06.11.2013 Aufrufe

Edouard Schuré - Die großen Eingeweihten

Edouard Schuré - Die großen Eingeweihten

Edouard Schuré - Die großen Eingeweihten

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Edouard</strong> <strong>Schuré</strong> <strong>Die</strong> <strong>großen</strong> <strong>Eingeweihten</strong> Geheimlehren der Religionen<br />

So setzte Krishna seinen Jüngern die Lehre auseinander, und durch die innere<br />

Kontemplation hob er sie allmählich zu den erhabenen Wahrheiten, die sich ihm<br />

selbst enthüllt hatten, im Blitzstrahl seiner Vision. Wenn er von Mahadeva sprach,<br />

wurde seine Stimme ernster, seine Züge leuchteten auf. Eines Tages, von Neugier und<br />

Kühnheit getrieben, sagte Ardjuna zu ihm:<br />

»Laß uns Mahadeva in seiner göttlichen Form sehen. Können unsere Augen ihn<br />

betrachten?«<br />

Sich aufrichtend, begann Krishna von dem Wesen zu sprechen, das in allen Wesen<br />

atmet, mit den hunderttausend Formen, den unzähligen Augen, den nach allen Seiten<br />

gewendeten Gesichtern, und das doch alle überragt durch seine unendliche Höhe, das<br />

in einem unbeweglichen und unbegrenzten Körper das ganze bewegliche Universum<br />

mit allen seinen Teilen einschließt. »Wenn in den Himmeln die Leuchtkraft von<br />

tausend Sonnen zugleich aufstrahlte«, sagte Krishna, »würde sie kaum dem Glanz des<br />

>Einen Allmächtigem< ähnlich sein«. Während er so von Mahadeva sprach, schoß<br />

ein solcher Strahl aus Krishnas Augen, daß die Jünger seinen Glanz nicht ertragen<br />

konnten und zu seinen Füßen niederfielen. <strong>Die</strong> Haare Ardjunas sträubten sich auf<br />

seinem Haupt, und sich zur Erde neigend, sprach er mit gefalteten Händen: »Herr,<br />

deine Worte entsetzen uns, und wir können den Anblick des <strong>großen</strong> Wesens nicht<br />

ertragen, das du vor unsern Augen beschwörst. Es zermalmt uns 22 .«<br />

Krishna fuhr fort: »Hört, was es durch meinen Mund zu euch spricht: Ich und ihr,<br />

wir haben viele Geburten gehabt. <strong>Die</strong> meinigen sind allein mir bekannt, aber euch<br />

sind nicht einmal die euren bekannt. Obgleich ich durch meine Natur der Geburt und<br />

dem Tod nicht unterworfen und der Herr aller Geschöpfe bin, so kann ich doch, da<br />

ich meiner Natur befehle, durch meine eigene Kraft mich sichtbar machen, und<br />

jedesmal, wenn die Tugend in dieser Welt schwindet und das Laster und die<br />

Ungerechtigkeit siegen, werde ich sichtbar, und so zeige ich mich von Zeitalter zu<br />

Zeitalter, zum Heil des Gerechten, zum Sturz des Bösen und zur Wiederherstellung<br />

der Tugend. Derjenige, welcher der Wahrheit gemäß meine Natur und mein<br />

göttliches Werk kennt, kehrt, wenn er seinen Körper verlassen, zu einer neuen<br />

Wiedergeburt nicht zurück, er kommt zu mir 23 .«<br />

Indem er so sprach, blickte Krishna seine Jünger mit Sanftmut und Wohlwollen<br />

an. Ardjuna rief:<br />

»Herr, du bist unser Meister, du bist der Sohn Mahadevas! Ich seh' es an deiner<br />

Güte, an deinem unsagbaren Liebreiz, mehr noch als an deinem schrecklichen Glanz.<br />

Nicht in den Wirbeln des Unendlichen wirst du von den Devas gesucht und begehrt,<br />

sondern in der menschlichen Form lieben sie dich und beten sie dich an. Weder die<br />

Buße noch die Almosen noch die Veden noch das Opfer sind einen deiner Blicke<br />

wert. Du bist die Wahrheit. Führe uns zum Streit, zum Kampf, zum Tod. Wohin es<br />

auch sei, wir werden dir folgen!«<br />

58

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!