Formale Methoden I - Universität Bielefeld
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53<br />
unregelmäßiger Nomina.)<br />
(91)<br />
ε→ses /s ␣<br />
ε→es /ch ␣<br />
ε→es /sh ␣<br />
y→ies / ␣<br />
Um genau zu sein, müssten wir unsere ursprüngliche Regel einschränken. Sie darf<br />
auf die eben aufgezählten Worte nicht anwendbar sein. Dies kann man erreichen,<br />
indem man die Regel in Unterfälle aufteilt, etwa so:ε→s/a ␣,ε→s/b ␣,<br />
und so weiter. Man hat dafür auch wieder Kurzschreibweisen, die einem erlauben,<br />
Kontexte zusammenzufassen, oder komplementäre Kontexte zu definieren,<br />
aber das will ich hier nicht weiter verfolgen. Zur Sicherheit liefere ich noch eine<br />
formale Definition.<br />
Definition 9.2 (Kontextsensitive Regel) Es heißt⃗x→⃗y/⃗u ⃗v eine kontextsensitive<br />
Ersetzungsregel. Diese Notation ist gleichwertig mit⃗u⃗x⃗v→⃗u⃗y⃗v. Wir sagen,<br />
die Ersetzung von⃗x durch⃗y sei in dieser Regel kontextgebunden.<br />
Diese Notation sollte man sich merken, weil sie oft vorkommt. Der Kontext der<br />
Regel ist nicht als das ganze Wort zu verstehen, in dem ersetzt wird. So erlaubt<br />
die Regel den Übergang von⃗w⃗u⃗x⃗v⃗z nach⃗w⃗u⃗y⃗v⃗z, weil die Kontextbedingung<br />
erfüllt ist: unmittelbar vor⃗x befindet sich die Zeichenkette⃗u, und unmittelbar<br />
danach haben wir⃗v.<br />
Wir machen noch einen weiteren Schritt zur Verallgemeinerung. Es sei R eine<br />
Menge von Regeln (üblicherweise endlich). Dann schreiben wir⃗x→ R ⃗y und sagen,<br />
R erlaube den Übergang von⃗x nach⃗y, falls es einρ∈R gibt mit⃗x→ ρ ⃗y.<br />
Die Schreibweise⃗x→ n R ⃗y beziehungsweise⃗x→n R⃗y ist analog zu oben definiert.<br />
Definition 9.3 (Grammatik) Eine formale Grammatik ist ein Quadrupel G =<br />
〈A, N, S, R〉, wobei A das terminale Alphabet, N das nichtterminale Alphabet,<br />
S ∈ N das Startsymbol und R eine endliche Menge von Ersetzungsregeln über<br />
A∪N ist. A und N seien endlich. Ferner wird verlangt, dass in jeder Regel⃗x→<br />
⃗y∈R⃗x wenigstens ein nichtterminales Symbol enthält.<br />
Definition 9.4 (Sprache einer Grammatik) Es sei G=〈A, N, S, R〉 eine Grammatik.<br />
Wir schreiben⃗x⊢ G ⃗y, falls⃗x→ ∗ R⃗y, das heißt, falls es ein n∈N gibt mit<br />
⃗x→ n R ⃗y. Außerdem schreiben wir⊢ G⃗y, wenn S⊢ G ⃗y. Schließlich ist<br />
(92) L(G)={⃗y :⊢ G ⃗y}