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WENN MAMA UND PAPA ANDERS SIND

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Risiko- und Schutzfaktoren im Leben der Kinder von Eltern mit geistiger Behinderung<br />

Internationale Studien erfassen sowohl ererbte als auch erworbene Behinderungen bei den<br />

Kindern (vgl. Sanders 2008, S. 165), doch entsprechende Ergebnisse weisen enorme Abweichungen<br />

auf. Die Möglichkeit einer Behinderung der Nachkommenschaft liegt je nach<br />

Studie zwischen 3 % und 90 %! (vgl. Prangenberg 2002, S. 88). Dies liegt mitunter an der<br />

differierenden Forschungsmethodik sowie an den abweichenden Definitionen des Personenkreises.<br />

Insofern lässt sich kein kausaler Zusammenhang zwischen kindlicher und elterlicher<br />

Behinderung herausstellen. Es zeigt sich, dass hier noch intensiver Forschungsbedarf<br />

besteht (vgl. Sanders 2008, S. 166).<br />

Trennung von den Eltern/Fremdunterbringung<br />

Im Vergleich zu anderen unterliegen Kinder geistig behinderter Eltern einem deutlich erhöhten<br />

Risiko, von ihren Eltern getrennt zu werden (ca. 40 % bis 60 %) – oft mehrmals in<br />

ihrem Leben. Die Kinder werden meist in Pflege- oder Adoptivfamilien 8 sowie zu einem<br />

geringen Teil in Heimen fremduntergebracht (vgl. Pixa-Kettner 2007b). Zur Trennungshäufigkeit<br />

in späteren Altersphasen existieren keine differenzierten Angaben. Auch über<br />

Kinder, die nicht mehr mit ihren leiblichen Eltern zusammenleben, liegen nur sehr wenige<br />

Informationen vor (vgl. Sanders 2008, S. 166f). Als Begründung für die Fremdunterbringung<br />

wird hauptsächlich eine Überforderung der Eltern infolge fehlender elterlicher Kompetenz<br />

angeführt (vgl. Rohmann 2008, S. 144), wodurch das Kindeswohl gefährdet wurde.<br />

Ebenso spielen andere Faktoren eine Rolle, wie z. B. unzureichende Unterstützung, fehlende<br />

Bindung zum Kind oder Verwehrung von stationären Hilfen seitens der Eltern (vgl.<br />

Rohmann 2008, S. 144f). Oftmals gelangen Eltern mit geistiger Behinderung selbst zur<br />

Einsicht, dass es für ihr Kind besser wäre, wenn dieses in einer Pflegefamilie aufwächst.<br />

Das Akzeptieren der Notwendigkeit einer verantwortungsvollen Erziehung bedingt dann<br />

die Trennung vom Kind (vgl. Gellenbeck 2003, S. 90). 9<br />

Das Wissen um die Bedeutung von Bindungen ist die Basis um zu verstehen, welche Probleme,<br />

Chancen und Risiken in einer Trennung liegen können. In jedem Fall entsteht zwischen<br />

Eltern und Kind eine Bindung – jedoch mit unterschiedlicher Qualität, welche stark<br />

von der Eltern-Kind-Beziehung abhängt. Die zentrale Problematik einer Trennung von den<br />

Eltern liegt darin, dass diese von den Kindern oft als zusätzliches Trauma erlebt wird (vgl.<br />

Rohmann 2008, S. 135). Frühkindliche Trennungserfahrungen stellen einen bedeutenden<br />

8 In der Nachfolgestudie von Pixa-Kettner (vgl. Pixa-Kettner 2007b) wurde festgestellt, dass die Unterbringung in Adoptivfamilien<br />

nur noch sehr selten vorkommt. Die überwiegende Unterbringung erfolgt in Pflegefamilien. Dies bedeutet gleichzeitig eine<br />

Stärkung der elterlichen Position.<br />

9 Oftmals kommt es zur so genannten „freiwilligen Entscheidung“ der Eltern für die Fremdunterbringung. Auch wenn die Trennung<br />

nicht „gegen den Willen“ der Eltern ist, entspricht dies nicht unbedingt ihrem Wunsch. Die Zustimmung erfolgt meist aus<br />

Angst vor einem Sorgerechtsentzug (vgl. Rohmann 2008, S. 146).<br />

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