Formale Methoden I - Universität Bielefeld
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82 14. Anhang: Axiomatische Mengenlehre<br />
Fundierungsaxiom. Ist M eine Menge, so existiert keine Folge M=<br />
M 0 ∋ M 1 ∋ M 2 ∋··· .<br />
Extensionalität lässt sich auch so formulieren: M=Ngenau dann, wenn M⊆N<br />
und N ⊆ M. Das Fundierungsaxiom versteht man am Besten, indem man sich<br />
Mengen als Schachteln vorstellt. Eine Schachtel kann wiederum Schachteln enthalten,<br />
und diese wiederum Schachteln, in denen wieder Schachteln sein können,<br />
und so weiter. Aber erstens ist eine Schachtel nicht in sich selbst enthalten, auch<br />
nicht in einer Schachtel, die in ihr enthalten ist, und zweitens kann man Schachteln<br />
nicht unendlich oft hintereinander auspacken. Die Schachteln, die man da<br />
auspackt, werden immer kleiner und kleiner, und irgendwann ist man fertig mit<br />
dem Auspacken. Die kleinste Schachtel ist notwendigerweise leer.<br />
Nun folgen Postulate, die uns sagen, wie wir aus alten Mengen neue Menge<br />
machen können. Das erste ist das<br />
Zweiermengenaxiom. Zu je zwei Mengen M und N existiert die<br />
Menge{M, N}.<br />
Ist insbesondere M=N, so bekommen wir die Einermenge{M}. Es sei M eine<br />
Menge. Dann bezeichnen wir mit℘(M) die Menge der Teilmengen von M. Dass<br />
es sich hierbei tatsächlich um eine Menge handelt, sichert man sich durch ein<br />
Axiom. Dies formulieren wir so.<br />
Potenzmengenaxiom. Zu jeder Menge M existiert eine Menge, deren<br />
Elemente genau die Teilmengen von M sind. Wir bezeichnen diese<br />
Menge mit℘(M).<br />
Ein nächstes Axiom sichert die Existenz der Vereinigung von Mengen. Wir wollen<br />
haben, dass mit Mengen N 1 und N 2 auch die Menge N 1 ∪ N 2 existiert. Allerdings<br />
ist dies für viele Zwecke zu wenig. Man möchte gerne unendlich viele Mengen<br />
vereinigen können. Daher formuliert man das etwas kompliziertere<br />
Vereinigungsmengenaxiom. Zu jeder Menge M existiert eine Menge<br />
N derart, dass x∈Ngenau dann, wenn ein S∈ M existiert mit x∈S .<br />
Wir bezeichnen N auch mit ⋃ M.<br />
Die Idee hinter diesem Axiom ist die folgende. Ist M={N 1 , N 2 }, so haben wir<br />
⋃ M=N1 ∪ N 2 . Da wir aber nicht nur zwei oder gar endlich viele Mengen vereinigen<br />
können wollen, sondern so viele wie möglich, fassen wir die zu vereinigenden<br />
Mengen in eine Menge M zusammen und bilden anschließend ⋃ M. Diese<br />
enthält genau die Elemente der zu vereinigenden Mengen.