21.11.2013 Aufrufe

WENN MAMA UND PAPA ANDERS SIND

WENN MAMA UND PAPA ANDERS SIND

WENN MAMA UND PAPA ANDERS SIND

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Geistige Behinderung – ein mehrdimensionales und relationales Phänomen<br />

sozialrechtliche Fragestellungen und für die Gewährung von Leistungen zur Teilhabe nach<br />

dem SGB IX (Neuntes Sozialgesetzbuch).<br />

Mit diesem Verständnis von Behinderung ist zu erkennen, dass also recht ähnliche Befunde<br />

zu ganz verschiedenen Behinderungen führen können. Zur Verdeutlichung ein Beispiel<br />

(vgl. Pixa-Kettner 2007a, S. 2): Eine 30jährige Frau, die als Verkäuferin arbeitet, Mutter<br />

von zwei kleinen Kindern ist, in einer Wohnung im vierten Stock ohne Fahrstuhl und in<br />

einer Kleinstadt ohne barrierefreie Verkehrsmittel lebt, dürfte durch eine Querschnittslähmung<br />

anders behindert sein als ein 50jähriger Berufspolitiker, der in einem eigenen Haus<br />

lebt, über genügend finanzielle Mittel verfügt und vom zuständigen Hilfesystem einen umgerüsteten<br />

PKW finanziert bekommt.<br />

(Geistige) Behinderung gilt also nicht mehr als unveränderbarer Zustand, sondern ist in<br />

Wechselwirkung mit den Kontextfaktoren variabel. Dabei wäre zu fragen, welche Kontextfaktoren<br />

förderlich und welche hinderlich sind, damit einer Person ein möglichst hohes<br />

Ausmaß an gesellschaftlich üblicher Aktivität und Teilhabe eingeräumt wird (vgl. Pixa-<br />

Kettner 2007a, S. 2). Es sollte also darauf abgezielt werden, Förderfaktoren zu schaffen<br />

und Barrieren abzubauen.<br />

1.3 Bedeutung der ganzheitlichen Sichtweise für Eltern mit<br />

geistiger Behinderung<br />

Was bedeutet diese neue bio-psycho-soziale Sichtweise nun für Eltern mit geistiger Behinderung?<br />

Für sie gilt ebenso, dass die organische oder funktionelle Störung in Wechselwirkung<br />

mit den jeweiligen Kontextfaktoren entscheidend dafür ist, wie stark sie als Eltern<br />

behindert sind und in welchem Maße eine gesellschaftlich übliche Aktivität und Teilhabe<br />

im Bereich der Elternschaft möglich ist. Wie bereits in Kapitel 1.2 erwähnt, sollte im Zusammenhang<br />

mit Kontextfaktoren benannt werden, ob es sich um Förderfaktoren oder Barrieren<br />

handelt, d. h. welche Faktoren wären abzubauen, welche wären dementsprechend zu<br />

schaffen.<br />

Zur Veranschaulichung auch hier ein verdeutlichendes Beispiel für hinderliche Kontextfaktoren/Barrieren<br />

(vgl. Pixa-Kettner 2007a, S. 2; vgl. Pixa-Kettner 2008, S. 15): Einer<br />

Frau, die als geistig behindert gilt, wird es durch Umweltfaktoren in Form von negativen<br />

Einstellungen, Vorurteilen und verwehrender Unterstützung unmöglich gemacht, ein Kind<br />

zu bekommen. Dabei geht es weniger um die intellektuelle Beeinträchtigung, die möglicherweise<br />

zur Folge haben könnte, nicht alle Tätigkeiten im Zusammenhang mit einer El-<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!