Formale Methoden I - Universität Bielefeld
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46 8. Wie viele und welche Sprachen gibt es?<br />
eine Zuordnung (= Funktion) zwischen Elementen der Menge M und den Zahlen.<br />
Und zwar nicht einfach irgendwelchen Zahlen. Sondern wir nehmen die ersten<br />
Zahlen, die wir finden können. Im normalen Leben beginnen wir mit 1, aber in<br />
der Mathematik (und Informatik) beginnt man mit 0. Und dann zählen wir wie<br />
gehabt weiter: 1, 2, 3,··· . Unsere Funktion F sieht zum Beispiel so aus:<br />
(70) F={〈0,♣〉,〈1,♥〉,〈2,♦〉,〈3,♠〉}<br />
In der Tat ist sie auf den ersten 4 Zahlen definiert. Da nun auf der anderen Seite 4=<br />
{0, 1, 2, 3} ist, ist jetzt F eine bijektive Abbildung von 4 auf M. Und so kommen<br />
wir darauf, zu sagen, M habe 4 Elemente. Halten wir also fest:<br />
Eine Menge M hat die Mächtigkeit k, wenn es eine Bijektion von k<br />
auf M gibt.<br />
Wieso ist nun diese Definition eindeutig? Kann es nicht sein, dass wir eine Bijektion<br />
F : m→ M und eine Bijektion G : n→ M finden, wo mnist? Dazu lautet<br />
die Antwort: das ist unmöglich. Ich mache das wie folgt plausibel. Zunächst ist<br />
G ⌣ auch eine Funktion, weil G bijektiv ist; und dann ist G ⌣ auch eine Bijektion.<br />
Und schließlich ist G ⌣ ◦ F : m→n auch eine Bijektion. Es folgt also, dass m und<br />
n die gleiche Mächtigkeit haben. Das geht nicht, wie wir wissen. Und das kann<br />
man sogar beweisen!<br />
Satz 8.2 (Cantor) Für je zwei Mengen M und N gilt stets genau einer der drei<br />
Fälle: (a)|M||N|.<br />
Die Relation “ist gleichmächtig mit” ist eine Äquivalenzrelation. Zunächst ist jede<br />
Menge gleichmächtig mit sich selbst. Die Identitätsfunktion ist nämlich eine<br />
Bijektion der Menge auf sich. Ferner ist mit f ; M→Nauch f ⌢ : N→M eine<br />
Bijektion, und mit f : M → N und g : N → P auch g◦ f : M → P. Dies<br />
rechtfertigt die Schreibweise “|M|=|N|” für die Tatsache der Gleichmächtigkeit<br />
von M und N.<br />
In der Mengenlehre definiert man anschließend sogenannte Kardinalzahlen.<br />
Diese haben die folgende Eigenschaft: sindαundβKardinalzahlen, so istα∈β<br />
genau dann wenn|α| < |β| undα = β genau dann, wenn|α| = |β|. Ich gebe<br />
hier kommentarlos eine Definition wieder. Die Konsequenzen dieser Definition zu<br />
verstehen, ist nicht leicht, weswegen sie im Folgenden auch keine Rolle spielen<br />
wird.<br />
Definition 8.3 Eine Mengeαheißt Ordinalzahl, wenn sie folgende Eigenschaft<br />
hat: für jedesβ∈α giltβ = {γ ∈α:|γ|