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Formale Methoden I - Universität Bielefeld

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33<br />

zu zeigen, dassϕ(n+1) unter der Voraussetzung, dassϕ(n). Die Bedingung im<br />

Schrägdruck ist der eigentliche Witz; oft kann manϕ(n+1) gar nicht direkt zeigen.<br />

Aber es genügt eben, wenn man sie zeigen kann, wenn nurϕ(n) gilt (wobei man<br />

Letzteres eben nicht zeigen muss, sondern annehmen darf). Ist der Beweis fertig,<br />

hat man im Ergebnis Folgendes.ϕ(0) gilt, weil es direkt gezeigt wurde.ϕ(1) gilt,<br />

weilϕ(0) gilt. (Man setze dazu n=0.)ϕ(2) gilt, weilϕ(1) gilt. (Man setze dazu<br />

n=1.)ϕ(3) gilt, weilϕ(2) gilt. Und so weiter.<br />

Ich zeige dies an einem einfachen Beispiel, dem Satz 3.5. Dieser Satz sagt,<br />

dass℘(M) 2 n Elemente hat, wenn M n Elemente hat. Dies beweise ich induktiv.<br />

Wir beginnen also mit dem Fall n=0. Hier ist M=∅, denn 0 Elemente zu haben,<br />

heißt, leer zu sein. Es ist℘(∅)={∅}. Diese Menge hat 1 Element. Gleichzeitig ist<br />

2 0 = 1. Es sei nun bereits gezeigt, dass℘(S ) 2 n Elemente hat, wenn S n Elemente<br />

hat. Nun habe M n+1 Elemente. Ich wähle eines aus, etwa m, und zerlege M<br />

als M=S∪{m}, wo S das Element m nicht enthält (dh S = M−{m}). Es hat<br />

S n Elemente, daher hat℘(S ) nach Induktionsvoraussetzung 2 n Elemente. Nun<br />

schauen wir uns℘(M) an. Sei T eine Teilmenge von M. (Fall 1) T enthält m nicht.<br />

Dann ist T Teilmenge von S . Es gibt 2 n solcher Mengen. (Fall 2) T enthält m.<br />

Dann setze T − := T−{m}. T − ist eine Teilmenge von S . Die Abbildung T↦→ T − ist<br />

eineindeutig. Ist U eine weitere Teilmenge von M, die m enthält und ist U T, so<br />

ist U − T − . Umgekehrt ist für jede Teilmenge V von S die Menge V + := V∪{m}<br />

eine Teilmenge von M, die m enthält. Es gibt also 2 n Teilmengen von M, die m<br />

enthalten. Daraus folgt unmittelbar, dass es 2 n +2 n = 2·2 n = 2 n+1 Teilmengen von<br />

M gibt. Die letzte Gleichung ist unmittelbar die Rekursionsgleichung aus (41).<br />

Noch ein Beispiel. Ich behaupte: Ist n underade, so ist auch n m ungerade für<br />

jedes m. Zum Beweis setzen wir erst m=0. In diesem Fall ist n m = n 0 = 1, eine<br />

ungerade Zahl. Nun sei m>0 beliebig. Wir nehmen nun an, n (m−1) sei ungerade<br />

(das ist die Induktionsannahme). Dann ist n m = n·n (m−1) auch ungerade, weil es<br />

das Produkt zweier ungerader Zahlen ist.<br />

Aber nicht nur (scheinbar) leichte Tatsachen kann man so beweisen. Etwas<br />

schwieriger zu zeigen ist zum Beispiel folgender Sachverhalt: Ist n>1, so ist<br />

n m ≥ n·m. Beginnen wir wieder mit m=0. Es ist n m = 1>0=n·m. Wir zeigen<br />

die Behauptung auch noch für m=1: n m = n=n·m. Sei die Behauptung nun für<br />

m−1 gezeigt. Wir dürfen annehmen, dass m>1 ist, das heißt m−1≥1. Dann<br />

ist n m = n·n (m−1) ≥ 2·n (m−1) ≥ 2·n·(m−1)≥(n·(m−1))+n=n·m. Hierbei<br />

ist die erste Gleichung einfach die Definition; die erste Ungleichung gilt, weil<br />

n≥2 vorausgesetzt war. Die zweite Ungleichung gilt nach Induktionsannahme.<br />

Die dritte Ungleichung benutzt n·(m−1)≥n·1=n.

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