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WENN MAMA UND PAPA ANDERS SIND

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Elternschaft von Menschen mit geistiger Behinderung<br />

nicht übersehen werden, dass dies für andere Frauen genauso gelten kann. Die Kinderwunsch-Motive<br />

bei Frauen mit geistiger Behinderung werden viel kritischer hinterfragt als<br />

bei anderen. Während sich Frauen ohne Behinderung rechtfertigen müssen, wenn sie sich<br />

kein Kind wünschen, müssen sich Frauen mit Behinderung rechtfertigen, wenn sie sich ein<br />

Kind wünschen (vgl. Pixa-Kettner/Bargfrede 2008, S.75; vgl. Schmetz/Stöppler 2007, S.<br />

68).<br />

Die meisten Männer und Frauen mit geistiger Behinderung müssen sich vielen Hindernissen<br />

stellen, wenn sie sich verlieben und miteinander leben wollen. Oftmals wird ihnen der<br />

Raum für Intimität verwehrt, z. B. scheint es in einigen Einrichtungen üblich zu sein, dass<br />

Fachpersonal ohne anzuklopfen, das Zimmer betritt. Betreuendes Personal und Angehörige<br />

meinen oftmals zu wissen, was für Menschen mit geistiger Behinderung richtig ist. Das<br />

Recht auf Liebe und Sexualität wird größtenteils eingeschränkt oder bestritten. Daher ist<br />

der Umgang mit dem Kinderwunsch bislang von großer Hilflosigkeit geprägt. Der allgemeine<br />

Grundsatz scheint der zu sein, dieses Thema einfach auszuklammern, um nicht unnötig<br />

darauf aufmerksam zu machen (vgl. Pixa-Kettner/Bargfrede 2008, S.75).<br />

Im Bremer Forschungsprojekt 1993 (vgl. Pixa-Kettner/Bargfrede/Blanken 1996) wurde<br />

deutlich, dass den meisten Frauen mit geistiger Behinderung die negative Haltung der Umgebung<br />

bewusst war und insgesamt nicht offen über den Kinderwunsch gesprochen wurde.<br />

Das führte dazu, dass Schwangerschaften lange geheim gehalten wurden. Wurde der<br />

Wunsch nach einem Kind doch einmal thematisiert, waren die Reaktionen bagatellisierend,<br />

die Frauen wurden in ihrem Wunsch nicht ernst genommen oder er wurde kategorisch abgelehnt<br />

– „Du schaffst das sowieso nicht!“ (vgl. Pixa-Kettner 2008, S. 76).<br />

Auch heute wird oft im Falle einer eingetretenen Schwangerschaft zu einem Schwangerschaftsabbruch<br />

geraten (vgl. Schmetz/Stöppler 2007, S. 68). Allerdings gilt die dahinter<br />

stehende Sorge eher den Fachkräften und Angehörigen selbst – „Wir schaffen es nicht!“<br />

Wünsche verschwinden nicht einfach, indem man sie ignoriert. Genauso wenig können sie<br />

über die argumentatorische Ebene beseitigt werden (vgl. Pixa-Kettner/Bargfrede 2008, S.<br />

76). Es mag vermutlich Argumente geben, die dagegen sprechen, als geistig behinderte<br />

Frau ein Kind zu bekommen, doch letztendlich entscheiden sich nur die wenigsten Frauen<br />

aus rationalen Gründen für ein Kind. Rationale Aspekte spielen mitunter eine Rolle und<br />

der Wunsch nach einem Kind muss nicht immer erfüllt werden, aber es ist mehr als erforderlich,<br />

dass eine Person in ihren Wünschen ernst genommen wird. Sie sollte die Gelegen-<br />

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