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Edouard Schuré - Die großen Eingeweihten

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<strong>Edouard</strong> <strong>Schuré</strong> <strong>Die</strong> <strong>großen</strong> <strong>Eingeweihten</strong> Geheimlehren der Religionen<br />

»Bete«, antwortete Krishna, »wenn du willst, daß die Erde sich dir nähert und der<br />

Himmel spricht.«<br />

»Mit dir ist der Himmel immer da«, sagte Nishdali; »aber warum will der Himmel<br />

uns verlassen?«<br />

»Es ist notwendig«, sagte Krishna, »daß der Sohn Mahadevas, von einem Pfeil<br />

durchbohrt, sterbe, damit die Welt seinem Wort glaubt.«<br />

»Erkläre uns dieses Mysterium.«<br />

»Ihr werdet es nach meinem Tod verstehen. Laßt uns beten.«<br />

Während sieben Tagen vollbrachten sie Gebete und Reinigungen. Oft verklärte sich<br />

das Antlitz Krishnas und wurde leuchtend. Am siebten Tage, gegen<br />

Sonnenuntergang, sahen die zwei Frauen Bogenschützen zur Einsiedelei<br />

hinaufsteigen.<br />

»Da sind die Bogenschützen Kansas, die dich suchen«, sagte Sarasvati. »Herr,<br />

verteidige dich!«<br />

Aber Krishna, neben der Zeder kniend, entriß sich seinem Gebet nicht. <strong>Die</strong><br />

Bogenschützen kamen; sie blickten auf die Frauen und die Büßer. Es waren rauhe<br />

Soldaten mit gelben und schwarzen Gesichtern. Als sie das verzückte Gesicht des<br />

Heiligen sahen, wurden sie unschlüssig. Zuerst versuchten sie ihn seiner Verzückung<br />

zu entreißen, indem sie ihn beschimpften und Steine auf ihn warfen. Aber nichts<br />

konnte ihn aus seiner Unbeweglichkeit herausbringen. Da warfen sie sich auf ihn und<br />

banden ihn an den Stamm der Zeder. Krishna ließ es wie im Traum geschehen. Dann<br />

stellten sie sich in eine gewisse Entfernung, und indem sie sich gegenseitig<br />

anspornten, fingen sie an auf ihn zu schießen.<br />

Beim ersten Pfeil, der ihn durchbohrte, spritzte das Blut auf, und Krishna sagte:<br />

»Vasishta, die Söhne der Sonne sind Sieger.«<br />

Als der zweite Pfeil in seinem Fleisch erzitterte, sagte er:<br />

»Meine strahlende Mutter, mögen diejenigen, die mich lieben, mit mir in dein<br />

Licht einkehren!«<br />

Beim dritten sagte er nur:<br />

»Mahadeva!« »Es ist vollbracht.«<br />

Dann, mit Brahmas Namen, hauchte er seinen Geist aus.<br />

<strong>Die</strong> Sonne war untergegangen. Es erhob sich ein starker Wind, ein Schneesturm<br />

stieg vom Himavat und schlug auf die Erde nieder. Der Himmel verschleierte sich.<br />

Ein schwarzer Wirbelwind fegte die Berge. Erschreckt von dem, was sie getan<br />

hatten, flohen die Mörder, und die beiden Frauen, starr vor Entsetzen, wanden sich<br />

ohnmächtig auf dem Boden wie unter einem Blutregen.<br />

Der Körper Krishnas wurde von seinen Jüngern in der heiligen Stadt Dwarka<br />

verbrannt. Sarasvati und Nishdali warfen sich in den Scheiterhaufen, um ihrem<br />

Meister zu folgen, und die Menge glaubte den Sohn Mahadevas in einem<br />

Lichtkörper den Flammen entsteigen zu sehen, seine beiden Frauen mit sich ziehend.<br />

Danach nahm ein großer Teil Indiens den Kult des Vishnu an, der den Sonnenund<br />

den Mondkult in der Religion des Brahma vereinigte.<br />

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