Formale Methoden I - Universität Bielefeld
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42 7. Wörter und Sprachen<br />
Der Beweis ist einigermaßen langatmig und sei hier ausgelassen.<br />
Definition 7.3 (Präfix, Suffix) Es sei⃗x ein Wort.⃗y ist ein Präfix von⃗x, falls es<br />
ein⃗u gibt mit⃗y·⃗u=⃗x.⃗y heißt Postfix von⃗x, falls es ein⃗u gibt mit⃗x=⃗u·⃗y.⃗y heißt<br />
Teilwort von⃗x, falls es⃗u und⃗v gibt mit⃗x=⃗u·⃗y·⃗v.<br />
Sei wieder die Zeichenketteaabac gegeben. Die folgenden Zeichenketten sind<br />
Präfixe:ε,a,aa,aab,aaba, sowie die Zeichenkette selbst,aabac. Die Postfixe<br />
sindaabac,abac,bac,ac,cundε. Teilworte sind außer den bisher genannten<br />
nochab,aba,bundba.<br />
In dem genannten Beispiel istaein Teilwort das, wie wir sagen, drei Vorkommen<br />
hat, es tritt dreimal auf: am Anfang, an zweiter Stelle, and und vierter Stelle.<br />
Wenn wir eine sehr lange Zeichenkette haben, dann kann es vorkommen, dass<br />
wir eigentlich gar nicht so sehr an einem Teilwort interessiert sind, sondern an<br />
der Frage, wo es denn auftritt. Wir wollen zum Beispiel in einem Text sämtliche<br />
Vorkommen eines Wortes durch ein anderes ersetzen, wie etwa in der Geschichte<br />
von Heinrich Böll, Dr. Murkes gesammeltes Schweigen, wo der Titelheld in der<br />
Tonaufzeichnung eines Vortrags jedes Vorkommen von “Gott” durch “jenes höhere<br />
Wesen, das wir verehren” ersetzen muss. Seine Aufgabe besteht darin (da eine<br />
komplette Neuaufnahme nicht infrage kommt), in der Tonspur diese Vorkommen<br />
aufzusuchen, um sie dann regelrecht herauszuschneiden und die Ersatzaufnahmen<br />
der Phrase “jenes höhere Wesen, das wir verehren” einzukleben. Da das Wort<br />
“Gott” mehrfach vorkommt, muss Dr. Murke denn auch mehrfach Ersatzaufnahmen<br />
parat haben, die er an die Stelle des Originals setzen kann.<br />
In unserem formalen Apparat müssen wir also noch Vorkommen definieren.<br />
Ist eine Zeichenkette⃗x : m→A gegeben, so ist ein Vorkommen eines gegebenen<br />
Teilwortes⃗y offenkundig eindeutig dadurch definiert, dass wir seinen Anfangpunkt<br />
benennen.<br />
(66) W 0 enn␣h 5 inter 10 ␣Fliegen␣F 20 liegen␣fli 30 egen,␣flie 40<br />
gen␣Fliege 50 n␣Fliegen␣ 60 nach.<br />
Betrachten wir die Kette in (66) und das Wortfliegen. Dieses Wort hat zwei<br />
Vorkommen: eines beginnt bei Position 28, ein anderes bei Position 37. Das Wort<br />
liegen hat 6 Vorkommen: bei 13, 21, 29, 38, 46 und 54. Das WortFliegen hat<br />
4 Vorkommen (12, 20, 45 und 53).<br />
Wenn wir hingegen das Teilwort selber nicht benennen, so können wir es immer<br />
noch eindeutig bestimmen, indem wir nicht nur die Anfangsposition angeben<br />
sonder auch die Endposition. Ich gebe diese als Paar〈m, n〉 von Zahlen an. Man