Lexikon und Glossar - Springer
Lexikon und Glossar - Springer
Lexikon und Glossar - Springer
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
796 <strong>Lexikon</strong> <strong>und</strong> <strong>Glossar</strong><br />
Eosinophilen, Basophilen, Monozyten, aktivierten <strong>und</strong><br />
Ruhe-T-Zellen, N eutrophilen, Natural-Killer-Zellen,<br />
aber auch nichthämatopoetischen Zellen (Neurone,<br />
Astrozyten, Epithelial- <strong>und</strong> Endothelzellen usw.) exprimiert<br />
werden: z.Z. sind mehr als 1 Dutzend Chemokin<br />
Rezeptoren identifiziert worden; man unterscheidet<br />
konstitutive <strong>und</strong> induzierbare Rezeptorsysteme. Chemokine<br />
induzieren Zellmigration <strong>und</strong> Zellaktivation<br />
der entsprechenden Zielzellen (v. a. Leukozyten). Wichtige<br />
Chemokinstimulatoren sind: frühinflammatorische<br />
Zytokine (IL-1, TNF-a), Lipopolysaccharide bzw.<br />
bakterielle Stoffe, Virusinfektion, Interferon-y, Lymphozytenprodukte<br />
etc.<br />
Chemokinese. Migrationsaktivation von Zellen.<br />
chemotaktische Faktoren. Biochemische Stoffe, die bei<br />
Gewebeverletzungen, Infektionen etc. Zellen oder<br />
Organismen anziehen oder zurückweisen <strong>und</strong> Leukozyten,<br />
Makrophagen etc. zur Abwehrfront führen.<br />
Chemotaxis. Die durch einen chemischen Reiz (Beispiel<br />
Gicht: Uratkristalle) auslösbare (positive oder negative)<br />
Bewegungsreaktion von Blutzellen. So kann innerhalb<br />
von 24 h auf chemotaktische Stimuli ein aktiv-rheumatisches<br />
Gelenk durch mehr als 1 Milliarde Neutrophile<br />
infiltriert werden (Zwaifler 1971).<br />
Chinin. Alkaloid aus der Chinarinde. Reines Chinin<br />
hemmt die Nukleinsäuresynthese durch Komplexbildung<br />
mit DNA usw. <strong>und</strong> ist ein Zellgift Historisch erstes<br />
Malariamittel ( ~ Hahnemanns Erstversuch), als unspezifisches,<br />
obsoletes Grippemittel <strong>und</strong> in obsoleten<br />
»antipyretisch-analgetischwirksamen Schmerzmittelkombinationen«<br />
immer noch im Handel. Die durch<br />
Napoleon verhängte Kontinentalblockade gegenüber<br />
Großbritannien verhinderte den weiteren Import von<br />
Chinin aus Großbritannien. Als »Chinin-Ersatz« wurde<br />
dabei u. a. die Extrakte von Salix alba vulgaris (Weidenbaum)<br />
u. a. durch Buchner, Pharmakologe in München,<br />
intensiver untersucht: es gelang ihm 1828, eine gelbliche<br />
tanninfreie Substanz ( ~ Salicin) aus der Weidenrinde<br />
zu extrahieren.<br />
Cholezystokinin. Abk. CCK (s. Buch A); ein 33-Aminosäuren-Endopeptid.<br />
Neurobiologisch in der Peripherie<br />
(Hormon-Synthese: pankreatische Apudzellen, GI<br />
Zellen; Funktion: Sekretion/Motilität GI-Trakt) sowie<br />
im ZNS (Neurotransmitter, Neuromodulator in Kolokalisation<br />
mit anderen Neurotransmittern) vertreten. Chemisch<br />
mit dem Sekretirr verwandt (deshalb auch historische<br />
Bezeichnung: Cholezystokinin-Pankreozymin).<br />
Diskutiert werden: Nozizeption (Anti-Opioidwirkung;<br />
möglicherweise involviert in neuropathischer Hyperalgesie);<br />
Interaktionen mit Dopaminsystem; physiologische<br />
Interaktionen mit Hunger/Nahrungsaufnahme<br />
sowie Verhalten (Angst, Panik etc.). CCK-Subrezeptoren:<br />
CCKA (Opiodwirkung?), CCKB (Anti-Opioidwirkung?).<br />
Chrysotherapie. Goldtherapie (s. Antirheumatika Buch<br />
F<strong>und</strong> G).<br />
Churg-Strauss-Syndrom. Allergische granulomatöse<br />
Angiitis, systemisch nekrotisierende Vaskulitis mit<br />
respiratorischer Symptomatik, Bluteosinophilie, Lungeninfiltraten,<br />
Mono- bis Polyneuritis, Nasenpolypen,<br />
Perikarditis <strong>und</strong> blutigen Durchfällen. Durch ~<br />
Mesasalazin (s. Buch E) auslösbar; Triggerung durch<br />
Aminosalizylatverbindungen.<br />
CIBA. Die Vorgeschichte der Fa. CIBA reicht in die Jahre<br />
1864-1884, wo über den aus Lyon stammenden Alexander<br />
Clavel die Oswaldsche Seidenfärberei in der Rehgasse<br />
auf das Gebiet der Teerfarbenfabrikation ausgedehnt<br />
wurde. Sein Arsenikverfahren zur Herstellung<br />
von Fuchsin führte zu Vergiftungserscheinungen des<br />
Gr<strong>und</strong>wassers, das Schmelzen von Arsensäure zu<br />
»pestilenzialischen Gerüchen im minderen Basel«.<br />
Umzug in die Nähe des Rheins in die damals kaum<br />
besiedelte Klybekstrasse 1864, heute Sitz von Novartis<br />
(Ciba, Geigy, Sandoz). Schon 1864 durch Anwohner initiierter<br />
Expertenbericht über »unreine Luft« (u.a.<br />
Escher von der Linth!): Ausgang für baslerische baupolizeiliche<br />
<strong>und</strong> sanitäre Industrievorschriften. Verkauf<br />
1873 an die Herren Bindschedler & Busch <strong>und</strong> Farbenfabrikation<br />
(Alizarin, Malachitgrün, Eosin, später<br />
künstliches Indigo etc.). Umwandlung am 01.07.1884 in<br />
Chemische Industrie AG Basel mit späteren Fusionen<br />
wie A. Gerber (1898); 1933 Aufnahme der Kunststoffproduktion,<br />
1945 Gründung der CIBA AG, 1954 Aufnahme<br />
der Schädlingsbekämpfungsproduktion <strong>und</strong> 1958 der<br />
Farben-Photochemie. 1996 mit ~ Geigy, ~ Sandoz zu<br />
Novartis fusioniert.<br />
Cinchona. Tropische Baumarten (>40), aus deren Rinde<br />
verschiedenste Alkaloide gewonnen werden (Chinin,<br />
Chinidin, Cinchonin, Cinchonidin usw.). Cinchonismus:<br />
chronische Vergiftung mit Alkaloiden vom Chinintyp<br />
(früher als Malariamittel <strong>und</strong> bei Neuralgien<br />
eingesetzt) mit neurotoxischen Erscheinungen (Seh<strong>und</strong><br />
Hörstörungen, reversible, aber monatelang dauernde<br />
Blindheit, Photophobie, Schwindel, Kopfschmerzen,<br />
Delirien), gastrointestinalen Störungen (Emesis,<br />
Gastritis, Diarrhö) <strong>und</strong> allergisch-toxischen Symptome<br />
wie Urtikaria <strong>und</strong> Thrombozytopenie.<br />
CIPA. Engl. Abk. für »congenital insensitivity to pain<br />
with anhidrosis« (CIPA bzw. hereditary sensory and<br />
autonomic neuropathy type IV); s. auch Neurotrophine,<br />
NGF (s. Buch A).<br />
Clearance. Abk.: Cl; pharmakakinetische Bezeichnung<br />
für die irreversible Gesamtausscheidung (totale Clearance:<br />
Clt). Clearance ist das Volumen Plasmaflüssigkeit,<br />
das pro Zeiteinheit vom enthaltenen Wirkstoff<br />
»geklärt« wird. Die dazu notwendige Eliminationsprozesse<br />
sind u. a. die hepatische Verstoffwechselung <strong>und</strong>