elektrische Temperaturmessung
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10 Die Messunsicherheit<br />
10.3 Die GUM-Sicht: Standardmessunsicherheit<br />
Das GUM liefert eine andere Sichtweise der Messunsicherheit. Die Angabe eines Unsicherheitsintervalles<br />
ist zu global. Sie berücksichtigt nicht, dass nicht alle mit den Messbedingungen verträglichen<br />
Werte die gleiche Chance der Realisierung haben. Meist weiß man aus speziellen Kenntnissen<br />
bzw. grundsätzlichen Überlegungen, dass Werte nahe der Mitte des Unsicherheitsintervalles<br />
wahrscheinlicher sind als Werte nahe den Grenzen. Es gibt auch Fälle, in denen das umgekehrt ist.<br />
Das GUM geht von Verteilungen, genauer Wahrscheinlichkeitsverteilungen, der verträglichen Werte<br />
aus. Dies wird auch deutlich, wenn man eine Messreihe mit zufälligen Schwankungen durchführt<br />
und die Häufigkeit der Messwerte über den Messwerten aufträgt. Alle Messwerte treten nicht<br />
gleich wahrscheinlich auf. Messwerte nahe dem Mittelwert sind häufiger als Werte, die weiter vom<br />
Mittelwert entfernt sind. Die Häufigkeitsverteilung spiegelt die Auftretenswahrscheinlichkeit eines<br />
Messwertes für die gegebenen Messbedingungen wieder. Je schmaler die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />
ist, umso kleiner ist auch die Messunsicherheit der Messanordung.<br />
Der Messwert ist der mit der Verteilung gebildete Erwartungswert, die ihm beigeordnete Messunsicherheit<br />
ist die Standardabweichung. Sie ergibt sich als die positive Quadratwurzel aus der Varianz:<br />
Für den Erwartungswert einer Messreihe wird der Mittelwert der Einzelwerte angesetzt. Damit<br />
ergibt sich:<br />
Formel 34, Mittelwert:<br />
N<br />
1<br />
x 0<br />
= --- x<br />
N ∑ i<br />
i=1<br />
Formel 35, Empirische Varianz (Standardunsicherheit):<br />
ux ( i<br />
)<br />
=<br />
N<br />
------------<br />
1<br />
x<br />
N–<br />
1∑<br />
( i<br />
– x 0<br />
) 2<br />
i=1<br />
Aus statisitschen Betrachtung ergibt sich, dass im Intervall der Standardunsicherheit um den Mittelwert<br />
ca. 68,3% aller Messwerte liegen. Anders ausgedrückt kann man auch sagen, dass bei einer<br />
wiederholten Messung unter gleichen Bedingungen die Wahrscheinlichkeit 68,3% beträgt, den<br />
Messwert im Intervall mit einer Breite der Standardunsicherheit um den Mittelwert wieder zu finden.<br />
Für die Bestimmung der Standardmessunsicherheiten, die den Eingangswerten beigeordnet sind,<br />
werden im GUM zwei Unsicherheitstypen angeben:<br />
Der Typ A ist anzuwenden, wenn eine Eingangsgröße wiederholt beobachtet wird und dabei unterschiedliche<br />
Werte festgestellt werden (Wiederholungsmessung). Die Auswertung erfolgt dann nach<br />
statistischen Methoden. Der Wert ist der arithmetische Mittelwert der Beobachtungen (Formel 34).<br />
Die beizuordnende Standardmessunsicherheit berechnet sich mit Formel 35. Damit die so bestimmte<br />
Standardmessunsicherheit einen statistisch verlässlichen Wert darstellt, sollten mindestens<br />
20 - 30 Beobachtungen gemacht werden.<br />
Die Typ B ist anzuwenden, wenn der vollständige Wert einer Eingangsgröße, d.h. Messwert und<br />
beigeordnete Messunsicherheit, bekannt sind oder aus der messtechnischen Erfahrung eine bestimmte<br />
Verteilung angenommen werden kann. Im ersten Fall sind der Messwert und beigeordnete<br />
Messunsicherheit direkt gegeben, man kann sie übernehmen. In Kalibrierscheinen wird die beigeordnete<br />
erweiterte Messunsicherheit angegeben; man erhält die Standardmessunsicherheit, indem<br />
man die erweiterte Messunsicherheit durch den mitgelieferten Erweiterungsfaktor dividiert. Kann<br />
man eine bestimmte Verteilung voraussetzen, wie bei der Auflösung eines digitalen Messgerätes,<br />
verwendet man die entsprechenden Formeln zur Bestimmung der Standardabweichung. Ein typischer<br />
Fall des Typ B ist die Angabe einer Messunsicherheit im Datenblatt. Hier weiß man nur, dass<br />
sich der Messwert innerhalb des angegebenen Intervall befindet. Mit welcher Wahrscheinlichkeit<br />
der Messwert in der Mitte des Intervalls oder an seinem Rand auftritt, ist nicht bekannt.<br />
102 JUMO, FAS 146, Ausgabe 2007-01