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Edouard Schuré - Die großen Eingeweihten

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<strong>Edouard</strong> <strong>Schuré</strong> <strong>Die</strong> <strong>großen</strong> <strong>Eingeweihten</strong> Geheimlehren der Religionen<br />

Wir finden sie verfeinert wieder im Nervensystem des Tieres, durch welches sie<br />

ihren Willen den Gliedern, ihre Empfindungen dem Gehirn übermittelt. Noch mehr!<br />

<strong>Die</strong>ses subtile Fluidum bildet lebende Organismen ähnlich den tierischen Körpern.<br />

Denn es dient als Substanz dem Astralkörper der Seele, es wird zum leuchtenden<br />

Gewand, das der Geist beständig sich selbst webt. Je nach den Seelen, die es<br />

bekleidet, den Welten, die es umhüllt, wandelt sich dieses Fluidum um, verfeinert<br />

oder verdichtet es sich. Nicht nur verkörpert es den Geist und durchgeistigt es die<br />

Materie, sondern es spiegelt fortwährend wider in seinem belebten Schoß die Dinge,<br />

die Willensäußerungen und die menschlichen Gedanken. <strong>Die</strong> Kraft und die Dauer<br />

dieser Bilder steht im Verhältnis zur Intensität des Willens, der sie hervorbringt. Und<br />

in der Tat, es gibt kein anderes Mittel, um die Suggestion und die<br />

Gedankenübertragung in der Entfernung zu erklären, als jenes Prinzip der Magie, das<br />

die Wissenschaft heute festgestellt und anerkannt hat. So erzittert die Vergangenheit<br />

der Welt in unsicheren Bildern im Astrallicht, und die Zukunft geht dort um mit den<br />

lebenden Seelen, welche das unabwendbare Schicksal in das Fleisch hinabzusteigen<br />

zwingt. Das ist der Sinn des Schleiers der Isis und des Mantels der Kybele, in<br />

welchen alle Wesen hineingewebt sind.<br />

Man sieht, wie diese Lehre sich mit der Lehre der Divination verbindet. Das<br />

Astrallicht offenbart sich als das universelle Medium für die Phänomene der Vision<br />

und der Ekstase und erklärt sie. Es ist zugleich der Träger und Übermittler der<br />

Bewegungen des Gedankens und der lebendige Spiegel, in welchem die Seele die<br />

Bilder der materiellen und spirituellen Welt betrachtet. Ist der Geist des Sehers<br />

einmal in dieses Element versetzt, so gelten die Gesetze der Körperlichkeit nicht<br />

mehr für ihn. Raum und Zeit werden anders, bemessen. Er nimmt in gewissem Sinn<br />

teil an der Allgegenwart des universellen Fluidums. <strong>Die</strong> dichte Materie wird für ihn<br />

durchsichtig; die Seele, die sich vom Körper befreit, zu ihrem eigenen Licht sich<br />

erhebt, dringt durch die Ekstase in die geistige Welt ein und erlangt die Möglichkeit,<br />

die in ätherischen Leib gehüllten Seelen zu schauen und mit ihnen zu verkehren. Alle<br />

<strong>Eingeweihten</strong> des Altertums hatten eine genaue Vorstellung dieses zweiten Gesichts<br />

oder direkten Schauens des Geistes. So zum Beispiel läßt Äschylus den Schatten der<br />

Klytämnestra sprechen: »Blick auf die Wunden, dein Geist kann sie schauen; der<br />

Geist hat schärfere Augen, während der Körper schläft; beim hellen Tag umspannt<br />

der Blick der Sterblichen nur ein geringes Feld.«<br />

Wir bemerken noch, daß diese Theorie des Hellsehens und der Ekstase wunderbar<br />

übereinstimmt mit den zahlreichen, an Somnambulen und Hellsehern jeder Art<br />

wissenschaftlich ausgeführten Experimenten der Gelehrten und Ärzte dieses<br />

Jahrhunderts. An Hand dieser aktuellen Tatsachen werden wir versuchen, kurz die<br />

Aufeinanderfolge der physischen Zustände zu beschreiben, angefangen vom<br />

einfachen Schlafwachen bis zur kataleptischen Ekstase. Aus Tausenden von<br />

wohlgeprüften Tatsachen geht hervor, daß der Zustand des Schlafwachens ein<br />

psychischer Zustand ist, der sich vom Schlaf ebensosehr wie vom Wachen<br />

unterscheidet. Statt sich zu verringern, nehmen die intellektuellen Fähigkeiten des<br />

Schlafwachenden in erstaunlicher Weise zu.<br />

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