20.11.2013 Aufrufe

Degenerative Veränderungen als Voraussetzung zur Sehnenruptur

Degenerative Veränderungen als Voraussetzung zur Sehnenruptur

Degenerative Veränderungen als Voraussetzung zur Sehnenruptur

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

74<br />

Ehlers Danlos Syndrom, das Marfani Syndrom, oder die Homocysteinurie, welche mit einer<br />

systemischen Kollagenstörung einhergehen, sind nur für etwa 1% der Fälle der Sehnenproblematiken<br />

verantwortlich (93). Fremdkörper werden in unter 10% der chronischen Tendopathien<br />

nachgewiesen (94). Im Zusammenhang mit einer histologischen Untersuchung von<br />

1000 spontan rupturierten Sehnen waren diese spezifischen Faktoren in nur 2% der Fälle für<br />

pathologische <strong>Veränderungen</strong> heranzuziehen (92,94,95).<br />

Es bestehen weiterhin enorme Widersprüche bezüglich einer definitiven Pathogenese für degenerative<br />

Sehnenveränderungen. Auf der einen Seite zeigt eine Studie von Shiota et al. (204)<br />

einen möglichen Zusammenhang zwischen knöchernen Ausrissen von Sehnen und einem Hyperparathyroidismus<br />

bei Hämodialysepatienten. An diesem tendo-ossärem Übergang war<br />

nach Shiota et al. kein gesundes Sehnengewebe mehr darstellbar und es zeigte sich ein glattes<br />

nicht tendinöses Bindegewebe. Auf der anderen Seite stellt Ruedi et al. (251) fest, man sei<br />

sich heute bei einem knöchernen Ausriss dieser Sehnen weitgehend einig, dass hier keine<br />

degenerativen Prozesse <strong>als</strong> Grund für ein solches Geschehen heranzuziehen sind (251).<br />

Weitere klinische Studien mit einem genauen Vergleich der einzelnen „prädisponierenden<br />

Faktoren“ beleben diese Diskussion. Kasten et al. (96) zeigen bei 23% der Patienten ihres<br />

untersuchten Patientengutes, welche eine durch ein leichtes indirektes Trauma ausgelösten<br />

Patellasehnenruptur erlitten, Vorerkrankungen beziehungsweise Vorverletzungen des Extensormechanismus<br />

des Kniegelenkes. 14% hatten sich schon früher einer Knieoperation unterzogen.<br />

5% der Patienten wiesen eine Vorgeschichte mit Osteogenesis imperfekta auf. In 2%<br />

der Fälle ging die Ruptur einher mit einen M. Osgood Schlatter oder einer intraartrikulären<br />

Cortikoidinjektion. Ein Diabetes mellitus, eine Gichtarthritis, Arthropathia psoriatica oder<br />

eine rheumatische Artritis waren bei keinem der Patienten aufzeigbar (19,96). Demgegenüber<br />

werden jedoch auch in der Literatur Fälle beschrieben, bei denen sich bilaterale Patellasehnenrupturen<br />

ohne bekannte prädisponierende Faktoren ereigneten. Donati et al. (44) stellte<br />

zwei Fälle vor, bei denen eine traumatische <strong>Sehnenruptur</strong> erfolgt war, ohne assoziierte systemische<br />

Erkrankungen oder eine Vorgeschichte von chronischen Überbelastungen.<br />

Diese recht bedeutende Frage der Rupturgenese konnte auch an unserem untersuchten Patientengut<br />

nicht geklärt werden. Unsere Ergebnisse können von jeder der beiden widersprüchlichen<br />

Theorien <strong>als</strong> Bestätigung oder <strong>als</strong> Widerlegung gedeutet werden. Die von uns untersuchten<br />

Patienten wiesen sowohl eine degenerative Tendopathie bei leerer Krankheitsanamnese,<br />

sowie bei einer Vielzahl von verschiedenen Vorerkrankungen auf, wie beispielsweise der Diabetes<br />

mellitus, eine Brustskoliose, Herz-Rhythmus-Störungen, Gicht, ein Lupus erythematodes,<br />

chronische Kopfschmerzen mit Analgetikagebrauch, Tuberkulose, Kinderkrankheiten,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!