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WENN MAMA UND PAPA ANDERS SIND

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Risiko- und Schutzfaktoren im Leben der Kinder von Eltern mit geistiger Behinderung<br />

Leitbild nicht anerkannt. Des Weiteren kann die Loslösung vom Elternhaus durch Gefühle<br />

der Verantwortung und einer möglichen Parentifizierung zusätzlich erschwert werden.<br />

Außerdem sind die Jugendlichen benachteiligt, wenn es um eine zufrieden stellende Zukunftsperspektive<br />

geht (vgl. Sanders 2008, S. 178), z. B. in Bezug auf berufliche Ziele. Als<br />

denkbare Gründe lassen sich hier ein Mangel and befriedigenden Vorbildern sowie fehlende<br />

Unterstützung bei alltäglichen Situationen wie Bewerbungsgespräche oder Ärger mit<br />

Vorgesetzten anführen.<br />

Bisher liegen wenige Erfahrungsberichte vor, wie Jugendliche geistig behinderter Eltern<br />

bei der Bewältigung von Herausforderungen unterstützt werden können (vgl. Sanders<br />

2008, S. 178f).<br />

Es sind ebenfalls Beispiele bekannt (vgl. Sanders 2008, S. 179), in denen hervorgeht, dass<br />

viele der heute erwachsenen Kinder ihre Pubertät als wenig belastend erlebt haben.<br />

Erwachsenenalter<br />

Die geistige Behinderung der Eltern spielt im Erwachsenenalter für die Kinder ebenso eine<br />

Rolle. Schließlich ist dies keine Erfahrung, die irgendwann verarbeitet oder beendet ist. Sie<br />

bildet vielmehr ein lebensbegleitendes Thema und äußert sich in unterschiedlichen Aspekten<br />

der Biografie (vgl. Prangenberg 2002, S. 97). In der Zeit der Berufstätigkeit und der<br />

eigenen Familiengründung kann die elterliche Behinderung sowohl Gefühle der Verantwortung<br />

als auch Scham und Angst hervorrufen. Einige brechen den Kontakt zu ihren Eltern<br />

ab, da sie ihrem (Ehe-)Partner keine Schwiegereltern mit geistiger Behinderung zumuten<br />

möchten. Außerdem besteht die ständige Angst, eine Behinderung an die eigenen Kinder<br />

weiterzugeben (vgl. Sanders 2008, S. 179).<br />

In biografischen Interviews (vgl. Prangenberg 2002, S. 96ff) wurde eine große Bandbreite<br />

des Umgangs mit der elterlichen Behinderung im Erwachsenenalter deutlich: z. B. Kontaktabbruch,<br />

Selbst-Viktimisierung oder ein offener Umgang mit der Herkunft. Die Mehrheit<br />

der erwachsenen Kinder reflektiert die Beziehung zu den Eltern als positiv, obwohl die<br />

belastenden Erinnerungen präsent bleiben. Die gesellschaftliche Diskriminierung steht<br />

weiterhin im Vordergrund. Dies kann dazu führen, dass die elterliche Behinderung als Familiengeheimnis<br />

tabuisiert wird. Trotzdem zeigt sich, dass die erwachsenen Kinder ihre<br />

Eltern nicht kategorisch ablehnen (vgl. Sanders 2008, S. 179f). Die Gefühle ihnen gegenüber<br />

sind in erster Linie von Ambivalenz gekennzeichnet. Einerseits kritisieren sie ihre<br />

Eltern, andererseits fühlen sie sich für sie verantwortlich (vgl. Pixa-Kettner 2003, S. 21;<br />

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