elektrische Temperaturmessung
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8 Armaturen und Schutzrohre<br />
Bei edlen Thermoelementen werden hohe Anforderungen an den Reinheitsgrad der Keramik gestellt:<br />
Platin-Elemente sind sehr empfindlich gegenüber Vergiftung durch Fremdatome. Hierzu zählen<br />
besonders Silizium, Arsen, Phosphor, Schwefel und Bor. Bei Armaturen für Hochtemperaturmessungen<br />
ist daher besonders darauf zu achten, dass das Isolations- und Schutzrohrmaterial<br />
möglichst keines der genannten Elemente enthält. Als besonders schädlich ist in diesem Zusammenhang<br />
SiO 2 anzusehen. Die hierdurch verursachte Alterung scheint dabei nicht vom Siliziumdioxid,<br />
sondern von begleitenden Verunreinigungen aus Eisen ausgelöst zu sein [4]. Bei neutraler<br />
und reduzierender Atmosphäre erfolgt die Vergiftung wesentlich schneller, Ursache hierfür ist vermutlich<br />
SiO 2 , das zum SiO reduziert wird und mit dem Platin zu Pt 5 Si 2 reagiert. Schon 0,2% SiO 2<br />
im Isolations- oder Schutzrohrmaterial sollen in reduzierender Atmosphäre zur Ausbildung derartiger<br />
spröder Silizide ausreichen [4].<br />
Gasdurchlässige Schutzrohre können daher nicht in reduzierenden Atmosphären, wie beispielsweise<br />
in Glühöfen, verwendet werden, während sie in oxidierender Umgebung oder Schutzgas zulässig<br />
sind. Wird ein Innenrohr aus gasdichter Keramik verwendet, kann das äußere Schutzrohr aber<br />
durchaus gasdurchlässig sein.<br />
Bei der Montage des ungeschützten Platinelementes und insbesondere des der Messtemperatur<br />
ausgesetzten Teiles ist aus den genannten Gründen auf extreme Sauberkeit zu achten. Fett- und<br />
Ölrückstände (Schwefel), Handschweiß (NaCI, KaCI, CaCI) oder metallische Verunreinigungen (Abrieb,<br />
korrodierte Werkzeuge) müssen unbedingt vermieden werden.<br />
Weiterhin sind im Hochtemperaturbereich die Isolationseigenschaften der verwendeten Materialien<br />
wichtig. Aluminiumoxid und Magnesiumoxid werden bereits bei Temperaturen oberhalb 1000°C<br />
merklich leitend. Bessere Isolationseigenschaften bietet Berylliumoxid, das jedoch wegen seiner<br />
Toxizität in der Anwendung Probleme aufwirft. Zur Isolation werden daher Vierlochstäbe aus<br />
KER 710 (Kapitel 8.4.5 „Keramische Isolationswerkstoffe“) verwendet. Das Isolationsverhalten der<br />
Keramiken wird in erster Linie von deren Alkaligehalt bestimmt; Keramiken mit hohem Alkaligehalt<br />
werden bereits bei vergleichsweise geringen Temperaturen von ca. 800°C elektrisch leitend. Reine<br />
Aluminiumoxid-Keramiken besitzen die besten Eigenschaften.<br />
8.4.5 Keramische Isolationswerkstoffe<br />
Im Folgenden werden zwei keramische Materialien vorgestellt, die in ihren Eigenschaften in der<br />
DIN 43 724 festgelegt sind. Es handelt sich dabei um gasdichte Keramiken. Die ebenfalls in der<br />
DIN aufgeführte poröse Keramik KER 530 ist in ihrer Bedeutung rückläufig, da bei den Platin-Thermoelementen<br />
stets ein gasdichtes Innenrohr erforderlich ist.<br />
KER 710 (Alsint 99,7)<br />
Es handelt sich um eine reine Oxidkeramik aus mehr als 99,7% AI 2 O 3 sowie Spuren von MgO,<br />
Si 2 O und Na 2 O mit einer Feuerstandfestigkeit bis 1900 °C und einem Schmelzpunkt von 2050°C.<br />
Es ist der beste keramische Werkstoff mit einem Isolationswiderstand von 10 7 Ω · cm bei 1000°C,<br />
gut temperaturwechselbeständig auf Grund der guten Wärmeleiteigenschaften und relativ geringen<br />
Wärmeausdehnung von 8 · 10 -6 · K -1 . Das Wärmeleitvermögen entspricht mit 18W/m · K dem von<br />
rostfreiem Stahl [22]. Das Material mit großer mechanischer Festigkeit (Biegefestigkeit 340 MN · m -2 ,<br />
Härte 9 nach Mohs) eignet sich für Öfen mit hohen Temperaturen und reduzierender Atmosphäre<br />
mit Wasserstoff und Kohlenmonoxid. KER 710 eignet sich sogar für Glasschmelz- und Steinzeugbrennöfen<br />
mit Alkalidämpfen bis 1600°C und Glasschmelzen bis 1500°C [2]. Unter derartigen Bedingungen<br />
müssen sowohl der Isolierstab als auch das Schutzrohr aus KER 710 bestehen.<br />
KER 610 (Thermometerporzellan, Pythagoras)<br />
Dieser Werkstoff besitzt einen höheren Alkaligehalt (60% AI2O3, 37% SiO2, 3% Alkali) und dadurch<br />
einen geringen Isolationswiderstand von ca. 10 7 Ω · cm bei 1000 °C. Durch den hohen Siliziumdioxid-Anteil<br />
darf es nicht in reduzierenden Atmosphären eingesetzt werden. Gegenüber KER<br />
710 hat es eine um das Neunfache geringere Wärmeleitfähigkeit; seine mechanische Stabilität ist<br />
JUMO, FAS 146, Ausgabe 2007-01<br />
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