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Lexikon und Glossar - Springer

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<strong>Lexikon</strong> <strong>und</strong> <strong>Glossar</strong> 791<br />

Borison, Herbert Leon (1922-1990). Pharmakologe an<br />

der Dartmouth Medical School im amerikanischen<br />

Hanover; entdeckte zusammen mit~ Wang die Funktionen<br />

der nach ihnen benannten Chemotrigger-Zone<br />

sowie des sog. Brechzentrums (1949). Beim damaligen<br />

»Brechzentrum« wurde offenbar technisch unsauber<br />

stimuliert; mit modernsten feinsten Mikroelektroden<br />

lassen sich die älteren Arbeiten in Bezug auf das Brechzentrum<br />

nicht reproduzieren; heute nimmt man »funktionelle<br />

Brechfunktionszentren« an, Formatio reticularis,<br />

Vagalkerne, Ne. tractus solitarii etc.<br />

Botulismus. Lat. botulus: Wurst; Lebensmittelvergiftung,<br />

die erstmals nach Genuss verdorbener Würste<br />

durch Dr. Justinus Christian Kerner (1786-1862, Amtsarzt<br />

in Baden-Würtemberg <strong>und</strong> Dichter) beschrieben<br />

wurde, deshalb auch: Kernersehe Erkrankung. Kerner<br />

wies auch auf die Möglichkeit hin, das Toxin als Arznei<br />

zur Behandlung von Verkrampfungen <strong>und</strong> zur Verringerung<br />

übermässigen Speichel-, Tränen- <strong>und</strong> Schweißflusses<br />

einzusetzen (s. Buch G!).<br />

Botulinustoxine. Unter anaeroben Bedingungen durch<br />

das grampositive, stäbchenförmige <strong>und</strong> begeißehe Bakterium<br />

Clostridium botulinum mit thermoresistenten<br />

Sporen (rasches Keimen in luftabgeschlossenen Nahrungsmitteln)<br />

produzierte hochpotente Toxin mit<br />

neuro-, entero- <strong>und</strong> hämetoxischen sowie immunogenen<br />

Eigenschaften. Das Botulinustoxin A (M, um<br />

150000) wird in der Schmerzklinik als~ Adjuvans bei<br />

neurologischen Dysfunktionen (muskuläre spastische<br />

Dystoniesyndrome; Wirkung: blockiert irreversibel<br />

ACh-Freisetzung an cholinergischen Synapsen; ~<br />

Wirkstoffprofil s Buch G) <strong>und</strong> in der Kopfschmerztherapie<br />

eingesetzt.<br />

Boyle, H.E.G. (1875-1941). Anästhesist, entwickelte die<br />

nach ihm benannten Narkosegeräte.<br />

Boyle, R. (1627-1691). Soll zusammen mit Sir Christopher<br />

Wren erste i.v.-Opiuminjektionen (andere Quellen:<br />

Bier <strong>und</strong> Wein) mittels Tierblase <strong>und</strong> geschärfter<br />

Feder durchgeführt haben; andere Quellen geben ~<br />

Elsholtz an (s. auch Buch K).<br />

Brachialgia paraesthetica nocturna. Schmerzhafte Dys<strong>und</strong><br />

Parästhesie in den Armen, nachts beim Liegen auftretend.<br />

Brachialneuralgie. Plexus brachialis betreffende Neuralgie.<br />

Brachialplexopathie. Syn.: Brachialneuralgie-Syndrom;<br />

bei Schädigung des Plexus C 8 - T,, Infiltration entsprechender<br />

Neurone durch Tumoren wie Pancoast-Tumor,<br />

Mammakarzinom, Lymphom etc., auftretendes Syndrom.<br />

Erste Manifestationen vor neurologischen Ausfällen<br />

sind Schmerzen im Sinne der (unspezifischen) Brachialneuralgie.<br />

Fakultativ auch: ~ Horner-Syndrom.<br />

Bradykinesie. Verlangsamte Bewegungen (beispielsweise<br />

bei~ Parkinsonismus).<br />

Bradykinin. Abk. Bk; bei Gewebeentzündungen/-verletzungen<br />

freigesetztes endogenes Nona-Peptid (9 Aminosäuren:<br />

Arg-Pro-Gly-Phe-Ser-Pro-Phe-Arg) mit<br />

vasoaktiven, proinflammatorischen <strong>und</strong> pronozizeptiven<br />

Eigenschaften ( ~ Kininsystem). Über Kallikrein<br />

aus Plasmaglobulinen (inaktives Bradykininogen) freigesetzt,<br />

s. Buch A.<br />

Bradykinin-Rezeptoren. Bk,, 2 , 3- R, G-Protein -gekuppelte<br />

Zellmembran-Rezeptoren der 7 Transmembransuperfamilie<br />

mit Subttypen. Funktion: Bk 2 -R ubiquitär, konstitutiv<br />

(Funktion: akute Entzündungsprozesse, akute<br />

Aktivierung Nozizeptoren); Bk,-R induktiv im entzündeten<br />

Gewebe, in chronischen Schmerzprozessen inkl.<br />

Hyperalgesie involviert; putativ: Bk 3 - Rezeptor.<br />

Bragard-Zeichen. Nach dem Münchner Orthopäden<br />

K.B. Bragard (1890-1973) benannter Ischiasschmerz,<br />

der bei Wirbelsäulenerkrankung durch Dorsalflexion<br />

des Fußgelenkes bei gleichzeitiger Hüftbeugung des<br />

sonst gestreckten Beines auslösbar ist. Ebenfalls<br />

Schmerzhaftigkeit bei Aussenrotation des Kniegelenks<br />

bei Meniskusverletzungen.<br />

brain-derived neurotrophic factor. Abk. BNF; zur<br />

Superfamilie der Nervenwachstumsfaktoren bzw. trophischen<br />

Faktoren gehörend; im peripheren <strong>und</strong> zentralen<br />

NS nachweisbar.<br />

Braun, Heinrich Friedrich Wilhelm (Rawitch/Polen<br />

1862-1934). Statt Musikstudium ein Medizinstudium in<br />

Dresden mit Abschluss in Chirurgie beim Chirurgen<br />

<strong>und</strong> Transplantationspionier Carl Thiersch (1822 München-1895<br />

Leipzig) in Leipzig. Chirurg in Zwickau.<br />

Beeinflusst durch den Halleschen Chirurgen Oberst<br />

sowie Schleichs Monographie über »schmerzfreie Eingriffe«<br />

(1894), fühlte sich Braun sehr zu neuen Entwicklungen<br />

im Anästhesiesektor hingezogen. Erkannte die<br />

potentielle Toxizität von lokalinjiziertem Kokain <strong>und</strong><br />

schlug deshalb 1897 Adrenalin als Zusatz zu Lokaianästhesielösungen<br />

vor; führte 1905 Procain in die klinische<br />

Praxis ein. Adrenalinzusatzdosisfindungsstudien<br />

probierte er an sich selber aus. 1903 schlug er auch vor,<br />

Adrenalin bei Herzstillstand zusammen mit äusserer<br />

(von Gottlieb im Tierexperiment erfolgreich durchgeführten)<br />

Herzmassage einzusetzen. Die Infiltrationsanästhesie<br />

mit Procain <strong>und</strong> Adrenalin wird auch als<br />

»Braunsche Anästhesie«, die Umspritzung des Operationsgebiets<br />

als »Braun-Hackenbruchsehe Anästhesie«<br />

bezeichnet. Schlug u. a. die Splanchnikusanästhesie<br />

(Parasakralanästhesie) sowie verschiedene nach ihm<br />

benannte chirurgische Hilfsmittel (Fixationsschiene,<br />

Extension, Transfusionsapparat) vor. Veröffentlichte<br />

1905 »Handbuch zur Lokalanästhesie«.

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