannte,<br />

sondern sich gegen seinen Reiter sträubte, weiter zu gehen. Er schlug mit der Peitsche zwar unbarmherzig<br />

auf das arme, so töricht ausgepumpte Tier los, aber vergeblich. Es blieb einfach stehen, so daß er ihm<br />

schließlich seinen Willen oder vielmehr Unwillen lassen mußte und langsam durch den Duar herbeigeritten<br />

kam. Als er die Tribüne erreichte und abstieg, saß der Ustad schon längst wieder an seinem Platze! Der<br />

Besiegte ließ »das beste Pferd« stehen, ging, ohne ein Wort zu sagen, zu seinem Sitz und sank ermattet auf<br />

demselben nieder. Ahriman Mirza aber sprang auf, warf ihm einige grimmige Worte in das Gesicht und<br />

verkündete hierauf laut, daß jetzt der unbesiegbare Iblis erscheinen und uns eines ganz Anderen belehren

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