elektrische Temperaturmessung
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8 Armaturen und Schutzrohre<br />
8.4.3 Organische Beschichtungen<br />
Die Korrosionsfestigkeit lässt sich außer durch anorganische (galvanische) Überzüge auch durch<br />
Kunststoffbeschichtungen verbessern. Aus der Vielzahl derartiger Polymere sind die folgenden exemplarisch<br />
genannt:<br />
Hostaflon (Hoechst AG) ist ein thermoplastisch bearbeitbarer Fluor-Kunststoff mit Einsatztemperaturen<br />
von - 200 ... +150°C.<br />
Wema-Kor ist ein organisches Überzugsmaterial auf Fluor-Basis mit metallischen Bestandteilen,<br />
das Einsatztemperaturen bis 300°C erlaubt. Der Überzug ist sehr witterungsfest und salzspritzwasserfest,<br />
bis um den Faktor 10 höher als bei galvanischen Zink- oder Chromschichten. Die<br />
Schichtdicke beträgt allgemein nur 12 bis 15µm, sodass die Maßhaltigkeit des Bauteiles weitestgehend<br />
erhalten bleibt, Gewinde nicht nachgeschnitten werden müssen und der Kunststoff somit<br />
das Festrosten der Gewinde verhindert. Wegen seiner hohen Witterungsbeständigkeit findet<br />
Wema-Kor vielfach in der Automobilbranche Einsatz.<br />
Das Material ist beständig gegen die meisten verdünnten anorganischen Säuren und Laugen, verdünnte<br />
organische Säuren, Pflanzen- und Mineralöle, Benzine und höhere Alkohole, Lebensmittel<br />
und Kosmetika. Bedingt beständig gegen Lösungsmittel wie Ester, Chlorkohlenwasserstoffe und<br />
Aromate, organische Basen und konzentrierte Fettsäuren. Nicht beständig gegen Ketone, Aldehyde,<br />
Methanol, konzentrierte Salpeter-, Schwefel- und Salzsäure, Halogene, nitrose Gase in hohen<br />
Konzentrationen.<br />
Halar (Trichlor-Fluor-Polyethylen), eingetragenes Warenzeichen der Allied-Chemocal, ist ein Kunststoff<br />
mit ausgezeichneter chemischer Beständigkeit sowohl im sauren als auch im alkalischen Bereich.<br />
Bis 120 °C ist das Material inert gegen jede bekannte Chemikalie [21]. Die maximale Dauereinsatz-Temperatur<br />
liegt bei 160°C, erst unterhalb -76°C tritt Versprödung auf. Die Schichtdicke<br />
variiert zwischen 600 ... 800µm. Sie kann bis 1,4 mm erreichen, die Mindestschichtdicke beträgt<br />
300µm. Halar ist unempfindlich gegen Spannrissbildung und zeichnet sich durch hohe Zähigkeit,<br />
Abrissfestigkeit, Elastizität und Schlagfestigkeit aus. Physiologisch gilt es als unbedenklich [6].<br />
8.4.4 Keramische Schutzrohre<br />
Keramische Schutzrohre werden wegen ihrer vergleichsweise schlechten mechanischen Eigenschaften<br />
nur dann eingesetzt, wenn die Messbedingungen metallische Armaturen ausschließen,<br />
sei es aus chemischen Gründen oder wegen hoher Messtemperaturen. Ihr Haupteinsatzgebiet sind<br />
Bereiche zwischen 1000 und 1800°C. Sie können direkt das Medium berühren oder als gasdichtes<br />
Innenrohr das Thermoelement vom eigentlichen Schutzrohr aus Metall hermetisch trennen. Oberhalb<br />
1200°C sollten sie hängend montiert werden, damit sie nicht durch Biegebeanspruchung verziehen<br />
oder brechen. Schon Haarrisse können dazu führen, dass das Thermoelement „vergiftet“<br />
wird und driftet.<br />
Die Temperaturschockbeständigkeit einer Keramik wächst mit dem Wärmeleitvermögen und der<br />
Zugfestigkeit und ist umso größer, je geringer der termische Ausdehnungskoeffizient ist. Auch die<br />
Wandstärke des Materials ist dabei von großer Bedeutung; dünnwandige Rohre sollten dickwandigen<br />
vorgezogen werden.<br />
Risse entstehen häufig dadurch, dass die Schutzrohre zu raschen Temperaturwechseln ausgesetzt<br />
werden, indem sie zu schnell aus einem heißen Ofen herausgezogen werden. Die Verwendung eines<br />
Innen- und Außenrohres aus gasdichter Keramik ist daher ratsam. Hierbei schützt das äußere,<br />
dünnwandige Schutzrohr durch die zwischen ihnen befindliche Luftschicht das innere vor einem<br />
Temperaturschock. Dies erhöht die Lebensdauer des Thermometers, wird allerdings mit einer längeren<br />
Ansprechzeit erkauft.<br />
84 JUMO, FAS 146, Ausgabe 2007-01