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Formale Methoden I - Universität Bielefeld

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8 2. Mengen: Was sind sie und wie bekommt man sie?<br />

M und N sind genau dann gleich, wenn sie die gleichen Gegenstände enthalten;<br />

das bedeutet: Gegeben irgendein beliebiger Gegenstand m, so ist m genau dann in<br />

M, wenn er in N ist. Damit wir uns an die formale Schreibweise gewöhnen, werde<br />

ich dies in der nötigen Präzision aufschreiben.<br />

Definition 2.1 (Element) Es sei M eine Menge. Wir schreiben “m∈ M”, um zu<br />

sagen, dass m ein Element von M ist. Es sei N eine weitere Menge. Genau dann<br />

ist M gleich N, in Zeichen “M=N”, wenn für alle m gilt: m∈ M genau dann,<br />

wenn m∈N.<br />

(1) M=N↔ (∀m)(m∈ M↔ m∈N)<br />

Hierbei ist↔die Abkürzung von “genau dann, wenn” und (∀m) die Abkürzung<br />

von “für alle m”.<br />

Indem wir nun erklären, dass auch Mengen Gegenstände unserer Anschauung<br />

sind, haben wir nunmehr unseren Objektbereich erweitert. Zu den Gegenständen<br />

zählen jetzt nicht allein die 4 vorher gegebenen Dinge—nennen wir sie die ersten<br />

Gegenstände—, sondern auch die daraus geformten 16 Mengen. Das macht jetzt<br />

20 Gegenstände, denn die ersten Gegenstände sind verschieden von den Mengen,<br />

und natürlich auch untereinander. Und aus diesen 20 Gegenständen können wir<br />

nun wiederum in der gleichen Weise Mengen machen!<br />

Dabei geht es jetzt in großen Schritten weiter. Aus insgesamt 20 Gegenständen<br />

kann man 2 20 = 1048576 Mengen basteln, zusätzlich zu den alten Mengen.<br />

(Eine einzige Ausnahme gibt es aber, vielleicht ahnen Sie schon, welche dieser<br />

Mengen nicht neu ist.) Neu hinzu kommen viele neue und zum Teil ganz ungewöhnliche<br />

Mengen wie{♠,{♥}},{{♦}},{♠,∅}, oder sogar{∅}. Dabei ist{∅} nicht<br />

dasselbe, wie∅. Denn{∅} ist nicht leer; sie enthält ein (und nur ein) Element,<br />

die leere Menge. Dies ist sehr gewöhnungsbedürftig. Wir dürfen auf keinen Fall<br />

{M} mit M gleichsetzen, was immer auch M sei. Deswegen ist jetzt{{♦}} weder<br />

gleich mit{♦} noch gleich mit♦, sondern alle drei sind verschiedene Objekte. Ich<br />

habe zur Verdeutlichung einige dieser Mengen in einen Graphen eingezeichnet<br />

(Abbildung 2).<br />

Die hier beschrieben Art der Mengenbildung war die von Cantor beschriebene.<br />

Jedoch ist diese Art zu umständlich. Nehmen wir mal an, wir wollen die Menge<br />

P aller Primzahlen bilden. Diese sähe rein intuitiv etwa so aus:<br />

(2) P :={2, 3, 5, 7,···}<br />

Das Problem an dieser Definition sind die drei Punkte. Diese sagen nichts weiter<br />

wie: und so weiter. Aber wie genau geht es denn weiter? Das weiß man nicht

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