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Formale Methoden I - Universität Bielefeld

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47<br />

Die endlichen Kardinalzahlen sind die Mengen n, die wir schon definiert haben.<br />

Die erste unendliche Kardinalzahl heißtℵ 0 . Diese ist definiert durch<br />

(71) ℵ 0 :={0, 1, 2, 3,···}<br />

Eine Menge, welche gleichmächtig ist mitℵ 0 heißt abzählbar unendlich. (In<br />

vielen Büchern sagt man nur abzählbar, aber ich halte das für verwirrend.) Ich<br />

gebe hier ein Beispiel einer Ordinalzahl an, welche keine Kardinalzahl ist:<br />

(72) ℵ 0 + 1 :=ℵ 0 ∪{ℵ 0 }<br />

Dies ist die Mengeℵ 0 vermehrt um ein einziges Element. Ich gebe ohne Beweis<br />

an, dass es eine Bijektion zwischen dieser Menge und der Mengeℵ 0 gibt. Daher<br />

ist dies keine Kardinalzahl. Um eine Menge zu bekommen, die echt größer ist als<br />

ℵ 0 , muss man schon etwas härter arbeiten.<br />

Das Kontinuum ist die Menge aller Teilmengen vonℵ 0 (also℘(ℵ 0 )). Dies ist<br />

zwar keine Kardinalzahl, aber man kann zeigen, dass diese Menge echt mächtiger<br />

ist alsℵ 0 . Ich führe den Beweis hier vor. Jede Teilmenge S vonℵ 0 stellen wir<br />

als eine unendlich lange Folge f von Nullen und Einsen dar. Diese Folge ist so<br />

beschaffen, dass an der Stelle n dieser Folge eine 1 steht, wenn n∈S , andernfalls<br />

steht eine Null. Die Menge der geraden Zahlen wird also zu der Folge<br />

(73) 10101010101010···<br />

(Bedenken Sie, die erste Stelle heißt 0, und 0 ist gerade.) Die Menge der Primzahlen<br />

wird übersetzt in<br />

(74) 00110101000101···<br />

Offenkundig ist die Korrespondenz zwischen Teilmengen vonℵ 0 und Folgen exakt<br />

(= bijektiv). Wir nehmen nun an, es gebe ein Aufzählung der Teilmengen von<br />

ℵ 0 in der Form S 0 , S 1 , S 2 und so weiter (also eine Bijektion vonℵ 0 auf℘(ℵ 0 )).<br />

Diese stellen wir nun als eine Aufzählung sämtlicher 0-1-Folgen dar, das heißt,<br />

wir haben eine Aufzählung f 0 , f 1 , f 2 sämtlicher 0-1-Folgen. Ich definiere nun eine<br />

Folge f ∗ wie folgt:<br />

⎧<br />

⎪⎨<br />

(75) f ∗ 1 falls f i (i)=0<br />

(i) := ⎪⎩ 0 falls f i (i)=1<br />

Ich behaupte, dass die Folge f ∗ in dieser Aufzählung nicht vorkommt. Denn wenn<br />

sie dort vorkommt, so hat sie eine Nummer, sagen wir i; dann ist also f ∗ = f i .

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