Formale Methoden I - Universität Bielefeld
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1 Bevor es losgeht<br />
Bevor ich mit dem eigentlichen Inhalt beginne, möchte ich einige Dinge zum Text<br />
und zu der Methodik sagen. Ein wesentliches Merkmal des Textes ist, dass er relativ<br />
‘trocken’ ist, das heißt zum Beispiel, dass ich jede gemachte Behauptung<br />
beweise, sofern sie nicht ein sogenanntes Axiom ist. Axiome sind in der mathematischen<br />
Praxis Setzungen wie Spielregeln. Wer sie nicht anerkennt, spielt<br />
nicht dasselbe Spiel. Natürlich sind diese Setzungen motiviert, und die Motivation<br />
erkläre ich auch. Jedoch kann man das Spiel auch dann spielen, wenn man die<br />
Motivation nicht versteht oder ablehnt. Der Gehalt der Sätze wird oft durch die<br />
Beweise erst wirklich klar. Denn der Beweis, wenn er denn einer ist, enthüllt, was<br />
es zu zeigen gibt. Ich erwarte allerdings von niemandem, dass sie diese Beweise<br />
auswendung kennen oder gar wiederholen können. Dennoch gibt es sicher einige,<br />
die wissen wollen, warum denn nun der behauptete Sachverhalt gilt. Deswegen<br />
gebe ich den Grund auch an, und der Grund besteht in der Regel in einem Beweis.<br />
Ich bitte deswegen um Nachsicht, denn dieser Text soll ja einem bunten Publikum<br />
dienen. Aus der Vorlesung wird ohnehin klar werden, worauf es ankommt.<br />
Die hier verwendete Notation ist wie folgt. Ich unterscheide symbolisch zwischen<br />
zwei Symbolen für die Gleichheit: “=” und “:=”. Das erste steht für eine<br />
Gleichheit, die behauptet wird (etwa in “3+4=7”) also eine Aussage. Das zweite<br />
steht für eine Gleichheit durch Setzung, etwa in “〈M, N〉 :={M,{M, N}}”), also<br />
eigentlich eine Anweisung. Dies ist analog zu Computersprachen, bei denen “:=”<br />
dafür genommen wird, um einer Variablen einen Wert zuzuweisen (“x := √ 7”),<br />
während “=” bei Abfragen genommen wird (etwa in “if x=y then”). Dies ist deswegen<br />
nützlich, weil nicht immer aus dem Text selber deutlich wird, ob es sich<br />
nun um eine Setzung handelt oder nicht.<br />
Ein Begriff wird fett gedruckt, wenn er definiert wird. Üblicherweise wird<br />
ein Begriff auch zum ersten Mal verwendet, wenn er gerade definiert wird. Dies<br />
ist aber nicht immer der Fall, und solche Vorkommen werden besonders gekennzeichnet<br />
(zum Beispiel durch Schrägdruck).<br />
Eine Notation wird erst dann eingeführt, wenn sie zum ersten Mal verwendet<br />
werden soll. Es sei hier betont, dass die genaue Notation oft unerheblich ist.<br />
So schreiben viele Autoren anstelle des von mir benutzten Differenzzeichens “−”<br />
den Schrägstrich “\”; sie schreiben also “M\N” anstelle von “M−N”, wie ich<br />
hier schreibe. Ebenso schreibe ich{x : ···}, wo viele{x | ···} schreiben. Es<br />
bleibt Ihnen überlassen, ob Sie die von mir vorgeschlagene Notation nehmen wollen<br />
oder eine andere. Ich gebe gelegentlich Alternativen an, und diese sind dann<br />
frei verfügbar. Sie können stets auch selber eine andere, nicht erwähnte Notation