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Edouard Schuré - Die großen Eingeweihten

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<strong>Edouard</strong> <strong>Schuré</strong> <strong>Die</strong> <strong>großen</strong> <strong>Eingeweihten</strong> Geheimlehren der Religionen<br />

Pythagoras nannte es das aus Harmonie bestehende ursprüngliche Eine, das alles<br />

durchdringende männliche Feuer, den sich aus sich selbst bewegenden Geist, den<br />

Unteilbaren und den <strong>großen</strong> Unmanifestierten, dessen schöpferischen Gedanken die<br />

vergänglichen Welten manifestieren, den Einigen, den Ewigen, den Unwandelbaren,<br />

verborgen in den mannigfaltigen Dingen, welche gehen und wechseln. »<strong>Die</strong> Essenz<br />

an sich entzieht sich dem Menschen«, sagt der Pythagoräer Philolaus. »Er kennt nur<br />

die Dinge dieser Welt, wo das Endliche sich mit dem Unendlichen verbindet. Und<br />

wie kann er sie kennen? Weil es zwischen ihm und den Dingen eine Harmonie, eine<br />

Beziehung, ein gemeinschaftliches Prinzip gibt; und dieses Prinzip wird ihnen durch<br />

das Eine zuteil, das mit der Essenz ihnen das Maß und die Gedankenharmonie gibt.<br />

<strong>Die</strong>ses Eine ist das gemeinsame Maß zwischen dem Objekt und dem Subjekt, die<br />

Ursache der Dinge, durch welche die Seele teilhat an der letzten Ursache des<br />

Einen 55 .« Wie aber sich nähern Ihm, dem unerfaßbaren Wesen? Hat jemand jemals<br />

den Herrn der Zeit, die Seele der Sonnen, den Urquell aller Gedankenkraft gesehen?<br />

Nein, nur indem man mit ihm selbst verschmilzt, kann man seine Essenz<br />

durchdringen. Er ist gleich einem im Mittelpunkt des Universums gestellten<br />

unsichtbaren Feuer, dessen behende Flamme in allen Welten kreist und den Umkreis<br />

in Bewegung setzt. Er fügte hinzu, daß das Werk der Initiation darin bestehe, sich<br />

dem <strong>großen</strong> Einen zu nähern, indem man ihm ähnlich würde, sich so vollkommen<br />

wie möglich mache, indem man die Dinge durch die Vernunft beherrsche, tätig werde<br />

wie er und passiv wie sie. »Euer eigenes Wesen, eure Seele, ist sie nicht ein<br />

Mikrokosmos, ein kleines Universum? Aber sie ist voll von Stürmen und Zwietracht.<br />

Nun, es handelt sich darum, die Einheit in der Harmonie zu verwirklichen. Dann –<br />

nur dann wird Gott in euer Bewußtsein hinuntersteigen, dann werdet ihr teilnehmen<br />

an seiner Macht und aus eurem Willen den Eckstein des Herdes machen, den Altar<br />

der Hestia, den Thron des Jupiter!«<br />

Gott, die unsichtbare Substanz, hat also als Zahl die Einheit, welche die<br />

Unendlichkeit enthält, als Name den des Vaters, des Schöpfers oder des Ewig-<br />

Männlichen, als Zeichen das lebendige Feuer, das Symbol des Geistes, Essenz des<br />

Alls. <strong>Die</strong>s ist das erste der Prinzipien.<br />

Aber die göttlichen Eigenschaften sind gleich dem mystischen Lotos, den der in<br />

seinem Sarg liegende ägyptische Eingeweihte aus der schwarzen Nacht emporsteigen<br />

sieht. Es ist zunächst nur ein glänzender Punkt, dann öffnet er sich wie eine Blume,<br />

und sein weißstrahlender Mittelpunkt entfaltet sich wie eine Lichtrose mit tausend<br />

Blättern.<br />

Pythagoras sagte, daß die große Monade als schöpferische Dryade wirke. In dem<br />

Augenblick, wo Gott sich manifestiert, ist er doppelt; unteilbare Essenz und teilbare<br />

Substanz; tätiges, belebendes, männliches Prinzip oder plastische Materie. <strong>Die</strong><br />

Dryade stellte also dar die Vereinigung des Ewig-Männlichen mit dem Ewig-<br />

Weiblichen in Gott, die zwei wesentlichen und sich ergänzenden göttlichen<br />

Eigenschaften. Orpheus hatte diesen Gedanken poetisch ausgedrückt in dem Vers:<br />

»Jupiter ist der göttliche Gatte und die göttliche Gattin.«<br />

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